Die erste öffentliche Sitzung des Untersuchungsausschusses: Bergamo-Bilder, Ebola und Übersterblichkeit

Übersterblichkeit, die Bilder von Bergamo und ob es vermeidbare Fehler im Umgang mit COVID-19 gab. Diese Fragen waren Teil der ersten öffentlichen Sitzung des Corona-Untersuchungsausschusses im Thüringer Landtag. Das östliche Bundesland ist eines von dreien, in denen es aktuell Corona-Untersuchungsausschüsse gibt.
Titelbild
Corona-Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag in Erfurt. Ausschussvorsitzende Lena Saniye Güngör (Die Linke).Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 21. August 2025

Die Militärlaster von Bergamo waren Thema in der ersten öffentlichen Sitzung des Corona-Untersuchungsausschusses im Thüringer Landtag am 19. August.

Denn einer der drei geladenen sachverständigen Zeugen, der Datenanalyst Tom Lausen (58), ging in seiner Stellungnahme auf die Bilder ein, die sich in den ersten Monaten der Corona-Zeit in Europa vielen Menschen einprägten.

Sie sollen Särge von verstorbenen Corona-Toten transportiert haben. Der damalige Ministerpräsident der ehemaligen Regierungskoalition in Thüringen aus Linke, SPD und Grünen, Bodo Ramelow (Linke), nutzte sie wie andere Politiker auch, um die eigene Corona-Politik zu rechtfertigen.

So erklärte er im April 2020 bei „Markus Lanz“, dass er froh darüber sei, dass in Deutschland die Sterberate noch nicht so hoch sei wie in anderen Ländern. Ramelow sagte:

„Die Bilder von Bergamo sind mir unter die Haut gegangen.“

Im Mai desselben Jahres lobte er die Bürger, die trotz Doppelbelastung die Corona-Maßnahmen mittragen würden, die man brauche, um erfolgreich die Gesundheit der Mitbürger zu schützen. Ihnen sei es zu verdanken, dass „uns“ Bilder wie diejenigen aus Bergamo bislang erspart geblieben seien.

Ein Bild aus Bergamo, das um die Welt ging. Der „Bayerische Rundfunk“ erklärt mit anderthalb Jahren Verspätung, wie eine Fotolegende entstanden war. Foto: Bildschirmfoto/BR24

Lausen untersuchte Todeszahlen von Bergamo

Mit einem fünfköpfigen Team bereiste Lausen daher Bergamo und besuchte mit einem Arzt aus der Region 27 Friedhöfe in und um Bergamo. Dort zählte er, wie viele Menschen in dem damaligen Zeitraum gestorben waren, und prüfte, ob dies mit den verbreiteten Corona-Todeszahlen zusammenpasste.

Der durch einen Todesfall in der Familie in der Corona-Zeit vom Programmierer zum investigativen Analysten gewandelte Lausen kam dabei zu dem Schluss: Die Zahl von rund 6.000 Toten, die in kürzester Zeit starben, stimmt.

Doch die Untersuchung warf neue Fragen auf, die aus seiner Sicht dringend wissenschaftlich erforscht werden müssen. Denn nach rund sechs Wochen mit einer teilweise um 600 Prozent gestiegenen Übersterblichkeit trat in der mit rund 1,2 Millionen Menschen bewohnten Region Bergamo wieder die normale Übersterblichkeit ein.

Das sei mit einem üblichen epidemiologischen Verlauf, der wellenförmig sei, nicht zu erklären und sei in dieser massiven Form nirgendwo in Europa „während Corona“ nochmals aufgetreten, so Lausen zu den Ausschussmitgliedern von AfD, BSW, CDU, SPD und Linke.

Der einzelne „Peak“ jedoch, also die grafisch dargestellte Spitze, die aufgrund der Corona-Todeszahlen in einem Diagramm entsteht, sei in geringerer Ausprägung in mehreren Städten und Regionen später nochmals zu finden, so der Schleswig-Holsteiner weiter. Er zeigte sich verwundert, dass dies noch niemand untersucht hat.

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BAG-Chef sieht Einschleppung durch chinesische Gastarbeiter

Er berichtet davon, dass ihm Daniel Koch, langjähriger Leiter des schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit (BAG) – also das Pendant zum deutschen Robert Koch-Institut (RKI) –, erzählte, dass chinesische Gastarbeiter das Virus in die Bergamo-Region eingeschleppt hätten.

