Studie zeigt: Hälfte der Bürgergeldempfänger sucht keinen Job

Nicht immer suchen Bürgergeldempfänger nach Jobs. Eine neue Bertelsmann-Studie zeigt, dass sich rund die Hälfte im letzten Monat nicht der Jobsuche widmete. Nur 6 Prozent verbrachten 20 Stunden oder mehr pro Woche mit der Recherche nach offenen Stellen.
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Sechs Prozent der Befragten der Bertelsmann-Studie verbringen 20 Stunden oder mehr pro Woche mit der Recherche nach offenen Stellen.Foto: fizkes/iStock
Epoch Times4. Dezember 2025

Etwa die Hälfte der für eine Studie der Bertelsmann-Stiftung befragten Bürgergeldempfänger hat in den zurückliegenden vier Wochen nicht nach einer Arbeitsstelle gesucht.

Laut der von der Stiftung veröffentlichten Studie verwiesen die Teilnehmer zur Begründung am häufigsten auf psychische oder chronische Erkrankungen sowie auf zu wenig passende Stellen. Befragt wurden zwischen April und Juni etwa tausend Bürgergeldbezieher im Alter von 25 bis 50 Jahren.

Drei Viertel der Befragten suchten nicht aktiv nach Jobs

Wie die Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh berichtete, gaben 57 Prozent der Teilnehmer bei ihrer Befragung an, im zurückliegenden Monat nicht nach einem neuen Job gesucht zu haben.

74 Prozent oder etwa drei Viertel der nicht aktiv nach Stellen suchenden Befragten verwiesen auf gesundheitliche Probleme. 49 Prozent oder knapp die Hälfte begründeten dies demnach mit „zu wenigen passenden Stellen“.

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Ein Viertel oder 25,5 Prozent aus dieser Befragtengruppe gab an, ihre finanzielle Lage würde sich durch die Jobsuche nicht verbessern. 22 Prozent oder etwas mehr als ein Fünftel waren nach eigenen Angaben durch die Pflege von Kindern oder Angehörigen gebunden. Elf Prozent gaben an, sich mit „Gelegenheitsarbeiten“ finanziell über Wasser zu halten.

45 Prozent berichten von psychischen oder chronischen Erkrankungen

Die Stiftung wertete die Ergebnisse als Beleg für die Notwendigkeit einer veränderten Herangehensweise.

„Wenn chronische oder psychische Krankheiten keine realistische Chance auf eine Integration in den Arbeitsmarkt bieten, dann sollte ein Wechsel aus der Grundsicherung in ein besser passendes Unterstützungssystem wie die Sozialhilfe oder die Erwerbsminderungsrente geprüft werden“, erklärte Tobias Ortmann für die Stiftung. Notwendig sei ein „konstruktiver Umgang mit der Situation“.

Insgesamt berichteten 45 Prozent aller befragten Bürgergeldbezieher von psychischen oder chronischen Erkrankungen. 43 Prozent gaben an, noch kein Stellenangebot vom Jobcenter erhalten zu haben.

38 Prozent gingen nach eigenen Angaben bislang bei Weiterbildungsmaßnahmen leer aus. Angebote dafür unterbreiten Jobcenter laut Befragung vor allem Hauptschulabsolventen – seltener aber Frauen, vor allem mit Kindern.

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Wie viel Zeit floss in die Arbeitssuche?

Sechs Prozent der Befragten verbrachten 20 Stunden oder mehr pro Woche mit der Recherche nach offenen Stellen. 26 Prozent investierten bis zu 9 Stunden pro Woche in die Jobsuche.

„Die Jobcenter müssen den Schwerpunkt neu setzen“, erklärte Roman Wink, ein weiterer Arbeitsmarktexperte der Stiftung, mit Blick auf die Umfrage des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung und des Soko-Instituts. „Weniger Bürokratie, mehr Vermittlung – Jobcenter müssen Menschen in passende Arbeit bringen“, fügte er hinzu.

Zielgruppe der Studie der Institute waren laut Stiftung erwerbsfähige Leistungsbezieher zwischen 25 und 50 Jahren, die mindestens seit einem Jahr Bürgergeld erhalten und arbeitslos oder arbeitssuchend sind.

Die Stichprobe der insgesamt 1006 Befragten wurde vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit gezogen. Die Gesamtbefragung ist demnach thematisch breiter angelegt und soll Erkenntnisse zur Lebensrealität von Bürgergeldempfängern und zu Hemmnissen bei der Arbeitsaufnahme liefern. (afp/ks)



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