Interessenkonflikt? Der Kanzler stärkt seinem Kulturstaatsminister den Rücken
In Kürze:
- In Frage eines mutmaßlichen Interessenkonflikts zur Weimer Media Group stärkt Kanzler Friedrich Merz seinem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer den Rücken
- Merz: „Vorwürfe haben sich alle als falsch erwiesen – da wird nichts verkauft“
- „Apollo News“-Chefredakteur Max Mannhart spricht von „nachweislicher Lüge“ des Kanzlers
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich schützend vor seinen parteilosen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gestellt. In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ vom 23. November 2025 wies der Kanzler sämtliche Vorwürfe zurück, nach denen Weimer über sein Unternehmen Weimer Media Group (WMG) „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“ im Rahmen des Ludwig-Erhard-Gipfels (LEG) am Tegernsee verkauft haben soll.
„Die Vorwürfe, die gegen Wolfram Weimer erhoben worden sind, haben sich alle als falsch erwiesen“, erklärte Merz auf Nachfrage von ARD-Interviewer Markus Preiss, „da wird nichts verkauft“ (Kurzvideo auf X).
Hochrangige Politiker als „Speaker“ angekündigt
Beworben wird das kommende Tegernsee-Meeting auf der LEG-Website aktuell mit „Speakern“ wie Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU), Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU), Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Eine Auswahl der „Speaker“ des Ludwig-Erhard-Gipfels 2026. Foto: Bildschirmfoto/ludwig-erhard-gipfel.de
Das Nachrichtenportal „Apollo News“ hatte am 17. November eine Recherche zur Vermarktung des LEG 2026 veröffentlicht. In „Verkaufsdokumenten“ zum kommenden Tegernsee-Summit 2026 wurde den potenziellen Tagungsbuchern unter dem Schlagwort „Ihre Top-Assets“ unter anderem „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“, „Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung“ und „Premiumvernetzung in entspannter Atmosphäre am Tegernsee“ in Aussicht gestellt.
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Laut „Apollo News“ sollen für verschiedene Teilnahme- und Kooperationspakete Preise je nach Leistungsangebot zwischen 40.000 und 80.000 Euro netto aufgerufen worden sein. Ein einfaches Tagesticket „mit Gipfelnacht“ für „Deutschlands Meinungsführertreffen“ kostet 1.400 Euro, eins ohne Gipfelnacht 1.100 Euro, drei Tage mit Gipfelnacht 3.000 Euro.
Beim Ludwig-Erhard-Gipfel, so Merz in der ARD, handele es sich um „eine Veranstaltung, wie übrigens zahlreiche andere Medienverlage sie im gleichen Format regelmäßig machen“.
Staatsminister Weimer sei zudem „kein Geschäftsführer mehr“ und habe „jetzt auch seine Anteile an der Firma komplett abgegeben, was er nicht hätte tun müssen“. Denn das sähen die Verhaltensregeln für Mitglieder der Bundesregierung nicht vor. „Er hat’s trotzdem gemacht, und damit gehe ich davon aus, dass alle Vorwürfe ausgeräumt sind“.
Weimer sieht keinerlei Interessenkonflikt
Die „Tagesschau“ hatte am vergangenen Freitag bestätigt, dass Weimer drei Tage nach Bekanntwerden der „Apollo News“-Recherche angekündigt hatte, seinen 50-prozentigen Anteil an der WMG einem Treuhänder übertragen zu wollen. Nach Informationen der „Rheinischen Post“ (RP) soll die Übertragung bis Jahresende unter Dach und Fach sein.
Seine frühere Tätigkeit als WMG-Geschäftsführer hatte Weimer am 28. April 2025 niedergelegt, also wenige Tage vor Antritt seines Staatsministeramts. Seitdem managt offiziell seine Ehefrau Christiane Goetz-Weimer die Geschäfte, ihr Mann behielt aber zunächst seine Geschäftsanteile.
In der WMG würden die „Stimmrechte als Gesellschafter vertraglich von der Mitgesellschafterin ausgeübt“, erklärte Weimer darüber hinaus in der vergangenen Woche gegenüber der der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Er selbst habe „keine Funktionen, nicht einmal ein Beratermandat“, so Weimer. Sein heutiges politisches Engagement sei zudem „für den Verlag wirtschaftlich nicht von Vorteil“.
Er selbst werde zudem „auch weiterhin auf jegliche Gewinnausschüttung“ verzichten, betonte Weimer laut Rheinischer Post am vergangenen Donnerstag. Dieser freiwillige Verzicht betreffe auch das laufende Geschäftsjahr. Und weiter:
Ich vollziehe diese Trennung allein, um jeglichen Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden, der indes tatsächlich nie bestanden hat.“
„Weimers Interessenkonflikte werden durch eine Treuhand nicht ausgeräumt, sondern verfestigt“, schrieb der Finanzexperte Prof. Stefan Homburg auf seinem X-Kanal. Es handele sich um eine „Falschbehauptung“ des Kanzlers, wenn dieser sage, „Weimer habe seine Firmenanteile ‚abgegeben‘“. „Wahr ist, dass Weimer seine Firmenanteile behält und einen Treuhänder verwalten lässt“, so Homburg.
Merz „mit der Arbeit von Wolfram Weimer sehr zufrieden“
Auf die Nachfrage von ARD-Interviewer Preiss am darauffolgenden Sonntag, ob der Kanzler „generell eigentlich gar kein Problem“ sehe, antwortet Merz:
Ich bin mit der Arbeit von Wolfram Weimer sehr zufrieden. Und dass er nun von ganz links und von ganz rechts unter Feuer genommen wird, das bestätigt mich eher in meiner Einschätzung, dass er gute Arbeit macht.“
Damit griff Merz eine Argumentation Weimers auf, der gegenüber der RP von „aggressiven Attacken gegen mich von rechten Medien“ gesprochen hatte. „Diese Angriffe von rechts außen auf meine Person werden mich aber nicht davon abbringen, meine Ziele in der Kultur- und Medienpolitik zu erreichen“, hatte Weimer damals ergänzt. In der FAZ hatte er die Behauptung, er verkaufe „Einfluss auf politische Entscheidungsträger“, als eine „Lüge“ bezeichnet.
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„Apollo News“-Chefredakteur: „Nachweisliche Lüge“ wird zum „Eigentor“
Max Mannhart, der Chefredakteur von „Apollo News“, warf Friedrich Merz am Morgen des 24. November vor, im ARD-Interview eine „nachweisliche Lüge“ verbreitet zu haben. „Da spricht zu hundert Prozent Wolfram Weimer durch den Bundeskanzler“, sagte Mannhart als Interviewgast von „NiUS“.
Auf seinem X-Kanal postete Mannhart kurz darauf einen Ausschnitt aus seinem „NiUS“-Gespräch – nun kommentiert mit den Worten:
Friedrich Merz glaubt offenbar, sein Amt würde ihm auch die Macht über die Wahrheit verleihen. Doch diese nachweisliche Lüge ist so offensichtlich, dass das ein maximales Eigentor wird.“
Friedrich Merz glaubt offenbar, sein Amt würde ihm auch die Macht über die Wahrheit verleihen. Doch diese nachweisliche Lüge ist so offensichtlich, dass das ein maximales Eigentor wird.
— Max Mannhart (@maxmannhart) November 24, 2025
Die Rechercheergebnisse seines Teams zur Causa Weimer seien „schlichtweg belegt mit Dokumenten“, nämlich mit Dokumenten der WMG selbst, betonte der „Apollo“-Chefredakteur. Weder die WMG noch Weimer persönlich hätten bislang die Echtheit der Dokumente bestritten, und etliche andere Medien, von der „Zeit“ über die „Süddeutsche“ bis hin zur „Tagesschau“, hätten das Thema anhand dieser Unterlagen inzwischen aufgegriffen.
Weimer habe zudem bisher nicht konkret gesagt, was genau an den Berichten von „Apollo News“ falsch sein solle. Ein von Weimer angekündigtes Anwaltsschreiben sei noch nicht in seiner Redaktion eingegangen, so Mannhart.
Mannhart gab zu bedenken, dass Merz mit seinen Äußerungen in der ARD „so ungefähr die gesamte deutsche Medienlandschaft angegriffen“ habe. Denn der Bundeskanzler unterstelle jedem einzelnen überregionalen Medium – von ganz links bis ganz rechts – eine „Falschberichterstattung“.
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Weimer seit Wochen unter Druck
Die bayerische Staatsregierung kündigte bereits eine interne Compliance-Prüfung zur Frage an, ob der LEG weiterhin staatliche Unterstützungsgelder erhalten solle. Für die Ausrichtung des Gipfels 2025 hatte die vom Wirtschaftsministerium des Freistaats geförderte Agentur Bayern Innovativ 165.000 Euro beigesteuert. Aus den Reihen der SPD, der Linken und Grünen hatte es Kritik an Weimer und Rufe nach Aufklärung gegeben.
Auch AfD-Bundessprecherin Alice Weidel hält die Aufklärung der Hintergründe und den Rücktritt des Staatsministers und Merz-Vertrauten Weimer für angebracht: „Das, was bisher bekannt ist, reicht längst dafür aus“, so Weidel in einem X-Video.
In allen Fällen gilt die Unschuldsvermutung.
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