Reaktionen auf Störung des „ARD-Sommerinterviews“ mit Alice Weidel

In Kürze:
„Desaster“: Focus-Chefautor kommentiert das gestörte „ARD-Sommerinterview“ mit Alice Weidel.
Widerspruch: Berliner Polizei berichtet von einem verschlossenen Bus, während ein Video das Gegenteil zu zeigen scheint.
ARD versuchte den Lärmpegel auszugleichen.
Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Versammlungsleiter wurden eingeleitet.
Die lautstarke Störung des „ARD-Sommerinterviews“ mit AfD-Chefin Alice Weidel am Sonntag, 21. Juli, durch Protestgruppen sorgt für Diskussionen. Weidel klagte aufgrund der Störgeräusche mehrfach darüber, dass sie wegen der Lautstärke die Fragen von Moderator und ARD-Hauptstadtstudioleiter Markus Preiß nicht verstehen könne und auch für die Zuschauer des TV-Interviews gab es dadurch Verständnisschwierigkeiten.
Thomas Tuma, Chefautor und Mitglied der Chefredaktion von „FOCUS“, beschrieb das Interview als ein „Desaster“, „vor allem für die ARD“. Er nannte es auch einen „Tiefstpunkt öffentlich-rechtlichen Informationsmanagements“.
[etd-brightchat-video=„https://vod.brightchat.com/embed/9a3263b3-1911-4929-89e3-f72eb2dbe54c“]
Dabei kritisiert Tuma nicht nur, wie der öffentlich-rechtliche Sender mit der Störaktion umging, sondern auch die Reaktion des Moderators: „Wie hier mit der Co-Parteichefin der größten Oppositionspartei im deutschen Bundestag umgegangen wurde, habe mit Anstand nur noch so viel zu tun wie eine Kirmes, bei der sich ein eigens eingeladener Gast plötzlich als Hau-den-Lukas-Objekt für die Dorfschläger wiederfindet.“ Er gehe davon aus, dass das Interview als Beispiel, „wie Journalismus eben nicht geht“ noch lange nachhallen wird.
Viele Zuschauer des Interviews fragten sich auf X warum die Störgeräusche nicht herausgefiltert oder heruntergeregelt wurden oder der Ton über den Ohrhörer von Weidel angehoben wurde.
Linke NGO‘s crashten den größten Teil des ARD-Sommerinterviews mit Alice Weidel. Ziel: Ganz offensichtlich Zensur und Manipulation. Klare Ruhestörung, natürlich Sabotage – aber keiner tut was, weil sie es unter dem Deckmantel des Protests tun dürfen. Beschämend sogar für den ÖRR. pic.twitter.com/hQ2Bh8OQ5M
— Freie Gesandte (@freieGesandte) July 20, 2025
Ehemalige CDU-Bundesministerin zeigt Unverständnis
Andere zeigten Unverständnis darüber, dass das Interview nicht ins Gebäude verlegt wurde.
So äußerte die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder auf X: „Ich denke auch, es wäre besser gewesen, das Sommerinterview nach drinnen zu verlegen.“ Die Kritik zu einer fehlenden nachträglichen Korrektur des Tons „leuchtet“ ihr allerdings nicht ein.
Weidel und Preiß seien diesem Lärm ausgesetzt, dann müsse man ihn auch authentisch zeigen. „Nur so kann der Zuschauer das gelegentliche Zögern, Stocken, Nachfragen Weidels richtig einordnen. Und sich nebenbei auch ein Bild über das Demokratieverständnis dieser linksextremen Aktivisten machen.“
Ich denke auch, es wäre besser gewesen, das #Sommerinterview nach drinnen zu verlegen.
Aber die hier geäußerte Kritik an der #ARD, man hätte den Ton nachträglich korrigieren müssen, leuchtet mir gar nicht ein. @Alice_Weidel (und @markuspreiss) war diesem Lärm ausgesetzt, dann…
— Kristina Schröder (@schroeder_k) July 21, 2025
Laut „Tagesspiegel“ versuchte die ARD den Lärmpegel auszugleichen. Das soll das Problem aber nicht gelöst haben. Stattdessen äußerte Weidel während des Interviews: „Ich habe jetzt ein Echo auf dem Ohr, jetzt geht gar nichts mehr.“
[etd-related posts=“5195308,5196065″]
Berliner Polizei äußert sich zu Störaktion
Auch tauchten in den sozialen Netzwerken Fragen zum Umgang der Berliner Polizei mit dem lautstarken Protest auf.
Laut Berliner Polizei seien die zwei Versammlungen von „Omas gegen Rechts“ und dem „Zentrum für politische Schönheit“ im Vorfeld nicht gemäß dem Versammlungsfreiheitsgesetz Berlins angezeigt worden. Eine 64-jährige Frau habe sich gegenüber den Beamten vor Ort als Versammlungsleiterin einer sogenannten Spontankundgebung zum Thema „Keine Bühne der AfD“ zu erkennen gegeben.
