Millionenförderung, aber nur fünf Vermittlungen: Streit um Welcome Center Schleswig-Holstein

Das Welcome Center in Kiel sollte als zentrale Anlaufstelle ausländische Fachkräfte nach Schleswig-Holstein holen. Doch im ersten Jahr fällt die Bilanz mager aus: nur fünf vermittelte Jobs. Mittlerweile wird gar keine Zahl mehr angegeben. Die SPD spricht von „Luftschloss“ und massiven strukturellen Mängeln.
Titelbild
Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel (Archiv)Foto: via dts Nachrichtenagentur
Von 21. August 2025

In Kürze:

  • SPD kritisiert geringe Vermittlungszahlen des Welcome Centers in Kiel.
  • Von 2,6 Millionen Förderung bislang nur fünf erfolgreiche Jobvermittlungen erfolgt.
  • Zahl der Mitarbeiter stieg von sieben auf 14 – Vermittlung bleibt schwach.
  • Landesregierung verweist auf überarbeitete Kennzahlen und Beratungsangebote.

 

Die SPD-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein hat Kritik am Gebaren des im Dezember 2023 in Kiel errichteten Welcome Centers geübt. Die Einrichtung sollte ausländische Fachkräfte anwerben und dabei „bürokratischen Wahnsinn durchbrechen“.

Deshalb sei, so Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) damals zum NDR, ein solches umfassendes Zentrum erforderlich. Ein Arbeitsverhältnis allein reiche nicht aus, um glücklich in einem neuen Land anzukommen. Deshalb müsse man „Einreise, Visum, Leben, Familie und Wohnen zusammen denken“.

Welcome Center: SPD stellt „Meilenstein“ infrage

Die Anlaufphase des Welcome Centers gestaltete sich unterdessen zäh. Wie Anfragen der SPD im Landtag ergeben hatten, blieb von einem „Meilenstein im Kampf gegen den Fachkräftemangel“ wenig erkennbar. Im ersten Jahr gelang lediglich die Vermittlung von fünf Arbeitskräften. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten in der Einrichtung selbst von anfangs 7 auf mittlerweile 14 angewachsen.

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Rund 2,6 Millionen Euro an jährlicher Förderung sah die schwarz-grüne Landesregierung für das Projekt vor, das bereits unmittelbar nach der Landtagswahl 2022 vereinbart worden war. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Kiel sollte als Träger fungieren.

Dem Arbeitsministerium des Landes zufolge gab es 2024 immerhin 516 Beratungsanfragen. 199 davon stammten von Menschen aus dem Ausland. Neun Beschäftigte seien in die Betreuung involviert gewesen. Je nach Fall seien zwischen vier und zehn Beratungstermine erforderlich gewesen. Drei der fünf vermittelten Jobs waren der Gesundheitswirtschaft zuzuordnen – je einer betraf eine Bäckerei beziehungsweise den Bereich Maschinenbau/Produktion.

Landesregierung: Daten zu Vermittlungen haben „keine Aussagekraft“

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur kritisierte der SPD-Abgeordnete Kianusch Stender, das Welcome Center sei mit sieben Mitarbeitern anfänglich völlig unterbesetzt gewesen. Von einem Meilenstein sei „nur noch ein Luftschloss“ geblieben.

Es fehle an Beschäftigten, ausreichender Präsenz und Vernetzung vor Ort und internationaler Reichweite. Die Fraktion sprach von erheblichen strukturellen Mängeln. Zudem kritisierte sie, dass die Landesregierung keine aktuelleren Daten mehr zur Vermittlung übermittle.

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Die Landesregierung rechtfertigte ihr Vorgehen in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion. Sie betonte, die Datenfreigabe sei freiwillig. Diese Kennzahl habe „keine Aussagekraft“, heißt es aus dem Kabinett. Außerdem sei „die Vermittlung von Fach- und Arbeitskräften keine originäre Aufgabe des Welcome Centers Schleswig-Holstein“. Deshalb habe man das Kennzahlensystem überarbeitet. Angaben zur Zahl und Dauer der Vermittlungen würden daher nicht mehr erfasst. Darüber hinaus befinde sich die Einrichtung auch erst im Aufbau.

SPD zweifelt Nutzen des Welcome Centers an

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hatte anlässlich der Eröffnung erklärt, Ziel des Welcome Centers sei es, „Schleswig-Holstein als Zuwanderungsland sichtbarer und attraktiver zu machen und die Erwerbsmigration zu fördern“. Es solle als zentrale Anlaufstelle für Zuwanderer fungieren und dem Fachkräftemangel in allen Branchen entgegenwirken. Bis zum Jahr 2035 müsse das Land eine drohende Lücke von 180.000 Fachkräften füllen.

SPD-Fraktionschefin Serpil Midyatli erklärte bereits im Vorjahr mit Blick auf damals zehn Beschäftigte, dies könne „kein echter Beitrag“ zur Problemlösung sein. Die Politikerin äußerte damals über das Welcome Center:

Es handelt sich vor allem um ein schickes Klingelschild und ermöglicht der Landesregierung, Tatkraft zu simulieren.“



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