Vogelgrippe: Keine kurzfristige Preisexplosion bei Eiern – Stallpflicht im Gespräch

Angesichts der raschen Ausbreitung der Vogelgrippe fordert Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) ein gemeinsames Vorgehen in der EU.
„Gerade der Ausbruch beim Wildgeflügel ist in diesem Jahr besonders stark und hier ist ein gemeinsames, koordiniertes und abgestimmtes Handeln unglaublich notwendig“, sagte Rainer bei einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen am Montag in Luxemburg. Deutschland habe die Seuche auf die Sitzungsagenda gesetzt, hunderttausende Tiere mussten bereits getötet werden.
Rainer hatte bereits am 24. Oktober von einem sehr schnellen Anstieg der Infektionen gesprochen und die Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen in den Geflügelbetrieben angemahnt. Über eine Stallpflicht stimmen sich demnach die Bundesländer ab.
Die Bundesregierung hat bei der EU zudem beantragt, den Höchstbetrag für Entschädigungszahlungen aus dem Tierseuchenfonds von 50 auf 110 Euro pro Tier hochzusetzen.
Was sagt die Geflügelwirtschaft?
Die Geflügelwirtschaft rechnet trotz der massenhaften Tötung von Nutztieren infolge der Vogelgrippe mit relativ stabilen Preisen für Geflügelprodukte. Er glaube nicht, „dass wir kurzfristige Preisexplosionen haben“, sagte Hans-Peter Goldnick, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, im ZDF-Morgenmagazin.
Er verwies darauf, dass das Gros der Gänse aus dem Ausland importiert werde. „Wir müssen einfach nur in den nächsten Tagen und Wochen abwarten, wie sich dieser Pestzug durch Deutschland, aber auch durch Europa entwickelt.“

Wegen der Geflügelpest müssen in Deutschland derzeit viele Tausend Hühner, Gänse, Enten und Puten gekeult werden. Foto: Frank Hammerschmidt/dpa
Natürlich könne sich ein Preisniveau immer ändern, wenn eine Situation dramatische Züge annehme. „Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir das im Griff behalten können“, sagte Goldnick.
Der Vorsitzende des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft, Robert Schmack, sagte im „Bayerischen Rundfunk“, die Preise für Eier und Geflügelfleisch seien bereits auf einem hohen Niveau. „Eierpreise, die sich dann um die Hälfte noch mal erhöhen, die halte ich nicht für ausgeschlossen“. Bei Freiland- und Bioeiern sei ein reduziertes Angebot möglich.
Bundesweite Stallpflicht gefordert
Goldnick fordert dringend ein sogenanntes Aufstallungsgebot in allen Bundesländern. „Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die die Politik treffen kann.“
Eine solche Stallpflicht ist eine behördliche Anordnung, Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung in geschlossenen Ställen zu halten, um die Ausbreitung von Tierseuchen wie der Vogelgrippe zu verhindern.
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„Wir müssen alle Bio-Sicherheitsmaßnahmen in den Betrieben einhalten. Dann haben wir die Chance, dass wir das Virus außen vorhalten“, sagte der Verbandspräsident. „Und dann gibt es auch zu Weihnachten und überhaupt genügend Fleisch, Geflügelfleisch und genügend Eier.“
Nur 20 Prozent der Gänse, die in Deutschland gegessen werden, kämen aus deutscher Produktion. 80 Prozent kämen aus Ungarn und Polen. Vor dem Martinstag am 11. November beginnt traditionell die Schlachtsaison für Gänse.

Freiwillige Helfer neben einem Radlader mit Kadavern von Kranichen auf einem Feld in der Nähe des Storchendorfes Linum, Brandenburg, am 24. Oktober 2025. Die Vögel sind vermutlich an der Vogelgrippe gestorben. Foto: Ralf Hirschberger/AFP via Getty Images
Die auch Vogelgrippe genannte Krankheit breitet sich seit Wochen über ganz Deutschland aus und trifft zunehmend Geflügelbetriebe mit voller Wucht. Nach Angaben des in Greifswald ansässigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben bislang etwa 30 kommerzielle Geflügelhalter ihre Tiere töten müssen.
Loeffler-Institut rechnet mit Ausbreitung der Vogelgrippe
Das Loeffler-Institut rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Zugvögeln, die an der Geflügelpest verenden und zu Überträgern der Tierseuche werden können.
„Der Vogelzug ist im vollen Gange und der Virusdruck durch infizierte Wildvögel und deren Ausscheidungen sehr hoch“, sagte Instituts-Präsidentin Christa Kühn. „Wir sehen nach wie vor ein sehr dynamisches Geschehen.“
Die Geflügelpest grassiere in diesem Jahr außergewöhnlich früh, sagte Goldnick. „Es sind verhältnismäßig viele Ausbrüche über die gesamte Bundesrepublik verteilt in allen möglichen Geflügelarten. Das ist schon überraschend.“ Normalerweise gebe es einen Anstieg Anfang November. „So einen Verlauf haben wir in den letzten Jahren noch nicht erlebt.“
Stellen Geflügelfleisch und andere Geflügelprodukte ein Risiko dar?
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es bislang keine Belege, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippevirus infiziert hätten und erkrankt wären. Auch das Loeffler-Institut hält eine Übertragung über Lebensmittel, die von infiziertem Geflügel stammen, hierzulande für „unwahrscheinlich“. Infiziertes Geflügel werde in Deutschland rasch identifiziert, die Produkte betroffener Bestände gelangten nicht in Verkehr.
Da das Vogelgrippevirus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist, sind dem BfR zufolge bei gut durcherhitzten Lebensmitteln keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten.
Geflügelfleisch sollte generell gut durchgegart werden und zwar mindestens zwei Minuten lang bei mindestens 70 Grad Celsius. Das Geflügelfleisch hat dann keine rote beziehungsweise rosa Farbe mehr, und es tritt auch kein roter Fleischsaft aus.
Auch für eine Infektion durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren gibt es bislang keine Anhaltspunkte. Allerdings können Eier infizierter Tiere das Virus sowohl auf der Schale als auch in Eiweiß und Eidotter enthalten.
Wer sich vor H5-Viren und auch anderen Krankheitserregern schützen will, sollte laut BfR seine Eier generell gut durcherhitzen und auf rohe Eiprodukte wie Eischnee oder Tiramisu verzichten. (dpa/afp/ks)



















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