Hausärzte warnen vor Scheitern der ePA – Zahnärzte nennen sie einen „elektronischen Schuhkarton voller Zettel“

Angesichts der schleppenden Einführung der elektronischen Patientenakte hat der Hausärzteverband eine bessere Aufklärung von Patienten durch die Krankenkassen gefordert.
„Der elektronischen Patientenakte für alle droht eine Bruchlandung. Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd“, sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, der „Rheinischen Post“. „Wenn die Verantwortlichen weiter machen wie bisher, dann wird eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern“, fügte er hinzu.
Für Patienten wäre das eine schlechte Nachricht, „denn eine gut umgesetzte elektronische Patientenakte hätte zweifellos das Potenzial, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen“, sagte Beier.
Beier: ePA in aktueller Form „nicht alltagstauglich“
„Notwendig wäre eigentlich eine große und koordinierte Informationskampagne gewesen. Stattdessen haben die Krankenkassen sich darauf beschränkt, vereinzelt Briefe mit allgemeinen Informationen zu versenden“, kritisierte Beier, der den Kassen vorwirft, bei der Aufklärung ihrer Versicherten „die Hände in den Schoß“ zu legen.
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Weiter betonte er, dass die Patientenakte in ihrer aktuellen Form „schlichtweg nicht alltagstauglich“ sei und verwies etwa auf einen komplizierten Registrierungsprozess und störanfällige Technik. Es vergehe kaum eine Woche, in der die Praxen keine Probleme mit dem Zugriff auf Patientenakte hätten, kritisierte er.
Zahnärzte nennen sie „nutzlos“ und einen „elektronischen Schuhkarton voller Zettel“
Wegen den niedrigen Zahlen zur Nutzung der ePA hat die Bayerische Landeszahnärztekammer das Angebot als „nutzlos“ bezeichnet. Dass bislang nur sehr wenige gesetzlich Krankenversicherte die digitale Akte nutzten, sei „kein Wunder“, erklärte der Präsident der Zahnärztekammer, Frank Wohl, am Dienstag. Bisher gebe es weder einheitliche Kategorien zur Befüllung der Akte, etwa „Befund“, „Bericht“ oder „Arztbrief“, noch eine Volltextsuche.
Derzeit gleiche die digitale Patientenakte einem „elektronischen Schuhkarton voller Zettel“, kritisierte Wohl. Ärztinnen und Ärzte könnten sich außerdem nicht auf Vollständigkeit der Daten verlassen. Das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Akte sei angesichts von Datenschutzlücken derzeit „denkbar ungünstig“.
Pläne für eine elektronische Patientenakte gibt es seit mehr als 20 Jahren, seit 2021 gibt es sie auf freiwilliger Basis. Nach einer mehrmonatigen Testphase wurde die Patientenakte dann im April bundesweit eingeführt.
In der Akte ist die gesamte Krankengeschichte eines Patienten elektronisch gespeichert – von Behandlungen und Operationen über Vorsorgeuntersuchungen, Röntgenbilder bis zu verschriebenen Medikamenten. Zwar widersprachen nur wenige gesetzlich Krankenversicherte der Einrichtung ihrer elektronischen Krankenakte. Bislang nutzt dieses Angebot jedoch nur ein Bruchteil der Versicherten. (afp/red)
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