Parallel hätten Einsatzkräfte einen verschlossenen Reisebus mit der Aufschrift „Adenauer SRP+“ festgestellt. Über eine fest installierte Lautsprecheranlage wurde von dem Bus aus fortlaufend ein musikalischer Beitrag abgespielt, der sich inhaltlich gegen die AfD richtete und das Interview massiv störte. Im Bus war laut Polizei ein Hinweis auf eine Kontaktperson angebracht. Der namentlich genannte 39-jährige Verantwortliche wurde von Einsatzkräften telefonisch zum Fahrzeug gebeten und traf um 15:20 Uhr ein.
Er gab aber an, nicht der Fahrer zu sein und den Bus nicht bewegen zu können. Laut seiner Aussage handelte es sich nicht um eine Teilnahme an der Kundgebung, sondern um eine „eigenständige spontane Kunstdarbietung im öffentlichen Raum“. Die Polizei wies ihn daraufhin an, die Schallemissionen umgehend zu beenden, da diese sowohl den Verkehr als auch die öffentliche Ordnung beeinträchtigten. Dieser Aufforderung kam der Mann um 15:30 Uhr nach.
Da war allerdings das Interview auch schon wieder vorbei.
Polizeiangaben widersprüchlich zu Videoaufzeichnung
Zudem scheinen die Angaben der Berliner Polizei im Widerspruch zu einem Video auf X zu stehen. Dieses zeigt, dass die Polizei bei der Ankunft des Busses vor Ort zu sein schien, dass die Tür des Busses zeitweise offen stand und ein Fahrer im Bus anwesend war, während ein Berliner Polizist hinter dem Bus zu seinem Einsatzwagen ging.
Dieses Video zeigt, dass der Lautsprecherbus, der das #Sommerinterview gestört hat, offenbar von der Polizei an seinen Standort begleitet wurde.
Stimmt das? pic.twitter.com/a9G8QuFjAf
— Dr. David Lütke (@DrLuetke) July 21, 2025
Die Polizei leitete nach eigenen Angaben jeweils ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz Berlins gegen die 64-jährige Versammlungsleiterin sowie den 39-jährigen Verantwortlichen des Lautsprecherbusses ein. Die Ermittlungen dauern an. Die Zahl der Teilnehmer der Demo wurde laut Polizei auf etwa 40 Personen geschätzt.
Auf eine Anfrage der Epoch Times zu den angeblichen Widersprüchlichkeiten rund um den Bus ging die Berliner Polizei bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht ein.
[etd-related posts=“5196010,5195932″]
Weidel nahm Störung gelassen
Weidel nahm die Störung gelassen und bat, dass das Interview trotz der Störung weitergehen soll. Sie forderte Preiß auf, das Interview ohne Einordnung „ganz normal“ fortzusetzen – „und zwar über Dinge, über Fragestellungen, die die Menschen in diesem Land sorgen“.
Auf X schrieb sie später:
So sieht es übrigens aus, wenn die #tagesschau ein #Sommerinterview mit der AfD im CDU-regierten Berlin führt – während im Hintergrund der NGO-Chor protestiert. Einschalten ab 18 Uhr in der ARD – da gibts das ganze Interview zu „hören“… pic.twitter.com/aY7AQVHOmU
— Alice Weidel (@Alice_Weidel) July 20, 2025
Nun sind Rufe aus ihrer Partei nach einer Wiederholung laut geworden. Weidel „müsste nochmal sich zu Gehör bringen können – das ist eine vernünftige Forderung“, sagte AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann am Montag im TV-Sender „Welt“. Zuvor hatte Bundestagsfraktionsvize Markus Frohnmaier beim Portal „Politico“ eine baldige Neuauflage „unter fairen Bedingungen“ gefordert.
Linnemann kritisiert Protest
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat kein Verständnis für den Protest beim ARD-„Sommerinterview“ mit AfD-Chefin Alice Weidel: „Wenn man die AfD stark machen will, soll man ruhig solche Interviews stören“, sagte Linnemann dem Sender RTL/ntv. Man könne den Wähler nicht ignorieren und „kaputtschreien“, sondern müsse die AfD inhaltlich bekämpfen.
Nach dem Interview kündigte die ARD Konsequenzen an. „Ein ungestörter Ablauf der Interviews ist in unserem Interesse und vor allem im Interesse des Publikums, daher werden wir aus der Sendung Schlüsse ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen“, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Bis zum Beginn der Sendung sei die Protestaktion nicht bekannt gewesen, hieß es.
Die ARD-Presseabteilung ging auf eine Anfrage der Epoch Times zur Frage der Lautstärke der Störgeräusche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht ein.
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion