UNESCO ernennt Bayerns Königsschlösser zum Welterbe – so sehen sie aus

Seit Jahren hatte Bayern die Bewerbung vorangetrieben – nun hat die UNESCO die Märchenschlösser von König Ludwig II. zum Welterbe ernannt. Das schafft Bekanntheit, aber auch Verpflichtungen.
Neuschwanstein lockt unter den Königsschlössern die meisten Besucher. (Archivbild)
Neuschwanstein lockt unter den Königsschlössern die meisten Besucher. (Archivbild)Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times12. Juli 2025

Die UNESCO hat die berühmten Märchenschlösser von Bayerns König Ludwig II. zum Welterbe erklärt. Auf ihrer Sitzung in Paris nahm die Welterbekommission der UN-Kulturorganisation das Schloss Neuschwanstein, die Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof sowie das Königshaus am Berg Schachen in die Welterbeliste auf. In Bayern war seit mehr als einem Vierteljahrhundert auf diese Auszeichnung hingearbeitet worden.

Die prachtvollen Schlösser in idyllischer Umgebung in Oberbayern sind seit nahezu 140 Jahren ein Touristenmagnet. Die Prunkbauten von Ludwig II. (1845-1886) lockten im vergangenen Jahr über 1,7 Millionen Besucher, viele davon Urlauber aus dem Ausland.

„Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte“, sagte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Maria Böhmer. „Sie sind allesamt architektonische Meisterwerke und zeugen von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs.“

Ludwigs Schlösser sollen Fantasien wecken

Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Königsschlösser sollen den Eindruck historischer Bauten erwecken und Mittelalter-Träume und Fantasien wecken. Schloss Neuschwanstein etwa wurde wie eine mittelalterliche Ritterburg erbaut und Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles errichtet.

Tatsächlich handelt es sich bei den imposanten Schlössern aber um für ihre Zeit moderne Bauwerke. „Gebaute Träume“ betitelte die Bayerische Schlösserverwaltung die Welterbe-Bewerbung.

Das begehrte Welterbe-Siegel ist zwar nicht mit einer finanziellen Förderung verbunden, erhöht aber die weltweite Bekanntheit und das Ansehen der ausgezeichneten Kulturstätten, was dem Tourismus zugutekommt. Der Staat verpflichtet sich, Welterbestätten langfristig zu erhalten und zu schützen und muss der UNESCO darüber regelmäßig Bericht erstatten.

Das sind die Schlösser

Mit seinen Märchenschlössern hat sich der bayerische König Ludwig II. (1845-1886) eine künstliche Gegenwelt zur Wirklichkeit geschaffen. Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee und das Königshaus am Schachen, die nun als UNESCO-Welterbe anerkannt wurden, verbinden Kunst und Kultur mit der Sehnsucht nach irdischen Paradiesen. Erschaffen wurden die Bauten im 19. Jahrhundert mit modernster Technik.

Schloss Neuschwanstein

Das vor der Kulisse der Ammergauer Alpen gelegene Schloss Neuschwanstein ließ Ludwig II. ab 1869 als privaten Rückzugsort errichten. Das bis heute unvollendet gebliebene Bauwerk orientiert sich an mittelalterlichen Ritterburgen und ist stark von den Opern Richard Wagners inspiriert.

Die Wandbilder der Haupträume zeigen Szenen aus der germanischen und nordischen Sagenwelt. Bis zu seinem Tod lebte Ludwig II. nur 172 Tage in dem Schloss, das damals einer Baustelle glich. Heute zieht das Märchenschloss jährlich hunderttausende Touristen an. Zuletzt wurden mehr als 2300 Objekte für 23 Millionen Euro restauriert.

Schloss Neuschwanstein bei Füssen, im Allgäu. Foto: Christof Stache/AFP via Getty Images

Schloss Linderhof

Vorbild für das ab 1870 errichtete Schloss Linderhof war das französische Barockschloss Marly. Die im Graswangtal errichtete Anlage vereint Stilelemente von Barock, Rokoko und Romantik. Als Herzstück gilt der prunkvolle Spiegelsaal.

In der umliegenden Parklandschaft finden sich orientalisch inspirierte Bauten sowie Nachbildungen aus Richard Wagners Bühnenwelten, darunter die Venusgrotte und die Hundinghütte. Schloss Linderhof ist das einzige der Königsschlösser, das vollendet wurde. Es diente Ludwig II. ab Mitte der 1870er-Jahre als Hauptresidenz.

Schloss Linderhof bei Oberammergau in Süddeutschland. Foto: Philipp Guelland/AFP via Getty Images

 

Schloss Herrenchiemsee

Schloss Herrenchiemsee gilt als architektonische Hommage an den Barock und die französischen Bourbonenkönige. Vorbild für den ab 1878 auf der Herreninsel im Chiemsee errichteten Bau war das Schloss Versailles bei Paris.

Die prunkvoll ausgestatteten Haupträume gelten als Höhepunkt der Ausstattungskunst des 19. Jahrhunderts. Trotz seiner Größe war das hufeisenförmige Schloss als private Residenz für Ludwig II. gedacht.

Das Neue Schloss Herrenchiemsee auf der Insel Herrenchiemsee im Chiemsee. Foto: Michaela Stache/AFP via Getty Images

 

Königshaus am Schachen

Das äußerlich schlicht gestaltete Königshaus liegt abgelegen am Berg Schachen im Wettersteingebirge mit Blick auf das Zugspitzmassiv.

Das Schlösschen wurde ab 1869 im Schweizer Chaletstil aus Holz erbaut. Während die fünf Wohnräume im Erdgeschoss bewusst schlicht gehalten sind, befindet sich im Obergeschoss das sogenannte Türkische Zimmer – ein prunkvoller Saal im maurischen Stil mit Diwanen, farbigen Fenstern und einem zentralen Springbrunnen.

Das Königshaus am Schachen bei Garmisch-Partenkirchen. Foto: Philipp Guelland/AFP via Getty Images

 

Bislang 54 Welterbestätten in Deutschland

Weltweit gab es nach Angaben der Deutschen UNESCO-Kommission vor der diesjährigen Sitzung 1.223 Welterbestätten in 168 Ländern. Die meisten sind Kulturdenkmäler wie das mittelalterliche Quedlinburg in Sachsen-Anhalt.

Es gibt aber auch Naturerbestätten wie die Grube Messel in Hessen, die durch ihre zahlreichen Fossilienfunde bekannt ist. Insgesamt gab es in Deutschland bislang 54 Welterbestätten, darunter die Altstädte von Stralsund und Wismar, der Kölner Dom, das Wattenmeer und die römischen Grenzanlagen des Limes. (dpa/afp/red)



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