Nur von 9 bis 17 Uhr geöffnet: Deutsche Museen und der lange Donnerstag

Deutschlands öffentliche Museen gelten vielen als behäbige „Nine to five“-Institutionen, die also nur von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet haben – oder auch mal 18:00 Uhr. In der Regel wird das nicht positiv bewertet. Langsam, aber sicher wird die Museumslandschaft hierzulande offener.
Jüngere schätzen flexiblere Zeiten
„Dass sich Freizeitaktivitäten zunehmend in den Abend verlagern und wir – die Museen – große Konkurrenz haben, ist ja eigentlich nichts Neues“, sagt Judith Hartstang vom Sprengel Museum Hannover. „Gerade jüngere Zielgruppen schätzen flexiblere Zeitfenster.“ Darauf reagiere man mit mehr Zugänglichkeit.
Das Sprengel Museum hat für seine derzeitige Kunstausstellung „Niki. Kusama. Murakami. Love You for Infinity“, die sehr Instagram-tauglich ist, extra seine Öffnungszeiten verlängert: viermal in der Woche bis 20:00 Uhr. Das bedeute mehr Personalbedarf, lohne sich aber, um das Publikum zu erreichen, sagt Hartstang.

Für eine Ausstellung mit Werken von Künstlern wie Yayoi Kusama und Takashi Murakami hat das Sprengel Museum Hannover derzeit seine Öffnungszeiten ausgeweitet. (Archivbild) Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Vorreiter bei ausgedehnteren Öffnungszeiten scheinen privatwirtschaftlich geführte Häuser zu sein wie etwa das DDR-Museum in Berlin-Mitte (täglich 9:00 bis 21:00 Uhr) oder auch die boomenden Lichtspiel-Spektakel zum Eintauchen, die zahlreichen immersiven Ausstellungen zu verschiedenen Themen.
Langer Donnerstag?
Über mangelnde Nachfrage können sich Museen und Ausstellungshäuser jedenfalls hierzulande kaum beschweren. Nach wie vor werden jedes Jahr bei ihnen weit mehr Menschen gezählt (zuletzt rund 106 Millionen Besuche laut Museumsbund) als in den Theatern (zuletzt 20 Millionen Zuschauer laut Bühnenverein) oder in den Fußballstadien der Bundesliga-Vereine (11,8 Millionen Fans in der Saison ’24/’25).
Viele Museen haben montags Ruhetag, manche auch dienstags. Einige Museen sind fast nie zu oder nur an ein paar Feiertagen im Jahr, darunter Weihnachten oder etwa wie das Jüdische Museum Berlin an Jom Kippur (2025 am 2.10.).
Dutzende Museen bieten neben ihrer recht strengen Regelöffnungszeit wenigstens einen längeren Abend in der Woche an. Oft ist dann vom „Langen Donnerstag“ die Rede. In den 90er Jahren führte Berlin auch als erste Stadt die einmal pro Jahr stattfindende „Lange Nacht der Museen“ ein.
Auch der Louvre schließt meist um sechs
Andere Länder pflegen ähnliche Museumszeiten. Das Kunsthaus Zürich hat nur einen langen Abend bis 20:00 Uhr pro Woche, in Wien haben nur einige Museen manchmal länger als 18:00 Uhr auf, darunter die Albertina. So ist es auch beim weltberühmten Louvre in Paris.

Menschen stehen vor den Louvre Schlange. Foto: Thibault Camus/AP/dpa
In Deutschland bieten einen langen Donnerstag bis 21:00 Uhr zum Beispiel die folgenden Häuser an: das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, das Museum Kunstpalast in Düsseldorf und das Städel-Museum in Frankfurt am Main. In Köln hat das Museum Ludwig jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22:00 Uhr geöffnet, das Wallraf-Richartz-Museum jeden ersten und dritten.
Das Folkwang-Museum in Essen hat Donnerstag und auch Freitag bis 20 Uhr auf, die Neue Nationalgalerie Berlin nur donnerstags, die Alte Pinakothek München dienstags und mittwochs. Mittwoch länger auf machen etwa auch das Germanische Nationalmuseum Nürnberg und das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden.
7 Uhr früh bis 1 Uhr nachts geöffnet
Doch das alles ist fast nichts gegen ein spezielles Hamburger Museum beziehungsweise die weltgrößte Modelleisenbahnanlage: das Miniatur Wunderland. Es begrüßt jährlich knapp 1,5 Millionen Gäste, wie Sprecher Niklas Weissleder sagt. Oft gebe es ein dichtes Gedränge an der Anlagenkante.

Das Miniaturwunderland in Hamburg ist 2024 zur beliebtesten Sehenswürdigkeit in Deutschland gewählt worden. Foto: Markus Scholz/dpa
Deshalb ging man hier schon vor Jahren in die Vollen: „Um möglichst vielen einen Besuch zu ermöglichen, sind die Öffnungszeiten weit ausgedehnt, häufig sind die Türen von 7:00 Uhr bis 1:00 Uhr nachts geöffnet.“
Es gebe Sonderveranstaltungen wie eine abendliche Hafenrundfahrt mit anschließendem Wunderland-Besuch. Weissleder sagt: „Wir könnten manchmal sogar 24 Stunden öffnen, doch das möchten wir dem Team nicht zumuten und benötigen in der Nacht Zeit, um die Anlage zu warten und zu reinigen.“ (dpa/red)
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