Spielplatz war gestern: Köln ersetzt über 700 Schilder mit einer neuen Wortkreation

Die Stadt Köln will demnächst mehr als 700 Schilder an ihren kommunalen Spielplätzen austauschen – weil diese nicht mehr so heißen sollen. Ein entsprechendes Vorhaben hat die Stadtverwaltung Köln kürzlich dem Jugendhilfeausschuss des Rathauses vorgestellt. Weil das Wort „Spielplatz“ den Verantwortlichen nicht mehr als inklusiv genug erscheint, soll künftig offiziell von „Spiel- und Aktionsflächen“ die Rede sein.
CDU und Grüne brachten Spielplatz-Dringlichkeitsantrag 2023 zusammen ein
In einer Mitteilung vom 24. Juni der Stadt Köln erklärt der Beigeordnete für Bildung, Jugend und Sport, Robert Voigtsberger (SPD), die „Entwicklung eines neuen Informationsschildes für die Kölner Spiel-, Bolz- und Aktionsflächen“. Schon im Vorjahr hat demnach die Jugendverwaltung eine solche ins Auge gefasst. Grundlage des Vorgehens sei der Beschluss AN/1724/2023.
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Diesem Beschluss liegt ein gemeinsamer Dringlichkeitsantrag der Stadtratsfraktionen von Grünen und CDU vom 26. September 2023 zugrunde. In diesem ging es unter anderem darum, in einem „partizipativen Prozess“ ein neues Spielplatzschild zu entwickeln. Für diesen sollen 38.000 Euro zur Verfügung gestellt werden.
In Köln, so die Begründung, erlebten Kinder und Jugendliche „häufig, dass sie an vielen Orten und Plätzen nicht willkommen sind“. Deshalb wolle die Stadt Orte schaffen, wo dies der Fall sei. Die mehr als 700 bestehenden Spielplätze seien solche. Allerdings gäben die „oftmals veralteten Schilder“ dies nicht hinreichend wieder.
Neues Schild soll „erweitertem Inklusionsgedanken“ Rechnung tragen
Insbesondere nahmen CDU und Grüne daran Anstoß, dass diese suggerierten, es handele sich lediglich um „Kinderspielplätze“ – und dass Jugendliche diese nicht benutzen dürften. Dies sei nicht einladend, die Schilder betonten zudem die auf den Plätzen geltenden Verbote und dies alles führe auch „zu Konflikten auch mit Erwachsenen“.
Kinder und Jugendliche hätten sich hier eine Verbesserung gewünscht.
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In weiterer Folge haben die Jugendverwaltung, der Verein Junge Stadt Köln und eine Designagentur gemeinsam die Arbeit aufgenommen. Es galt, den „Spielplatz“ und das dazugehörige Schilddesign durch ein neues und eine neue Bezeichnung zu ersetzen. Diese sollen einem „erweiterten Inklusionsgedanken“ genügen, der „die Diversität der Nutzer*innen im Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt“.
„Eingrenzender“ Begriff Spielplatz weicht einem „Schild für alle“
Im Jahr 2024 setzten die Verantwortlichen dann auch einen Entscheidungsfindungsprozess in Gang. So habe man mit interaktiven Methoden Meinungen und Vorschläge von Kindern und Jugendlichen für die Neugestaltung eingeholt. Zum Weltkindertag gab es auch noch eine Veranstaltung, in deren Rahmen man Ideen gesammelt habe. Diese habe man unter dem Gesichtspunkt der Beachtung der Anforderungen des städtischen Corporate Designs ausgewertet.
Somit entstand ein Schild, das eine „figürliche, aber fiktive Darstellung von Personen“ abbilde, die sich in Bewegung und Aktion befinden. Das Besondere daran sei dessen Abstraktionsfähigkeit:
„Hier sind bewusst keine beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen möglich – Also ein Schild für alle!“

Der Spielplatz hat ausgedient. Das neue Schild der Stadt Köln für inklusive Spiel- und Aktionsflächen. Foto: Bildschirmfoto stadt-koeln.de
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Der „eingrenzende“ Begriff „Spielplatz“ gehöre laut Robert Voigtsberger mit den neuen Schildern der Vergangenheit an. In der Mitteilung wurde auch klargestellt, dass diese lediglich Informationscharakter haben sollen – und nicht den Anschein erwecken, damit wäre auch eine planungsrechtliche Umwidmung verbunden. Insbesondere bleibe damit der „Kinderlärm“-Schutz des Paragraph 22 Abs.1a Bundes-Immissionsschutzgesetz erhalten.
SPD-Fraktionschef Ott: „Name wirklich das größte Problem?“
Vollständig konnte man den Bezug auf das „Spielen“ nicht entfernen, heißt es weiter. Immerhin heißt die „Kinderspielplatzordnung“ (KSO) weiter so.
Montieren will die Stadt das Informationsschild ab Herbst 2025 „an allen Neuanlagen und sanierten Spiel-, Bewegungs- und Aktionsflächen“. Aufgrund der Anzahl der Schilder würden diese „über einen längeren Zeitraum sukzessive ausgetauscht“. Kritik an der Maßnahme kommt vom SPD-Fraktionschef im Landtag von NRW, Jochen Ott. Gegenüber „Bild“ äußerte der Kölner:
Angesichts vieler Kölner Spielplätze, die wirklich in einem sauschlechten Zustand sind – ungepflegt, Spielgeräte abgebaut, keinerlei Sonnenschutz, zu viel Beton –, frage ich mich ernsthaft, ob der Name auf dem Schild wirklich das größte Problem ist, das wir haben.“
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Die Bezeichnung „Spielplatz“ ist im deutschsprachigen Raum seit der Urbanisierung gebräuchlich, um dem Bedürfnis nach sicheren Spielorten für Kinder Rechnung zu tragen. Die ersten Anlagen dieser Art gab es in Deutschland bereits im 19. Jahrhundert. In anderen Sprachen sind die Bezeichnungen dafür fast 1:1 gleich – vom „Playground“ im Englischen bis zum „Parco giochi“ im Italienischen. Das Spanische „Parque infantil“ und das Türkische „Çocuk parkı“ betonen dabei sogar, dass kleine Kinder dort Vorrang haben sollen.
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