Prinz Reuß gesteht „unverzeihlichen Fehler“ im Reichsbürgerprozess

Der als Rädelsführer eines Reichsbürgernetzwerks angeklagte Heinrich XIII. Prinz Reuß hat drei Jahre nach seiner Festnahme gestanden, dass er sich als Adliger für das Netzwerk habe einspannen lassen.
Der Hauptangeklagte Heinrich XIII. Prinz Reuß (M.) zwischen seinen Verteidigern.
Der Hauptangeklagte Heinrich XIII. Prinz Reuß (M.) zwischen seinen Verteidigern. (Archivbild)Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times10. Dezember 2025

Der als Rädelsführer eines Reichsbürgernetzwerks angeklagte Heinrich XIII. Prinz Reuß hat drei Jahre nach seiner Festnahme gestanden, dass er sich als Adeliger für das Netzwerk habe einspannen lassen.

Er habe den „unverzeihlichen Fehler“ gemacht, sich bereiterklärt zu haben, einen „Friedensvertrag“ mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs zu unterzeichnen, sagte Reuß am Mittwoch in dem Prozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Er habe auch Räume zur Verfügung gestellt und als Gastgeber „moderierend“ an Sitzungen teilgenommen.

Reuß: Keine Hinweise auf Reichstagserstürmung

Gleichzeitig bestritt Reuß den Vorwurf der Bundesanwaltschaft gegen die Angeklagten, es habe gewaltsame Umsturzpläne innerhalb der Gruppierung gegeben. Zu einer laut Anklage geplanten Erstürmung des Reichstags habe er keine Informationen gehabt. Dazu habe keine reale Planung bestanden, sagte Reuß.

Es stelle sich durch dieses Nichtwissen für ihn zudem die Frage, wie er Anführer des Netzwerks gewesen sein soll. Er habe zu keinem Zeitpunkt extremistische Ziele verfolgt oder die Bildung einer terroristischen Vereinigung veranlasst.

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Reuß und weitere führende Mitglieder des mutmaßlichen Reichsbürgernetzwerks waren vor drei Jahren im Dezember festgenommen worden. Gegen die Verdächtigen laufen Prozesse vor den Oberlandesgerichten in Frankfurt, Stuttgart und München. In dem seit Mai 2024 laufenden Frankfurter Verfahren wollte Reuß nun umfassend zu den Vorwürfen gegen sich aussagen. Er hatte bereits kurz nach Prozessbeginn eine erste Aussage gemacht.

Reuß sagte, er sei 2020 von „sächsischen Patrioten“ angesprochen worden. Diese seien der Auffassung gewesen, er allein könne aufgrund seiner adligen Herkunft einen „Friedensvertrag“ unterzeichnen.

Dieser „Friedensvertrag“ ist einer der zentralen Bausteine der Anklage der Bundesanwaltschaft. Demnach wollte das Netzwerk mit einem Angriff auf den Bundestag und der Festnahme von Abgeordneten einen Umsturz erreichen. Anschließend sollte eine „Übergangsregierung“ eingesetzt werden, Reuß dann als Adliger einen „Friedensvertrag“ unterzeichnen und provisorisches Staatsoberhaupt werden.

Reuß sagte, fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei ein solcher „Friedensschluss“ in der derzeitigen politischen Weltordnung „nicht mehr notwendig und irreal“. Einen angeklagten Sturm auf den Reichstag hätte er „für idiotisch“ gehalten, er habe aber auch nie von solchen Plänen gehört.

Noch vor seiner Festnahme erkannte er, dass man ihn belogen hatte

Er selbst habe einen gewaltsamen Umsturz weder vorbereitet noch geplant. Dass er sich dennoch mit der Gruppe in Verbindung gesetzt habe, sei „Neugier“ gewesen. Es sei ihm aber schon vor seiner Festnahme klar geworden, dass er und andere belogen worden seien. „Durch diese Erkenntnisse gingen keine Aktivitäten mehr von mir aus“, sagte Reuß. (afp/red)



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