RWE in der Krise? Massive Kürzungen neuer Investitionen für die Energiewende

Eine maßgebliche Rolle bei der Umsetzung der deutschen Energiewende spielen die großen Energieversorgungsunternehmen. Bisher haben sie vorwiegend fossile Kraftwerke betrieben. Doch gerade mit der schrittweisen Abschaltung der Kohlekraftwerke stellen sie ihr Energieportfolio immer weiter auf „erneuerbare“ Energien um. Dazu errichten sie unter anderem zahlreiche neue Wind- und Solarparks.
Als einer der größten Energieversorger investiert RWE Milliardenbeträge in die Energiewende. Aktuell befinden sich rund 150 Projekte in elf Ländern im Bau.
Allerdings fährt der Konzern jetzt seine geplanten Finanzmittel für künftige Projekte deutlich zurück. Für die Jahre 2025 bis 2030 beabsichtigt RWE, insgesamt 35 Milliarden Euro netto bereitzustellen. Das sind rund 10 Milliarden Euro weniger als bisher geplant.
RWE kämpft mit rauem Markt
Das verwundert zunächst. Denn neben dem weiteren Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik sollen in den nächsten Jahren etliche Stromspeicher, Elektrolyseure zur Herstellung von „grünem“ Wasserstoff und flexible Kraftwerke entstehen. Diese Zubauten sind auf Jahrzehnte ausgelegt.
In einem kürzlich erschienenen Brief an die Aktionäre nannte Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender der RWE AG, die Gründe für die Reduzierung der Investitionen. Neben einer weiterhin hohen Inflation und steigenden Zinsen verwies er auf „Engpässe in den Lieferketten, geopolitische Spannungen und mögliche Zölle“.
Krebber merkte zudem an, dass aufgrund dieser Bedingungen auch die RWE-Aktie im vergangenen Jahr „deutlich an Wert verloren“ hatte. Sie fiel von rund 41 Euro zu Jahresbeginn auf knapp 29 Euro zu Jahresende. Aktuell steht sie bei 31,73 Euro (Stand 08.04.2025). Die Dividende für Aktionäre soll laut Krebber von 1 auf 1,10 Euro steigen. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 peile RWE 1,20 Euro pro Aktie an.
Im vergangenen Jahr investierte RWE eigenen Angaben zufolge 10 Milliarden Euro in Solaranlagen, Windparks an Land und auf See, Batteriespeicher und Elektrolyseure. Demnach gingen Anlagen mit 2 Gigawatt Leistung neu in Betrieb.
Mit knapp 50 Terawattstunden erreichte das Unternehmen bei der weltweiten Stromproduktion aus „Erneuerbaren“ demnach ein neues Allzeithoch. 2024 erzeugten alle „erneuerbaren“ Stromquellen in Deutschland insgesamt 284 Terawattstunden an Strom, wobei unbekannt ist, wie viel davon im Inland genutzt werden konnte und welcher Anteil exportiert wurde.
Rückläufige Geschäftsbilanz
Die turbulenten Marktbedingungen machten sich auch im Umsatz des Konzerns bemerkbar. Dieser lag im vergangenen Jahr bei 24,2 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor betrug er noch 28,5 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang um 15 Prozent oder 4,3 Milliarden Euro.
Ebenso ging der operative Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 7,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,7 Milliarden Euro zurück. Das entsprach in etwa den eigenen Erwartungen. Für den operativen Gewinn hatte der Konzern zu Beginn des vorherigen Jahres eine Spanne von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro prognostiziert. Das Ergebnis lag demnach am oberen Ende der Spanne.
Doch der Abwärtstrend soll sich weiter fortsetzen: Für das laufende Jahr rechnet RWE mit einem erneuten Gewinnrückgang auf 4,55 bis 5,15 Milliarden Euro.
Abkehr von Kohlekraft
Während sich die Stromerzeugungskapazitäten im Bereich der Windkraft- und Solaranlagen stetig erhöhen, sinken sie bei den sogenannten Ausstiegstechnologien. Einen deutlichen Rückgang verzeichneten hier die Braunkohlekraftwerke. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch 5,32 Gigawatt (GW) am Netz, 2023 waren es noch 8,25 GW.
Überwiegend fanden die Stilllegungen der von RWE betriebenen Kohlekraftwerke in Deutschland statt. Allein im März 2024 hat der Konzern fünf Kohleblöcke mit einer Gesamtkapazität von 2,1 GW endgültig abgeschaltet.
Hintergrund ist der vom Bundestag im Jahr 2020 beschlossene Kohleausstieg bis spätestens 2038. Hierzulande hat RWE jetzt noch Braunkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 5,6 GW am Netz.
Noch nicht bereit für neue Gaskraftwerke
Ein Anstieg der Stromerzeugungskapazität bei Gaskraftwerken ist in der Jahresbilanz nicht zu erkennen. Diese blieb mit 400 GW konstant. Dabei hat die inzwischen abgewählte Ampelkoalition den Bau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke mit Kapazitäten von insgesamt 10 GW eingeplant. Sie sollen als Reserve fungieren, wenn die wetterabhängigen „Erneuerbaren“ nicht genügend Strom liefern.
Die Epoch Times fragte hierzu bei RWE nach, wie die Pläne des Energieversorgers aussehen, um einen Beitrag zur Grundlastsicherung beizutragen. Ein RWE-Sprecher sagte mit Blick auf die neue Regierungsbildung: „Die Energiebranche geht davon aus, dass Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke von einer neuen Bundesregierung schnell auf den Weg gebracht werden. RWE hat angekündigt, mindestens 3 Gigawatt errichten zu wollen, sofern die ökonomischen Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Betrieb zulassen.“
Das bedeutet, dass RWE vorerst noch in Wartestellung verharrt, was den Bau neuer Gaskraftwerke angeht. Der Bau solcher Kraftwerke dauert in der Regel einige Jahre.
Auf die Frage nach einer möglichen Rückkehr von Deutschland und RWE zur Kernkraft entgegnete der Sprecher lediglich, dass dies „eine politische Entscheidung“ sei.
(Mit Material von AFP)
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