Lausen stellte aufgrund der Ergebnisse seiner Analyse infrage, dass Bergamo dafür taugte, die teils über Jahre andauernden massiven Grundrechtseinschränkungen im sogenannten Kampf gegen das Coronavirus zu rechtfertigen.

Er habe in Bergamo auch mit Ärzten, Passanten und Menschen auf den Friedhöfen gesprochen. Manche hätten gesagt: Als die Menschen anfingen zu sterben und als sie merkten, dass wenn sie ins Krankenhaus gehen, dass sie dort sterben, seien sie nicht mehr dorthin gegangen, und das Sterben habe dann aufgehört.

Das lasse die Annahme zu, dass im Krankenhaus möglicherweise die Behandlung ein Problem gewesen sei, interpretiert Lausen die Aussagen. „All diese Fragen müssen geklärt werden“, so der IT-Experte zu Epoch Times.

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Vorsitzende brach Stellungnahme ab

Seine Stellungnahme als Präsentation mit zahlreichen Zahlen und Grafiken konnte er im Ausschuss nicht vollständig zeigen. Mehrfach wurde er bei seinem Vortrag durch die Ausschussvorsitzende Lena Saniye Güngör (Linke) unterbrochen. Sie forderte Lausen auf, sich kurz zu halten, da man sich als Ausschuss einen Zeitrahmen gesetzt hätte.

Lausen verwies darauf, dass seine Stellungnahme zur Übersterblichkeit und Bergamo eine Hilfestellung sei und sie diese Zahlen sicher noch nicht gesehen hätten. Nach 20 Minuten brach Saniye Güngör die Stellungnahme ab und verwies darauf, dass Lausen die Präsentationsfolien nachträglich den Ausschussmitgliedern zur Verfügung stellen könne.

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Ärztekammervorsitzende befürwortet Corona-Impfpflicht

Für die ebenfalls geladene Sachverständige, die HNO-Ärztin Ellen Lundershausen (74), Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen von 2015 bis 2023, war die Strategie der Bundesregierung in Ordnung, die Folgebereitschaft zur Umsetzung der Corona-Maßnahmen mit der Erzeugung von Ängsten herzustellen.

Den Ansatz, Kindern zu erklären, dass sie mit ihrem Handeln ihre Großeltern in Gefahr bringen könnten, fand die siebenfache Großmutter ebenfalls gut, um zu sensibilisieren und an andere zu denken. Alle ihre Enkel seien auch gegen COVID geimpft.

Sie erklärte, dass aus ihrer Sicht nur eine breitflächige Impfung der Bevölkerung bei stark ausgeprägten Infektionskrankheiten wie COVID-19 helfen würde, um das Krankenhaussystem und die Bevölkerung nicht zu überlasten.

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Die COVID-Impfpflicht für das medizinische Personal kam ihrer Meinung nach zu spät, und eine frühzeitige allgemeine COVID-Impfpflicht hätte geholfen, die Folgen zu minimieren. Für sie gebe es nur eine kleine Gruppe, die aus immunologischen Gründen nicht hätte geimpft werden dürfen.

Gleichzeitig erklärte sie, dass die Medizin eine individuelle Sicht auf den Menschen erfordere und es auch individuell sei, was helfe.

„Die nächste Pandemie kommt sicher“

Für Lundershausen, die seit Mai 2019 Vizepräsidentin der Bundesärztekammer ist, sei der Nutzen einer Impfung „um ein Vielfaches größer als der Schaden“. Die heutige rückblickende Diskussion und Aufarbeitung auch in Corona-Untersuchungsausschüssen helfe nicht weiter. Die Erfurterin erklärte:

 Wir müssen nach vorne schauen, denn die nächste Pandemie kommt sicher.“

Sie sieht insbesondere bei der Kommunikation und der Vernetzung von Behörden, Ärzten und politischen Entscheidungsträgern noch Verbesserungsbedarf, um schneller und besser agieren zu können.

Sie trage alle Maßnahmen, die damals durch die Politik getroffen worden sind, aus Sicht der damaligen Kenntnisse auch heute noch mit. „Doch mit dem jetzigen Wissen sieht dies anders aus“, so die Ärztin zu Epoch Times. Dabei spielt sie auf die massiven Tests bei Kindern und die strengen Isolationen von alten Menschen an.

