Drosten im Untersuchungsausschuss: War höherem Druck ausgesetzt als Spitzenpolitiker

Der in der Corona-Zeit omnipräsente Virologe Christian Drosten zeigte sich bei seiner erneuten Vernehmung im Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag am 21. August angriffslustig und äußerte massive Kritik.
Titelbild
Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag Dresden am 21. August 2025. Befragung von Prof. Dr. Christian Drosten.Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 26. August 2025

In Kürze

  • Professor Christian Drosten erklärt sich und kritisiert abweichende Meinungen anderer Wissenschaftler.
  • Datenanalyst Tom Lausen widerspricht Drosten in vielen Punkten.
  • Ausschussvorsitzender Andreas Nowak (CDU) sieht neue offene Fragen.
  • AfD will sich dafür einsetzen, dass Zeugenprotokolle veröffentlicht werden.

Der Charité-Virologe Christian Drosten saß schon einmal im Mai 2025 im Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags. Da damals nicht alle Fragen geklärt werden konnten, wurde der Professor ein weiteres Mal geladen. In seiner Erklärung ging Drosten dieses Mal in die Offensive. Er sieht sich als Angriffsziel aggressiver Medien. Doch er habe sich nicht „kleinkriegen“ lassen. Die Angriffe seien erfolgt, weil er unwissenschaftliche Äußerungen und das Phänomen dahinter öffentlich adressiert habe, so Drosten.

Die Medien hätten auf Meinung und Gegenmeinung in ihren Formaten gesetzt. Dies halte er in einer Pandemie für falsch, da so ein verzerrtes Bild von der wissenschaftlichen Sicht in der Corona-Zeit erzeugt worden sei. Denn die anderen Einschätzungen seien nur Einzelmeinungen gewesen, erklärte der Wissenschaftler.

Mit den Versuchen, seine Person zu zerstören, seien auch immer mehr Falschinformationen an die Öffentlichkeit gelangt.

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Drosten: Höherer Druck als bei Spitzenpolitikern

Der politisch-mediale Druck, dem Drosten ausgesetzt gewesen sei, sei höher gewesen als der von Spitzenpolitikern. Jedoch gebe es keinen Schutzmechanismus für Personen, die sich wie er für soziale Belange einsetzen.

Es sollten Mechanismen eingeführt werden, die Wissenschaftler transparent machen, die eine politische Agenda betreiben würden. Offenbar zielte seine Kritik auf den Virologen Hendrik Streeck, der seit März 2025 für die CDU im Deutschen Bundestag und seit Mai 2025 Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist.

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Drosten kritisierte in der Vernehmung die Heinsberg-Studie von Streeck und die Art, wie die Ergebnisse öffentlich gemacht wurden. Streeck hatte damals nicht nur Drostens Studie zur Virenbelastung bei Kindern, sondern auch andere Aussagen des Charité-Virologen öffentlich kritisiert.

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Scheindiskussion und COVID-Impfpflicht

In den Medien seien Scheindiskussionen geführt worden, die es in der Wissenschaft gar nicht gegeben habe. Er nannte als Beispiel die Diskussion darum, ob Kinder Pandemietreiber seien.

Kinder könnten die gleiche Virenmenge ausstoßen wie Erwachsene, obwohl sie keine oder nur leichte Symptome hätten, erklärte er. Und die COVID-Infektionen hätten sich gleichmäßig in der Gesellschaft in Bezug auf das Alter verbreitet.

Allerdings gab es damals durchaus Wissenschaftler, die Drostens Studie, welche belegen sollte, dass mit dem Coronavirus infizierte Kinder wahrscheinlich genauso ansteckend sind wie Erwachsene, kritisch hinterfragt haben. So kommentierte der Virologe Alexander Kekulé im Mai 2020 im „Deutschlandfunk“ in einem Artikel mit der Überschrift „Auf der Auswertungsseite sind ein paar Fragezeichen dran“:

„Das muss man aber in den Bereich des Glaubens setzen.“
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Ebenfalls erklärte Christian Drosten im Landtag, es sei wissenschaftlich obsolet, die Wirksamkeit der COVID-Impfung zu bezweifeln. Bis zur Delta-Variante habe die Impfung gut vor Übertragung und schwerer Erkrankung geschützt und sie hätte für weniger Coronavirus-Tote gesorgt. Was Drosten nicht sagte: die Delta-Variante war schon im Sommer 2021 die am weitesten verbreitete Coronavirus-Mutation. Die Impfkampagne lief damals noch auf Hochtouren.

Die COVID-Impfpflicht für medizinisches und pflegerisches Personal sei damals aus seiner und der Sicht der Leopoldina aus ethischer Perspektive eine vernünftige Maßnahme gewesen. Rückblickend jedoch hätte man auf die Empfehlung verzichten können.

