Deutsche Bahn: Preiserhöhungen und Sitzplatzstreichung im Fernverkehr

Die Deutsche Bahn plant laut einem Medienbericht ihr Angebot im Fernverkehr zu verkleinern. Das Unternehmen wolle Züge und Sitzplätze stark reduzieren, berichtet der „Spiegel“ laut Vorabmeldung vom Donnerstag. Bis 2036 sollen demnach 21.000 der aktuell 265.000 Sitzplätze gestrichen werden. Das geht laut „Spiegel“ aus einem streng vertraulichen Dokument hervor.
Insbesondere Intercity-Züge sollen von den Kürzungen betroffen sein, berichtet das Magazin weiter. Die Bahn plane, von aktuell 55.000 Sitzplätzen fast jeden zweiten zu streichen.
Auch zahlreiche ICE-Modelle, wie ICE3- und ICE-T-Züge, sollten ausgeschlachtet oder verkauft werden, berichtet der „Spiegel“. Ziel der Bahn sei es, durch die Kürzungen Geld einzusparen und einem möglicherweise drohenden EU-Beihilfeverfahren zuvorzukommen.
Preiserhöhungen erwartet
Gleichzeitig müssen sich Bahnkunden nach Einschätzung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf deutliche Preiserhöhungen einstellen. Wegen des starken Anstiegs der Trassenpreise drohten „schon in diesem Jahr historische Preissteigerungen von deutlich mehr als zehn Prozent“, sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert der „Bild“-Zeitung von Mittwoch. Die DB bestätigte das Problem der steigenden Trassenpreise, es gebe deswegen bislang aber „keine Entscheidungen zu Anpassungen von Preisen“.
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Laut EVG-Chef Burkert erhöht die Infrastruktursparte der Deutschen Bahn die sogenannte Schienenmaut im Fernverkehr um 18 Prozent und im Güterverkehr um 16 Prozent. Die höheren Kosten könnten nur über höhere Fahrkartenpreise ausgeglichen werden, sagte er. „Bei der Schienenmaut stehen weitere Preissteigerungen an“, bestätigte ein Bahn-Sprecher. Dies belaste vor allem den Fern- und Güterverkehr.
Bei der Schienenmaut handelt es sich um eine Gebühr für die Nutzung des Schienennetzes, die alle Verkehrsunternehmen zahlen müssen. Für den den Regionalverkehr sind die Preise jedoch gedeckelt, weshalb in den vergangenen Jahren vor allem Fern- und Güterverkehr Preissteigerungen trugen. Die entsprechenden Bahn-Tochterunternehmen fordern deshalb schon lange eine Reform des Trassenpreissystems durch die Politik.
Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es dazu: „Das Trassenpreissystem reformieren wir.“ Burkert forderte darüber hinaus den Bundestag auf, „den Preishammer“ zu stoppen. Bei den Haushaltsberatungen müssten die Abgeordneten die Schienenmaut „durch gezielte Förderung abmildern“.
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Preiserhöhung für Sitzplatzreservierung
Bei den Sitzplatzreservierungen sind die Preise bereits gestiegen. Ein fester Sitzplatz in der zweiten Klasse in Fernverkehrszügen kostet ab dem 15. Juni 5,50 Euro statt wie bisher 5,20 Euro, wie die Bahn am Dienstag mitteilte. Zudem wird demnach die sogenannte Familienreservierung, mit der Familien zum Fixpreis von 10,40 Euro Sitzplätze für alle Familienmitglieder reservieren konnten, abgeschafft.
Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren fahren im DB-Fernverkehr in Begleitung eines Erwachsenen weiterhin kostenlos, wie der Konzern betonte. Die Sitzplatzreservierung kostet künftig jedoch für jedes Kind extra. Die Bahn hob hervor, dass die bisherige Familienreservierung dem Preis für zwei Sitzplatzreservierungen entsprach und sich daher für einzelne Reisende mit einem Kind preislich nichts ändere.
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Der ökologische Verkehrsclub (VCD) kritisierte den Schritt scharf. „Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen“, erklärte VCD-Chefin Kerstin Haarmann. „Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu.“ Die Bahn sollte weniger auf kurzfristige Rabattaktionen setzen „und stattdessen das allgemeine Angebot erschwinglich“ halten.
In der ersten Klasse steigt der Preis für eine Sitzplatzreservierung den Angaben nach von bisher 6,50 auf 6,90. Bei Flexpreis-Tickets in der ersten Klasse ist die Sitzplatzreservierung weiterhin inklusive. (afp/red)
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