DIW schlägt „Boomer-Soli“ vor: Ruheständler sollen zur Kasse gebeten werden

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat einen Solidaritätsmechanismus innerhalb der älteren Generation vorgeschlagen, um einkommensschwache Rentner zu unterstützen. Dies soll dem Problem teilweise niedriger Alterseinkünfte in den geburtenstarken Jahrgängen um die 1960er Jahre begegnen, die aktuell in Ruhestand gehen.
Das DIW schlug dagegen am Mittwoch in Berlin einen „Boomer-Soli“ vor, der auf sämtliche Alterseinkünfte erhoben werden soll. Dieser könne Altersarmut reduzieren und das Rentensystem in Deutschland stabilisieren, erklärte dazu das DIW unter Berufung auf eine aktuelle Studie des Instituts.
Das Ziel sei, Menschen mit hohen Alterseinkünften moderat zur Kasse zu bitten. Die Ökonomen schlagen dafür eine Abgabe von drei bis vier Prozent der Bezüge vor. Die Einkünfte einkommensschwacher Haushalte von Senioren könne dadurch um zehn bis elf Prozent steigen.
Es träfe „gut versorgte Ruheständler“
„Wenn alle Babyboomer im Ruhestand sind, wird das Rentensystem noch deutlich stärker unter Druck kommen als bisher“, erklärte dazu DIW-Experte Peter Haan.
„Es wäre nicht fair, die anstehenden Lasten des demografischen Wandels vor allem den jüngeren Generationen aufzubürden“, warnte auch der DIW-Steuerfachmann Stefan Bach. Ein „Boomer-Soli“ könne hier für einen Ausgleich innerhalb der älteren Generation sorgen:
„Er träfe in erster Linie gut versorgte Ruheständler, denen es nicht allzu weh tut, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten.“
Soli auf alle Einkommen der Senioren – nicht nur Renten
Der Soli würde dem Vorschlag zufolge auf alle Einkommen von Ruheständlern erhoben, also neben gesetzlichen, privaten und betrieblichen Renten auch auf Pensionen und sonstige Versorgungsbezüge sowie möglicherweise auch auf Einkünfte aus Vermögen. Daraus könnten dann zielgerichtete Zuschüsse zur gesetzlichen Rente finanziert werden.
Einer Umverteilung nur innerhalb des Systems der gesetzlichen Rente erteilt das DIW hingegen eine Absage. Das Institut weist darauf hin, dass diese gerade bei wohlhabenderen Haushalten häufig nur eine geringe Rolle spiele – im Gegensatz zu Betriebsrenten und Einkünften aus Vermögen.
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„Die Rentenpunkte in der gesetzlichen Rente sind kein guter Indikator für ein hohes oder niedriges Haushaltseinkommen – von daher wäre es wenig zielgenau, nur innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung umzuverteilen“, erklärte dazu der DIW-Rentenexperte Maximilian Blesch.
Eine Freigrenze könnte es bei rund 1.000 Euro Alterseinkünften geben
Das DIW geht davon aus, dass es mit seinem Modell gelingen könnte, den Anteil der Menschen in Altersarmut von derzeit mehr als 18 Prozent auf weniger als 14 Prozent zu verringern.
Das Institut warnt allerdings auch davor, es mit der Umverteilung zu übertreiben. Ansonsten sinke der Anreiz für Erwerbstätige mit mittleren und höheren Einkommen, angemessen für das eigene Alter vorzusorgen.
Vorgeschlagen wird eine Abgabe von zehn Prozent auf Alterseinkünfte ab einer Freigrenze von je nach Modell 902 oder 1048 Euro monatlich.
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Eine Umverteilung ausschließlich innerhalb des Systems der gesetzlichen Rente hatte 2023 der Sachverständigenrat für Wirtschaft vorgeschlagen.
Dieses Modell könnte laut DIW auch Rentner mit mittleren Einkünften relativ stark belasten, beim „Boomer-Soli“-Modell wären diese hingegen weniger stark belastet. (afp/red)
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