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Drostens wechselnde Haltung zu Masken

2021 seien die sächsischen Intensivstationen überfüllt gewesen, wobei er einen Zusammenhang mit der geringen COVID-Impfquote in dem Bundesland sehe. Drosten spricht von einer damaligen Gesamterstimpfquote von 58,6 Prozent in Sachsen. Es sei eindeutig belegt, dass es eine starke Belastung des Krankenhaussystems in Sachsen gegeben habe, so der Wissenschaftler.

Die Sterblichkeit pro Infiziertem war für ihn die wichtigste Kennzahl während Corona. Die Einschätzung, dass die Hälfte der Corona-Toten möglicherweise gar nicht an Corona verstorben sei, benannte er als falsch. Doch zur Sterblichkeitsrate des Virus nannte der Professor keine konkrete Zahl.

Weiter erklärte Drosten im Landtag, er habe nie für eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum geworben: „Meine Auffassung war nie, dass man in der Öffentlichkeit eine Maske tragen soll.“ Diese Haltung hat Drosten vor allem zum Anfang der Pandemie propagiert, wie sein Tweet vom 22. März 2020 zeigt:

Doch schon im April 2020 erklärte er, eine Maskenpflicht könnte helfen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Professor Dr. Christian Drosten zur Maskenpflicht. Foto: Bildschirmfoto von web.de

Jeder Positivtest eine Infektion?

Zur Kontrollstrategie mithilfe von massenweisen Corona-Tests auch bei symptomfreien Personen sagte Christian Drosten, dass hierdurch in Deutschland keine Infektion übersehen worden sei. Eine Testung bei symptomfreien Bürgern habe er jedoch nie empfohlen.

Er erklärte, es sei falsch zu sagen, ein PCR-Test könne nicht zeigen, ob eine aktuelle Infektion vorliege oder nicht. Ein positiver Corona-Test bedeutete auch eine Infektion, so Drosten, der damals mit seinem Team den Test entwickelte, der zum Goldstandard wurde.

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Die schwedische Strategie sei für Drosten „grundlegend falsch“, die deutsche Corona-Politik sei hingegen nicht so schlecht gewesen. Aber Politik und Behörden hätten es nicht geschafft, kritische Einstellungen gegen politische Entscheidungen kommunikativ aufzubrechen.

Drosten erklärte, er habe keine politische Agenda, und wenn eine Studie erscheine, die das, was er bis dahin wusste, anders erscheinen lasse, dann ändere er auch seine Meinung.

Lausen gibt viel Widerspruch

Als zweiter Sachverständiger war der Datenanalyst Tom Lausen (58) in den Untersuchungsausschuss geladen. Seine Aussagen stellten einen starken Kontrast zu den Aussagen von Drosten dar.

So weise Schweden mit 354.000 Verstorbenen (+0,3 Prozent) von 2021 bis 2024 schlussendlich die besten Zahlen Europas bei der Übersterblichkeit auf, während Deutschland weit abgeschlagen auf Platz 21 liege – mit 383.000 Toten mehr (+10,4 Prozent).

Sachsen hatte trotz der bundesweit geringsten Impfquote in Deutschland über den gesamten Corona-Zeitraum hinweg die zweitniedrigste Übersterblichkeit, führte der IT-Programmierer aus.

Er wies zudem auf eine Studie hin, die für das zweite und dritte Pandemiejahr eine höhere Übersterblichkeit als 2020 auswies. Dabei korreliere der Sterblichkeitsanstieg mit dem Beginn der COVID-Impfkampagne.

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Lausen: Krankenhausverlegung ist normales Tagesgeschäft

Auch erklärte Lausen anhand öffentlich zugänglicher Zahlen, dass Patientenverlegungen in andere Kliniken und Bundesländer – anders, als es während Corona durch die Medien dargestellt wurde – zum Tagesgeschäft der Krankenhäuser gehörten und nicht unbedingt ein Zeichen für eine Überlastung sein mussten.

So wurden deutschlandweit 2019 insgesamt rund 187.300 Patienten von Intensivstationen in andere Kliniken verlegt – im Gegensatz zu 176.800 im Jahr 2020.

Gegenüber Sachsens Krankenhäusern, den Behörden und der Politik erhob er schwere Vorwürfe. So hätten parlamentarische Anfragen ergeben, dass während der Corona-Pandemie 2021 von über 84 Prozent und im darauffolgenden Jahr von fast 90 Prozent der wegen COVID hospitalisierten Patienten kein COVID-Impfstatus erhoben wurde. Die Behörden und die Regierung hätten sich offenbar auch nicht bemüht, diese Zahlen zu bekommen. Epoch Times hat sich ausführlich mit dem Thema Impfstatus beschäftigt.

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Die Bußgelder, die für die Nichtmeldung vorgesehen waren, seien nie erhoben worden, so der Datenanalyst.

Auch hätte die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen, genau wie in den anderen Bundesländern, keine Daten zur COVID-Impfung mit Angaben zu Impfnebenwirkungen an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geliefert, obwohl dies gesetzlich festgelegt worden sei.

Erst im März 2025 seien die Daten beim PEI eingetroffen, was für Lausen Fragen zur COVID-Impfstoffsicherheit aufwerfe.

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Datenanalyst sieht keine gute Wirkung bei COVID-Impfung

Anhand von Zahlen zeigte Lausen, dass hauptsächlich Menschen mit Pflegegraden in der Corona-Zeit in den Kliniken gestorben seien, die vermutlich alle bereits geimpft gewesen seien. Für ihn würden die Zahlen keine gute Wirkung durch die COVID-Impfung nahelegen.

In der Gesamtpandemiezeit ist Sachsen mit einer geringen Übersterblichkeit über die Runden gekommen, wie schon erwähnt. Doch zur zweiten Welle gab es eine hohe Übersterblichkeit in dem Bundesland mit +32,2 Prozent Anstieg. Lausen warf die These auf, dass dieser Anstieg mit einem zu späten Handeln der Landesregierung zusammenhängen könnte und nicht mit niedrigeren Impfquoten, wie Christian Drosten argumentiert.

Denn Sachsens Nachbarland Tschechien sei Ende September 2020 zum COVID-Risikogebiet erklärt worden und zeige in der Zeit auch eine höhere Übersterblichkeit. Doch der Grenzverkehr sei durch die Landesregierung erst Mitte November eingeschränkt worden.

Lausen berichtet, dass der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dazu in einem „Spiegel“-Interview erklärte, dass ohne die tschechischen und polnischen Ärzte und Krankenschwestern und die osteuropäischen Mitarbeiter von DHL in Sachsen die medizinische Versorgung, die Versorgung in Pflegeheimen und in anderen wirtschaftlichen Bereichen zusammengebrochen wäre.

In dem Interview machte der CDU-Politiker eine „kleine Minderheit von Unvernünftigen“ mitverantwortlich für die zugespitzte Situation in Sachsen im Dezember 2020. Sie hätten auch dazu beigetragen, dass die Situation zunehmend kritischer wurde, so Kretschmer damals.

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AfD will Protokollveröffentlichung

Für den Ausschussvorsitzenden Andreas Nowak (CDU) haben sich durch die Anhörung der Sachverständigen weitere Fragen aufgetan. Da eine Fraktion bisher nicht komplett ihre Fragen stellen konnte, werde Professor Christian Drosten ein drittes Mal geladen, kündigte er an.

Corona-Untersuchungsausschuss Sachsen mit den Sachverständigen Christian Drosten und Tom Lausen am 21. August 2025. Der Ausschussvorsitzende Andreas Nowak (CDU). Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Auch würden weitere Zeugen in den noch zwei öffentlichen Sitzungen in diesem Jahr vernommen. Er dürfe aber noch nicht sagen, wer das sein wird, so der Politiker zu Epoch Times.

Der stellvertretende Landtagspräsident und stellvertretende Vorsitzende des Corona-Untersuchungsausschusses, André Wendt (AfD), will sich dafür einsetzen, dass die Zeugenprotokolle veröffentlicht werden.

Er zeigt Unverständnis darüber, dass dies bisher nicht vorgesehen ist. Gegenüber Epoch Times erklärte der Abgeordnete:

„Weil es sich ja auch um öffentliche Anhörungen handelt – also, was gibt es da zu verbergen?“

Die bisherige Arbeit des Ausschusses, der auf Antrag der AfD eingerichtet wurde, bezeichnet er als erfolgreich. So hätten Sachverständige deutlich gemacht, dass Kinder und Jugendliche keine Pandemietreiber seien und Krankenhäuser nicht überlastet gewesen seien, so Wendt.

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BSW-Politiker erschrocken über Drosten-Aussage

Jens Hentschel-Thöricht (BSW) zeigte sich im Interview mit Epoch Times „erschrocken“ darüber, dass Drosten die Aussagen von anderen Wissenschaftlern, die sich nicht mit seinen Erkenntnissen deckten, negierte.

„Das hat uns doch schon sehr überrascht, weil wir den anderen Sachverständigen nicht unterstellen, dass sie weniger Ahnung von ihrem Metier haben als Herr Drosten.“

Seine Erkenntnisse zur Impfstatuserhebung in Sachsen decken sich mit den Angaben von Lausen. So ergab seine Anfrage an die Landesregierung zum Impfstatus bei Verstorbenen, dass es bei über 92 Prozent der Verstorbenen keine Daten gibt, ob sie geimpft waren.

Hentschel-Thöricht zeigte sich verwundert, dass es keine ausreichende Datenlage gegeben habe bei so einem wichtigen Thema während einer Pandemie, während der an jedem Tag aufgefordert wurde, sich doch bitte impfen zu lassen.

Anm. d. Red.: Der Artikel wurde am 27. August 2025 aktualisiert und u.a. mit früheren Aussagen von Dr. Christian Drosten ergänzt.



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