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Ebola-Corona-Vergleich

Verwundert zeigten sich einige Ausschussmitglieder, als Lundershausen das Coronavirus mit dem Ebolavirus verglich. Auf die anschließend von einem Ausschussmitglied erfragte Sterberate bei beiden Viruserkrankungen konnte sie keine Antwort geben.

In ihren Augen sei kein anderes Land durch Corona so gut gekommen wie Deutschland.

Lausens Grafiken zeigten ein anderes Bild. In mehreren europäischen Ländern gab es auch mit einer lockeren Maßnahmenpolitik eine geringere Übersterblichkeit als in Deutschland. Schweden hatte insgesamt über den Corona-Zeitraum die niedrigste Übersterblichkeit bei hoher Impfquote und fast keine Corona-Maßnahmen, während Rumänien auf Platz 2 folgte, mit einer der niedrigsten Impfquoten in ganz Europa.

Die Aussage, dass Impfen geholfen hätte, schwere Verläufe und Tote zu vermeiden, sei für Lausen damit rein statistisch so nicht haltbar.

Auch habe es bei der Hochstufung des Sicherheitsrisikos im März 2020 durch das RKI keine Untersterblichkeit und keine auffällig hohe Belegung von Krankenhäusern und Intensivstationen in Thüringen und in Deutschland gegeben.

Laut Lundershausen, gab es im Pandemierat vom damaligen RKI-Chef Lothar Wieler keine nichtwissenschaftlichen oder politisch motivierten Aussagen.

Dickmann: COVID-Impfung sicher und wirksam

Die dritte und letzte angehörte Sachverständige bei der Ausschusssitzung am 19. August war die Ärztin und Politikwissenschaftlerin Petra Dickmann. Als Expertin für Risikokommunikation und Krisenmanagement war sie in der Corona-Zeit Vorsitzende des thüringischen wissenschaftlichen Beirates, der die Landesregierung in dieser Zeit beraten hatte.

Die ehemalige Mitarbeiterin des RKI erklärte bei der Anhörung, dass sie ein Freund eines restriktiven Kurses bei der Eindämmung der Virusausbreitung am Anfang sei – gerade bei sich exponentiell verbreitenden Viren wie dem Coronavirus.

Befragt nach möglichen Ähnlichkeiten zwischen Ebola und SARS-CoV-2 sagte sie, dass beide Viruserkrankungen aufgrund ihrer Unterschiede nicht vergleichbar seien und Ebola eine viel höhere Gefährlichkeit besäße.

Corona hätte ihr gezeigt, dass es Bedarf gebe, die Risikokommunikation zu verbessern, und sie schlug nach dem Vorbild Großbritanniens einen Chefmediziner vor, der die fachliche Kommunikation in einer Pandemie übernimmt.

Die Zahl von abgesagten Operationen während Corona und ihre Auswirkungen sei ein heikles Thema, das vermieden werde. Corona sei ansteckend gewesen, ohne dass man selbst gewusst habe, dass man krank sei und Symptome habe.

Die mRNA-COVID-Impfstoffe sind in ihren Augen wirksam und sicher. Überrascht sei sie gewesen, als klar wurde, dass mit ihnen keine sterile Immunität gegen den Atemwegsvirus SARS-CoV-2 möglich war. Man habe als Beirat den wissenschaftlichen Bereich von der Evidenz her beleuchtet und der Politik Empfehlungen gemacht, so Dickmann.

Für ein Interview stand die Ärztin nicht zur Verfügung.

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AfD-Politikerin: Bürgern Menschenverstand abgesprochen

Für Wiebke Muhsal (AfD), Fraktionssprecherin im Corona-Untersuchungsausschuss, war auffällig, wie vage die beiden befragten Medizinerinnen blieben, welche Daten die Grundlage für ihre Einschätzung bildeten.

Die Juristin und fünffache Mutter kritisiert im Gespräch mit Epoch Times, „dass man Menschen nicht mehr zugestanden hat, ihre eigenen Entscheidungen für ihre eigene Gesundheit zu treffen“.

Außer der AfD stand keine Fraktion für Interviews zur Verfügung.



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