Heizen wird teurer als je zuvor – besonders für Nutzer von Fernwärme

Mit erheblichen Preissteigerungen bei den Heizkostenabrechnungen für 2024 rechnet der Immobiliendienstleister Ista. Der Liegenschaftsverwalter, der unter anderem Heizkostenabrechnungen erstellt, stützt seine Prognosen nicht auf Schätzungen, sondern bereits vollzogene Berechnungen. Wie es am Montag, 12. Mai, aus dem Unternehmen hieß, kommen vor allem auf Fernwärmekunden massive Preissteigerungen zu.
Für eine Musterwohnung von 70 Quadratmetern müssten Fernwärmekunden gegenüber dem Jahr zuvor mit einem Plus von mehr als einem Viertel rechnen. Statt 830 Euro müssten sie sich für die Jahresabrechnung auf Kosten von 1.055 Euro einstellen. Aber auch Gaskunden müssten sich auf einen Anstieg um 53 Euro oder 7 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Abrechnungszeitraum einstellen. Lediglich Mieter, die mit Öl heizten, könnten auf Erleichterung hoffen – und einen Rückgang auf 892 Euro (minus 12 Prozent).
Fernwärme im Jahr 2023 nur um 5 Prozent teurer geworden
Der Dienstleister sieht vor allem das Ende der Energiepreisbremsen und der ermäßigten Mehrwertsteuer für Fernwärme und Gas als die Preistreiber. Unternehmenschef Hagen Lessing prognostiziert:
„Viele Mieterinnen und Mieter werden für das Heizen ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor.“
[etd-related posts=“5110925″]
Grundlage der Berechnungen des Dienstleisters sind rund 900.000 bereits erstellte Heizkostenabrechnungen. Tatsächlich hatte es bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Preissteigerungen bei den Heizkosten gegeben. Im Jahr 2023, als es sowohl die Strompreisbremse als auch die bis März 2024 geltende Mehrwertsteuersenkung gab, war auch Öl um 27 Prozent im Plus.
Gaskunden mussten Schnitt 39 Prozent mehr für ihre Wärmeversorgung bezahlen. Fernwärme war in jenem Jahr demgegenüber nur um 5 Prozent teurer geworden. Zuletzt hatten die Debatten um das sogenannte Heizungsgesetz Hoffnungen auf einen zügigen Ausbau des bundesweiten Fernwärmenetzes genährt.
Mögliche Kostenfallen an allen Enden
Von dieser Lösung versprachen sich viele einen besseren Schutz vor möglichen weiteren staatlichen Eingriffen in das System der privaten Wärmeversorgung. Die nun zu erwartenden deutlichen Preissteigerungen dürften zu einer Ernüchterung beitragen. Dazu kommt eine starke Abhängigkeit von Monopolisten in diesem Bereich und weitere Kostenrisiken.
Auch die neue Bundesregierung setzt auf die Steuerung der Heizsysteme über den Preis. Bundeskanzler Friedrich Merz will dies nicht über Detailvorschriften wie das „Heizungsgesetz“ regeln, sondern über den CO₂-Preis. Die Gesamtkosten der Technik für den Fernwärmeanschluss – einschließlich Wärmeübertrager und Zubehör – belaufen sich meist auf 5.000 und 10.000 Euro.
[etd-related posts=“4610666″]
Dies wäre in den meisten Fällen günstiger als die Umrüstung der privaten Wärmeversorgung auf eine Wärmepumpe. Da bis dato in nur 17 Prozent der Fälle eine Energieerzeugung für die Fernwärme aus erneuerbaren Quellen wie Geothermie stattfindet, bleibt diese jedoch weiter ein Kostenrisiko. Im Laufe der vergangenen 30 Jahre hat sich der Nettopreis für die Fernwärme mehr als verdreifacht.
Lokale Monopolisten häufig intransparent bei der Preisbildung
Bis 2030 strebt der Bund eine Fernwärmeversorgung an, die zumindest zu 50 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. Bis dato beeinflussen die Kostensteigerungen für fossile Brennstoffe die Fernwärmepreise zumindest indirekt. Gerade in diesem Bereich arbeiten Versorger, die häufig lokale Monopolisten sind, mit langfristigen Liefervereinbarungen.
Diese haben den Vorteil, dass sie Kunden vor extremen kurzfristigen Preisausschlägen auf den Spotmärkten schützen, wie sie 2022 nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine zu beobachten waren. Allerdings wird die Weitergabe sinkender Preise an den Endabnehmer dadurch ebenfalls gehemmt. Außerdem können Preissteigerungen zeitversetzt weitergegeben werden.
[etd-related posts=“5110683″]
Zu den Schwächen des Fernwärmesystems gehört weiterhin, dass dieser erst am Anfang steht. Erst bis 2028 ist damit zu rechnen, dass es flächendeckend kommunale Wärmeplanungen geben wird. Deren Fertigstellung sollte infolge der massiven öffentlichen Proteste gegen das Heizungsgesetz zur Voraussetzung dafür werden, dass dieses in Kraft treten kann.
Ausbau der Fernwärme soll bis zu 100 Milliarden Euro kosten
Selbst wenn die kommunale Wärmeplanung erkennbar macht, wo genau in Deutschland eine Versorgung mit Fernwärme in Betracht kommt, werden der Ausbau und die Wartung der Netze hohe Kosten verursachen. Diese werden auf den Verbraucher umgelegt. Die Umstellung auf erneuerbare Energien lässt einen weiteren Preisschub befürchten.
Die geschätzten Kosten der Transformation der Netze, um die flächendeckende Versorgung mit Fernwärme zu gewährleisten, könnten bis zu 100 Milliarden Euro ausmachen. Kosten für Betrieb, Wartung und Investitionen sind auch von der allgemeinen Inflationsentwicklung abhängig. Da die Fernwärmeanbieter oft lokale Monopolisten sind, sind außerdem deren Preisgestaltungen intransparent und regional unterschiedlich.
[etd-related posts=“4951478″]
Auf eine Entlastung mit Blick auf die nächste Heizsaison rechnen die Bürger des Landes nicht. Einer repräsentativen YouGov-Umfrage unter mehr als 1.000 Miethaushalten zufolge rechnen 42 Prozent der Befragten mit weiteren Preissprüngen von bis zu 20 Prozent. Mit noch größeren Steigerungen rechnen weitere 18 Prozent. Gleichbleibende Kosten erwarten 22 Prozent, nur 3 Prozent rechnen damit, dass Heizen günstiger wird.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion