Vogelgrippe und die Folgen: Steigen jetzt die Eier- und Fleischpreise?
In Kürze:
- Die Vogelgrippe breitet sich weiter aus, besonders in geflügeldichten Ländern wie Niedersachsen.
- Zahlreiche Betriebe mussten Zehntausende Tiere keulen, während Behörden zu strengen Sicherheitsmaßnahmen aufrufen.
- Preissteigerungen für Verbraucher bei Eiern und Geflügelfleisch sind möglich, hängen aber von der weiteren Entwicklung der Ausbrüche ab.
Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland weiter aus. Ende vergangener Woche meldete das Friedrich-Loeffler-Institut einen deutlichen Anstieg der Fälle von aviärer Influenza. Wie das Institut weiter meldete, habe sich in der vergangenen Woche die Zahl der Ausbrüche in Geflügelbeständen im Vergleich zur Woche davor verdoppelt. Es kamen 20 Ausbrüche dazu. Bei den Wildvögeln wurden nach Institutsangaben „184 positive Befunde“ registriert.
Die Lage sei weiterhin hochdynamisch, so die Präsidentin der Bundesbehörde für Tiergesundheit, Christa Kühn. „Wir sehen weiterhin stetig steigende Zahlen, eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht“, sagte Kühn.
Auf der europäischen Übersichtskarte lasse sich inzwischen „quasi der Herbstvogelzug Richtung Südwesten ablesen“. Um die Ausbreitung einzudämmen, dürften weder die Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelbetrieben noch die Meldung und Bergung toter Wildvögel nachlassen, auch wenn die örtlichen Behörden bereits stark belastet seien.

Vogelgrippefälle in Europa, Stand 30. Oktober 2025. Foto: Friedrich-Loeffler-Institut
Niedersachsen besonders betroffen
Besonders stark betroffen ist erneut Niedersachsen, das den Schwerpunkt der Geflügelhaltung in Deutschland bildet. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurde im Jahr 2023 deutschlandweit jedes zweite Huhn auf einem niedersächsischen Hof gehalten. Rund 37 Prozent der deutschen Putenhaltung fanden in Niedersachsen statt.
Wie der Landkreis Cloppenburg südwestlich von Bremen am Montag, 3. November, meldete, wurde in der Stadt Friesoythe der Ausbruch der Vogelgrippe in einem Putenbetrieb nachgewiesen. Nach Angaben des Landkreises wurde der Ausbruch inzwischen auch vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt. Der Bestand von 5.000 Puten musste daraufhin gekeult werden. „Somit sind im Landkreis Cloppenburg seit dem 15. Oktober elf Ausbruchsbetriebe mit insgesamt 108.500 Puten und 5.300 Enten betroffen“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Auch im benachbarten Landkreis Vechta wurden in der vergangenen Woche mehrere Ausbrüche von Vogelgrippe gemeldet. Zuerst wurde Anfang vergangener Woche bei einem Kranich, der tot aufgefunden wurde, das Vogelgrippevirus festgestellt.
Wenig später wurde das Virus in einem Putenbetrieb in Telbrake und einem Hühnerbetrieb in Lutten nachgewiesen. 13.150 Putenhennen und 130.000 Legehennen mussten daraufhin, nach Angaben des Landkreises, gekeult werden. Am Donnerstagabend dann der nächste Fall im Landkreis Vechta. Dieses Mal traf es eine Putenhaltung in Goldenstedt. 9.700 Putenhähne im Alter von elf Wochen mussten daraufhin getötet werden.
[etd-related posts=“5289036″]
Auch Fälle in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein
Doch nicht nur Niedersachsen ist betroffen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern weitete sich das Seuchengeschehen zuletzt aus. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wurden nach Angaben des Umweltministeriums vermehrt erkrankte und verendete Kraniche beobachtet.
Ranger und Einsatzkräfte hätten in der Sundischen Wiese mithilfe von Drohnen zwischen 50 und 100 auffällig geschwächte Tiere festgestellt. Erste Kadaver wurden danach geborgen. Der Bereich wurde für Besucher gesperrt, um das Virus nicht weiterzuverbreiten. Laut Umweltminister Till Backhaus (SPD) befinden sich weiterhin rund 2.500 bis 3.000 Kraniche in dem Gebiet, deren Weiterzug sich durch starke Südwestwinde verzögert hat.
In Schleswig-Holstein wurden seit zwei Monaten mehrere Ausbrüche der Vogelgrippe bestätigt. Zunächst war Anfang September ein gewerblicher Geflügelbetrieb im Kreis Steinburg betroffen, im Oktober folgte ein weiterer Fall im Kreis Plön. Die Bestände wurden vollständig gekeult und großräumige Sperr- und Überwachungszonen eingerichtet.
Parallel wurden im nördlichsten deutschen Bundesland auch bei Wildvögeln Fälle festgestellt. Das Landwirtschaftsministerium hat daher eine landesweite Allgemeinverfügung zu Biosicherheitsmaßnahmen erneut in Kraft gesetzt und appelliert an Geflügelhalter, Stallzugänge zu sichern, Kontakt zu Wildvögeln zu vermeiden und Bestände engmaschig zu kontrollieren. „Jetzt ist höchste Wachsamkeit geboten“, betonte Staatssekretärin Anne Benett-Sturies.
Höhere Preise für Geflügel und Eier?
Für Verbraucher stellt sich nach dem Ausbruch die Frage: Werden Geflügelfleisch und Eier demnächst teurer? Die Folgen für den Verbraucher sind derzeit noch schwer eindeutig einzuschätzen, doch die Branche beobachtet die Entwicklung aufmerksam.
Robert Schmack, der Vorsitzende des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft, sprach in der vergangenen Woche im Interview mit „tagesschau.de“ von Engpässen bei Eiern und Geflügelfleisch. Er sagte:
„Wir sind jetzt schon in einer Situation, in der Eier und Geflügelfleisch sich aufgrund der hohen Nachfrage und nicht nachgezogenen Produktionskapazitäten auf einem sehr hohen Preisniveau befinden. Und wenn wir jetzt noch Ausfälle haben wegen der Vogelgrippe, dann kommt es sehr schnell auch zu Versorgungsengpässen.“
In den USA wurden aufgrund der Vogelgrippe Millionen Legehennen getötet. Wie das Fachmagazin „top agrar“ Mitte April berichtete, war dadurch der Preis für Eier enorm gestiegen. Zeitweise war der Preis für zwölf Stück im März auf ein Rekordhoch von durchschnittlich 6,23 US-Dollar (5,41 Euro) geklettert.
Schmack hält eine Preissteigerung auch in Deutschland für möglich:
„Auch bei uns wird es dramatisch sein und Eierpreise, die sich dann um die Hälfte noch mal erhöhen, halte ich nicht für ausgeschlossen.“
Eine Packung mit zehn Eiern koste heute im Durchschnitt 2,50 Euro. „3,50 Euro halte ich dann nicht für ausgeschlossen“, so Schmack
[etd-related posts=“5282745″]
Der Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) Hans-Peter Goldnick gibt sich im Interview mit dem „ZDF-Morgenmagazin“ am 27. Oktober etwas entspannter. Er rechnet trotz der Massentötung von Nutzgeflügel in den vergangenen Wochen mit relativ stabilen Preisen. Goldnick sagte, er glaube nicht, „dass wir kurzfristige Preisexplosionen haben“. Goldnick weiter: „Wir müssen einfach nur in den nächsten Tagen und Wochen abwarten, wie sich dieser Pestzug durch Deutschland, aber auch durch Europa entwickelt.“
Ein Preisniveau könne sich natürlich immer ändern, wenn eine Situation dramatische Züge annehme. „Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir das im Griff behalten können“, sagte der Verbandspräsident. Wie sich das Angebot und die Preise für die Gans oder Ente zu Weihnachten entwickeln, hänge allerdings weniger von Deutschland ab. Vielmehr müsse man, so Goldnick, nach Ungarn oder Polen schauen. Von dort kämen nämlich 80 Prozent der Gänse, die in Deutschland gegessen werden.
Eierpreise in den vergangenen Jahren gestiegen
Der vorsichtige Optimismus lässt sich allerdings auch mit den Handelsstrukturen in Deutschland für Eier begründen. Der Groß- und Einzelhandel, Großküchen, Bäckereien und Gaststätten dürfen Eier nur von zugelassenen Packstellen beziehen. Zwischen den Packstellen und den Händlern werden meist langfristige Vertragsvereinbarungen getroffen. Dadurch kommen dramatische Preissteigerungen nicht sofort beim Verbraucher an. Anders sieht die Situation aber auf den sogenannten Spotmärkten aus. Auf diesen bezieht der Einzelhandel seinen kurzfristigen Bedarf. Hier könnte der Preis stark ansteigen, wenn sich die Lage durch die Vogelgrippe zuspitzt.
[etd-related posts=“5058689″]
Unabhängig vom aktuellen Vogelgrippegeschehen gehen die Eierpreise bereits seit Längerem nach oben. Ein wesentlicher Faktor ist die Umsetzung höherer Tierwohl- und Haltungsstandards. Der schrittweise Ausstieg aus der Kleingruppen- und Käfighaltung hat dazu geführt, dass mehr Eier aus Boden- und Freilandhaltung stammen, deren Produktion teurer ist.

Eiererzeugung nach Haltungsformen, 2025. Foto: Statistisches Bundesamt
Nach Daten des Statistischen Bundesamts sind die Erzeugerpreise für Eier im August 2025 um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Sie gehören damit zu den tierischen Produkten, die deutlich teurer geworden sind.
Bundesregierung plant höhere Entschädigung für Landwirte
Für die Landwirtschaft selbst sind die wirtschaftlichen Folgen ungleich härter. Wird in einem Betrieb das Virus festgestellt, folgt fast immer die vollständige Keulung des Bestandes. Damit endet die laufende Produktion schlagartig. Die betroffenen Betriebe verlieren Einnahmen, während gleichzeitig viele Kosten weiterlaufen. Zwar gibt es Entschädigungen aus staatlichen Tierseuchenkassen, doch diese decken vorwiegend den Wert der Tiere.
So beträgt die Entschädigung für Geflügel nach Angaben der Niedersächsischen Tierseuchenkasse im Moment 50 Euro für jedes Tier. Nicht berücksichtigt bei der Entschädigung werden allerdings Ausfälle durch Produktionsunterbrechungen, Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen, Leerstandszeiten sowie Verluste aus langfristigen Lieferverträgen mit Schlachtereien oder Handelspartnern.
[etd-related posts=“5279294″]
Nach Plänen der Bundesregierung soll die Entschädigung für Geflügel auf 110 Euro angehoben werden. Ein entsprechender Gesetzentwurf wird im Moment im Bundestag beraten.
Der ZDG begrüßt die geplante Anpassung der Entschädigungsregelungen in der Tierseuchenkasse. Künftig soll im Seuchenfall neben den Kosten für Tötung und Entsorgung auch der tatsächliche Marktwert der Tiere berücksichtigt werden. ZDG-Präsident Goldnick spricht von einem „starken Signal für unsere Branche“ und fordert, den erhöhten Entschädigungssatz von 110 Euro je Tier rasch anzuwenden.
Für Verbraucher bedeutet die aktuelle Situation daher vor allem Wachsamkeit. Noch müssen sie keine deutlichen Mehrkosten befürchten. Doch die Preisentwicklung hängt unmittelbar von den kommenden Wochen ab. Je mehr Bestände betroffen sind, desto stärker wird sich dies in Regalen und auf Speisekarten abbilden. Für die Landwirte hingegen ist die Vogelgrippe längst zu einem Risiko geworden, das sich nicht mehr als Ausnahme erklären lässt, sondern als Bestandteil ihres Alltagsgeschäfts.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion