King Charles rollt Steinmeier den roten Teppich aus
Erst Österreich, soeben Spanien und nun das Vereinigte Königreich – es ist bereits der dritte Staatsbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender innerhalb von knapp zwei Monaten.
Prunkvoll waren der Rahmen in der Wiener Hofburg und im Königlichen Palast in Madrid auch. Doch die vor dem deutschen Präsidentenpaar liegenden drei Tage in Windsor, London und Coventry dürften dies deutlich übertreffen.
Kutschfahrt, Parlament und ein Ehrendoktor
Dies zeigt bereits ein Blick in das dichte Programm für die drei Tage. Zur Begrüßung am Flughafen werden der Prinz und die Prinzessin von Wales, William und Catherine, kommen. Von Heathrow aus geht es nach Windsor, wo König Charles III. und Königin Camilla mit dem deutschen Präsidentenpaar die letzte Strecke zum Schloss per Kutsche zurücklegen wollen.
[etd-related posts=“5317701,“]
In Schloss Windsor werden die Gastgeber ihre Gäste mit militärischen Ehren begrüßen und am Abend auch zum Staatsbankett empfangen. Gespräche wird Steinmeier gleich am ersten Tag auch mit dem britischen Premierminister Keir Starmer führen.
Im Mittelpunkt des zweiten Besuchstages wird eine Rede Steinmeiers im Parlament stehen, in der er sich grundsätzlich zum deutsch-britischen Verhältnis und zu den gemeinsamen Aufgaben äußern dürfte.

Britische und deutsche Flaggen entlang der Straße, Mitglieder der Pipes No. 12 Company Irish Guards spielen im Rahmen der Wachablösung vor dem Windsor Castle in Windsor am 27. November 2025: Vorarbeiten vor dem Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Dezember. Foto: Justin Tallis/AFP via Getty Images
Beginnen wird der Tag für ihn mit einer Kranzniederlegung am Grab von Königin Elizabeth II. Enden wird er mit einem weiteren Bankett. Ihm wird Prinzessin Anne royalen Glanz verleihen.
Am dritten Tag reisen Steinmeier und Büdenbender nach Coventry. Die deutsche Luftwaffe hatte die nahe Birmingham in den Midlands gelegene Industriestadt im Zweiten Weltkrieg mehrfach mit schweren Bombenangriffen überzogen.
Auf dem Rückweg nach London wird Steinmeier in der Universitätsstadt Oxford haltmachen. Die Hochschule plant ihn mit der Ehrendoktorwürde auszuzeichnen.
Unterhaken unter Gleichgesinnten in Europa
Als letzter Bundespräsident hatte Roman Herzog dem Vereinigten Königreich einen Staatsbesuch abgestattet. Das war vor 27 Jahren. Dass Steinmeier jetzt nach London fliegt, hat aber nicht nur etwas damit zu tun, dass es mal wieder an der Zeit für einen Staatsbesuch war.
Wie schon zuvor in Österreich und Spanien geht es vor allem darum, sich als Europäer in unsicheren Zeiten unterzuhaken, gegenüber Staaten wie Russland, aber auch den USA die gemeinsamen Werte liberaler Demokratien zu demonstrieren.
Aus Sicht des britischen Botschafters in Berlin, Andrew Mitchell, ist der Besuch „von großer symbolischer Bedeutung“. Er biete die Gelegenheit, „die enge Partnerschaft zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland sichtbar zu machen und neue Impulse für Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit, Energie und Kultur zu setzen“.
[etd-related posts=“5249566,5247790″]
Charles und Steinmeier sind sich in den vergangenen Jahren immer wieder begegnet. So nahm Steinmeier im September 2022 an der Trauerfeier für Königin Elizabeth II. in London teil, im Mai 2023 dann an der Krönung von Charles. Diesen führte kurz zuvor im März sein erster Staatsbesuch nach Deutschland.
Zwischen beiden Staatsoberhäuptern habe sich „ein gutes und herzliches Verhältnis entwickelt“, heißt es im Bundespräsidialamt. Charles hat über seinen verstorbenen Vater, Prinz Philip, familiäre Verbindungen nach Deutschland und spricht Deutsch, wie er bei Ansprachen unter Beweis gestellt hat.

Am 27. November 2025 vor dem Windsor Castle in Windsor westlich von London: Britische und deutsche Flaggen für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sind gehisst. Foto: Justin Tallis/AFP via Getty Images
Berlin und London nach dem Brexit wieder auf Annäherungskurs
Der EU-Austritt der Briten belastete auch das Verhältnis zwischen London und Berlin, was sich mit dem Wahlsieg der Labour-Partei unter dem jetzigen Premierminister Keir Starmer im Sommer 2024 änderte. Der Ton ist wieder deutlich zugewandter und freundschaftlicher geworden. Oft ist von Neuanfang die Rede.
Mit der Unterzeichnung des Kensington-Abkommens im Juli beim Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vereinbarten beide Seiten eine engere Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie etwa der Rüstungsproduktion.
[etd-related posts=“5306638,5193020″]
Die stark unter Druck geratene Regierung von Starmer erhofft sich zudem von Berlin mehr Hilfe im Kampf gegen Schleuser. Auf deutscher Seite besteht vor allem der Wunsch, dass junge Menschen wieder einfacher nach Großbritannien reisen und dort arbeiten können.
Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit seinem Besuch in Coventry arbeitet Steinmeier weiter an der Versöhnung zwischen Deutschland und Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg. Die mittelenglische Stadt war ein bedeutender Industriestandort. Sie wurde von der deutschen Luftwaffe schwer bombardiert und größtenteils zerstört. Allein in der ersten Bombennacht vom 14. November 1940 starben nach britischen Angaben 568 Menschen.
Im Jahr 2018 hatte Steinmeier bereits beim Gedenken zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs an der zentralen Gedenkstätte für Gefallene, dem Cenotaph in London, als erster führender deutscher Politiker einen Kranz niedergelegt. (dpa/ks)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion