TK-Chef Baas: „Brauchen keine 100 Krankenkassen“

Für den Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, würde es reichen, wenn Deutschland 30 bis 40 gesetzliche Krankenkassen hätte. Würde damit viel gespart? Auch andere Krankenkassen debattierten über die Finanzierung.
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Der Chef der Techniker Krankenkasse Jens Baas (Symbolbild).Foto: via dts Nachrichtenagentur
Epoch Times22. Juli 2025

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, hat sich dafür ausgesprochen, die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen drastisch zu reduzieren.

„Ich glaube, man braucht keine knapp 100 Krankenkassen. Wir kommen ja von weit über 1.000“, sagte Baas im POLITICO-Podcast Berlin Playbook. „Von der Anzahl würde es ausreichen, wenn man 30 bis 40 hätte.“

Entscheidend sei: „Wenn ich mich versichern will, dann brauche ich Auswahl.“ Dafür würden 10 bis 20 Kassen genügen. Hinzu kämen solche, „die sind nur regional geöffnet oder vielleicht an bestimmte Betriebe angekoppelt.“

Im März 2025 sprach Baas von einem Defizit der Krankenkassen von über 6 Milliarden Euro im Jahr 2024. „Kein Land in der Europäischen Union gibt in Relation zum Bruttoinlandsprodukt so viel Geld für Gesundheit aus wie Deutschland.“ Es seien dringend Gegenmaßnahmen notwendig, um die Finanzierung zu sichern.

Auch im aktuellen Geschäftsbericht für das Jahr 2024 fordert er eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Bei der TK sind 12 Millionen Menschen versichert.

Gesundheitsminister: „Viel sparen lässt sich nicht“

Zuletzt hatte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gefordert, die Zahl der Krankenkassen angesichts hoher Sozialausgaben zu reduzieren. Die steigenden Lohnnebenkosten seien „belastend für die Bevölkerung und die Wirtschaft“, sagte Baas. „Von daher müssen wir dort dringend endlich gegensteuern.“

Allerdings: „Viel Geld sparen lässt sich nicht, wenn man weniger Krankenkassen hat“, sagte Baas. „Das Einzige, was man sparen könnte, wären Verwaltungskosten der Krankenkassen selber. Und der Anteil ist relativ gering.“

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Leistungskürzungen bezeichnete er als „den völlig falschen Weg“. „Ich finde, heute ist die gesetzliche Krankenversicherung leistungsmäßig so aufgestellt, dass wir die richtigen Sachen bezahlen“, sagte Baas. „Und da fällt es mir sehr schwer zu sagen, was noch raussollte.“ Denn: „Das Thema Brillen und das Thema Zahn ist ja schon weitestgehend gekürzt.“

AOK gegen verpflichtende Pflegezusatzversicherung

Auch andere Krankenkassen debattierten über die Finanzierung. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, hat sich gegen Leistungskürzungen und eine verpflichtende Zusatzversicherung in der Pflege ausgesprochen.

„Ich habe mit dieser Kombination aus Empfehlung einer Zusatzversicherung und Androhung von Leistungskürzungen im bestehenden System Probleme“, sagte Reimann dem „Tagesspiegel“. Bei einer verpflichtenden Zusatzversicherung stelle sich die Frage nach dem nötigen Sozialausgleich, „für den es auch wieder Steuermittel bräuchte“, sagte Reimann.

Das bisher vorgeschlagene Versicherungsmodell beziehe sich nur auf einen winzigen Ausschnitt des Pflegegeschehens, nämlich die Eigenanteile in Heimen. „Das würde die Absicherung im Alter sicher nicht spektakulär voranbringen“, erklärte die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes.

Reimann sprach sich auch dagegen aus, in der sozialen Pflegeversicherung eine Karenzzeit einzuführen, womit Pflegebedürftige im ersten Jahr keine Leistungen erhalten würden. Damit stelle man das gesamte Leistungsversprechen der Versicherung infrage. „20 Prozent der Menschen, die einen Pflegegrad bekommen, sterben bereits im ersten Jahr – sie würden also einzahlen, ohne jemals eine Leistung zu erhalten“, so Reimann. (dts/red)



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