Grüne vor tiefem Einschnitt: Personalabbau in der Bundesgeschäftsstelle sorgt für Unmut

In Kürze:
- Grüne Bundesgeschäftsstelle vor massivem Personalabbau – befristete Verträge laufen aus
- Stimmung angespannt: Mitarbeiter sprechen vom „Untergang der Partei“.
- Sinkende Wahlergebnisse drücken auch die staatliche Parteienfinanzierung.
- Nachwuchsfigur Jette Nietzard kündigt Abgang und Jobsuche an.
Nach mehreren verlorenen Wahlen hängt bei den Grünen der Haussegen schief. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte die Partei bereits am 23. Juli eine „Mitarbeitendenversammlung“ in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin abgehalten. Schatzmeisterin Manuela Rottmann sollte diese am Ende als „Fuck-up-Scheißtag“ einordnen, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Grund dafür ist, dass die Geschäftsstelle vor einem erheblichen Personalabbau steht – vor allem befristete Arbeitsverhältnisse werden nicht mehr verlängert.
Ende der Grünen-Wahlerfolge macht sich finanziell bemerkbar
Bereits jetzt weist die Bundesgeschäftsstelle demnach nur noch 150 Beschäftigte auf – gegenüber 190 in der heißen Wahlkampfphase. Ab 2026 soll deren Zahl noch weiter auf 120 sinken. Die Stimmung ist angespannt, die Sitzung soll turbulent abgelaufen sein, eine betroffene Mitarbeiterin soll vom „Untergang der Partei“ gesprochen haben.
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Das Führungsduo aus Felix Banaszak und der aus Baden-Württemberg zugeschalteten Franziska Brantner soll zum Ziel des geballten Unmuts der Belegschaft geworden sein. Unter ihren Vorgängern Ricarda Lang und Omid Nouripour war im Bereich des Personals noch stetig aufgestockt worden.
Tatsächlich kannten die Umfragewerte der Grünen über Jahre hinweg nur eine Richtung – steil nach oben. Im Jahr 2019 erzielte die Partei, getragen von der medial befeuerten „Fridays for Future“-Bewegung, bei der Europawahl mit 20,5 Prozent ihren bundesweit größten Erfolg.
Fraktion muss ebenfalls sparen – Notstrukturen im Osten sollen bleiben
Nach diesem Durchbruch kletterten die Umfragewerte auf bis zu 29 Prozent im April 2021. Bereits die Bundestagswahl fünf Monate später brachte zwar mit 14,8 Prozent ein deutlich darunter angesiedeltes Ergebnis. Gegenüber 2017 war es jedoch ein deutliches Plus und ähnlich sah es bei den Landtagswahlen aus. Dies spülte auch erhebliche zusätzliche Mittel aus der staatlichen Parteienfinanzierung in die Kassen der Partei.
Die Landtagswahl in Niedersachsen im Herbst 2022 brachte den Grünen noch ein deutliches Plus – ebenfalls von einer niedrigen Ausgangsbasis. Ab 2023 kam es jedoch knüppeldick: Wahlschlappen in Bremen, Hessen und Bayern. 2024 verlor die Partei fast die Hälfte ihrer Stimmenanteile bei der Europawahl und flog in Thüringen und Brandenburg aus dem Landtag. Bei der Bundestagswahl 2025 ging es abwärts auf 11,6 Prozent.
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Um im Osten zumindest noch Grundstrukturen aufrechterhalten zu können, wollte man eine Grundfinanzierung beibehalten. Die Bundesgeschäftsstelle muss nach Überzeugung der Führung jedoch abspecken. Der bisherige Betrieb lässt sich aufgrund der fehlenden Mittel nicht mehr aufrechterhalten.
Grünen-Chefin soll Belegschaft Ernst der Lage vorenthalten haben
Im Jahr 2023 waren die festgesetzten Mittel aus der staatlichen Teilfinanzierung von knapp 30 auf 36,5 Millionen Euro angewachsen. Sollte den Grünen kein politischer Wiederaufstieg gelingen, dürfte sich die Höhe wieder zurück auf 30 Millionen oder weniger bewegen.
Unter den Beschäftigten wirft man der Parteiführung auch vor, die Belegschaft nicht frühzeitig klar genug über die möglichen Konsequenzen einer Wahlniederlage auf die Verträge in Kenntnis gesetzt zu haben. Brantner interessiere sich ohnehin kaum für die Bundesgeschäftsstelle, hieß es. Zudem seien die Schilderungen über die „Personalplanung als Prozess“ vielfach so aufgefasst worden, als seien die Jobs sicher.
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Tatsächlich stehen Bereiche wie die Umfeldanalyse vor der vollständigen Streichung. Gleichzeitig werden jedoch in Bereichen, die vom Jobabbau betroffen sind, auch neue Stellen geschaffen. Auch das sorgt für Unmut. Dazu komme Uneinigkeit über die künftige Strategie und Ausrichtung.
Nietzard bald ohne „Mega-Job mit Reisen, und politisch was machen“
Auf Jobsuche will demnächst auch die scheidende Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, gehen. Ihr Mandat läuft im Oktober aus, dann wird eine neue Führung gewählt. Nach mehreren Eklats hatte die Nachwuchspolitikerin im Juli erklärt, nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren zu wollen.
In einem Video kündigte sie nun an, sie werde „ab Oktober, November, Dezember so, mal gucken“, welche Optionen der Arbeitsmarkt für sie biete. Habe sie bis dato einen „Mega-Job mit Reisen, und politisch was machen und Presse und dies, das“ gehabt, wolle sie künftig keinen „40-Stunden-Bürojob“ ausüben. Sie bat ihre Abonnenten auf TikTok, diese mögen ihr doch bitte Hinweise geben, „was es für geile Sachen gibt, die man machen kann“.
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Sie wäre bereit, im In- und Ausland zu arbeiten. Einzige Bedingung: Nietzard müsse damit „Geld verdienen“ können. Als Qualifikation hat sie der „Morgenpost“ zufolge einen Bachelor im Fach Erziehung und Bildung in der Kindheit vorzuweisen. Neben der politischen Tätigkeit habe sie noch in gemeinnützigen Organisationen gearbeitet, unter anderem als Projektleiterin.
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