Wie Kay-Achim Schönbach den WerteUnion-Förderverein auf Kurs bringen will

Mit dem Ex-Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach wurde am Wochenende ein Bündnis-Deutschland-Politiker zum Vorsitzenden des WerteUnion Fördervereins e. V. gewählt. Er löst Hans-Georg Maaßen ab. Welche Ziele verfolgt der ehemalige höchste Marinesoldat Deutschlands mit seiner Arbeit für konservative Kräfte? Epoch Times hat nachgefragt.
Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach ist Inspekteur der Deutschen Marine im Marinekommando.
Das Archivbild zeigt den ehemaligen Inspekteur der deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach (60). Seit seiner Entlassung engagiert sich Schönbach politisch für eine Zusammenarbeit bürgerlich-konservativer Kräfte abseits der Union.Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
Von 7. Oktober 2025

In Kürze:

  • Ex-Marine-Inspekteur Kay-Achim Schönbach löst Hans-Georg Maaßen als Chef des WerteUnion Fördervereins e. V. ab.
  • Hauptziel: Gemeinsames „Sprachrohr“ der bürgerlich-konservativen Kräfte etablieren
  • Keine weiteren Ambitionen für „WerteUnion“-Partei
  • Verhältnis zum Ex-Verfassungsschutzpräsidenten „ohne Groll“

 

Kay-Achim Schönbach, der einst führende Mann der deutschen Marine, hat Hans-Georg Maaßen als Chef des Fördervereins der WerteUnion abgelöst.

Schönbach, Jahrgang 1965, wurde auf der Bundesversammlung des Fördervereins am 4. Oktober 2025 in Weimar als Vorsitzender eines komplett neuen Vorstands gewählt, nachdem der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Maaßen infolge monatelanger Streitigkeiten selbst nicht mehr kandidiert hatte.

Unterlegene Kandidatin für Vereinsvorsitz zurückgetreten

Maaßens Favoritin für seine eigene Nachfolge, Henrieke Stahl, unterlag dem Team Schönbach deutlich: 71,4 Prozent der Stimmen waren für den Vizeadmiral a. D.

Stahl trat noch während der Versammlung aus dem Verein aus und hinterließ auf ihrem X-Kanal eine Stellungnahme, in der sie zwischenzeitlich „ausgeschlossene Mitglieder“ anprangerte und versprach, sich nun für den Aufbau eines „international agierenden Thinktanks mit politischer Aufklärungs- und Bildungsarbeit“ einzusetzen.

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Über CDU und WerteUnion zum BD: Parteipolitische Stationen eines Spitzenoffiziers

Der ursprünglich CDU/CSU-nahe Ursprungsverein WerteUnion e. V. hatte sich 2017 gebildet, um innerhalb der Union auf eine Umkehr vom „deutlich erkennbaren Linkskurs“ der Merkel-CDU hinzuarbeiten. Er war auf Betreiben Maaßens Anfang 2024 in den Förderverein und in die Partei gleichen Namens aufgespalten worden. Noch kurz davor waren sowohl Schönbach als auch Maaßen Mitglieder der CDU. Danach hatte Maaßen sowohl in der Partei als auch im Förderverein den Posten des Vorsitzenden inne.

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Schönbach übernahm in der Partei zunächst den Posten eines stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Doch schon nach wenigen Monaten wechselte er im November 2024 zu der thematisch ähnlich aufgestellten Partei Bündnis Deutschland (BD), um dort die Rolle des Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl zu übernehmen. Eine von der WerteUnion zunächst erwogene Fusion beider Parteien kam nie zustande.

Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 kam die WerteUnion auf 6.736 Zweitstimmen (0,0 Prozent) und BD auf 76.372 Zweitstimmen (0,2 Prozent).

Heute engagiert sich Schönbach beim 2022 gegründeten BD als stellvertretender Bundesvorsitzender, als sicherheits- und verteidigungspolitischer Sprecher und als Koordinator der parteiinternen Bundesfachausschüsse.

Ein BD-Politiker als Chef des Fördervereins?

Epoch Times fragte bei Schönbach nach, wie seine Arbeit in einer Konkurrenzpartei mit dem Vorsitz im WerteUnion-Förderverein zu vereinbaren sei. Das schließe sich nicht gegenseitig aus, so Schönbach. Immerhin gebe es auch weitere Vereinsmitglieder, die ebenfalls anderen Parteien angehörten und „in den Vorstand oder auf den Posten des Vorsitzenden hätten aufrücken können“.

Im Geiste der Vereinssatzung werde er außerdem weiterhin die Partei WerteUnion unterstützen, stellte Schönbach klar. Den Förderverein wolle er „als vor-parteipolitisches Scharnier der konservativ-bürgerlichen Kräfte re-etablieren“:

„Wir müssen alle zusammenhalten und -arbeiten. So zerstückelt, wie wir es aktuell sind, haben wir alle keinen Einfluss.“

Ähnlich verbindend hatte er sich schon zehn Tage vor seiner Wahl auf seinem X-Kanal geäußert. Damals erklärte er, beim BD „gerne und sofort“ zurückzutreten, „wenn sich in allen konservativ-liberalen Parteien die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, zur Rücknahme der Egos und zur Zurückdrängung der toxischen Führungscliquen“ entwickeln würde.

Förderverein soll wieder „Sprachrohr der Bürgerlich-Konservativen“ werden

Unter seiner Führung solle sich der Förderverein „wieder zur Aufgabe machen, Sprachrohr der bürgerlich-konservativen Menschen zu werden“, erläuterte Schönbach seine Ziele als Vereinsvorsitzender gegenüber Epoch Times. Auch dazu gelte es, „den Zusammenschluss der kleinen Kräfte, Parteien und Organisationen im Mitte-Rechts-Spektrum [zu] befördern und gegebenenfalls zu vermitteln“.

Ihm sei bewusst, dass „schwere Arbeit“ vor ihm liege, das Vertrauen der Mitglieder zu verdienen, denn er wolle der Vorsitzende „für alle Mitglieder sein“:

„Wenn das nichts wird und unser Engagement nicht den Erfolg zeitigt, dann gehe ich von selbst.“

Konkret schwebe ihm derzeit vor, den Förderverein wieder als eine Gesprächs- und Diskussionsplattform mit Veranstaltungen für jedermann zu etablieren – unabhängig von der „politischen Couleur“.

„Das ist vielerorts verschwunden und nur noch vereinzelt zu finden“, bedauerte Schönbach den Status quo: „All das muss wiederbelebt werden und noch mehr.“ Es gebe für ihn „eine Menge Möglichkeiten und viel zu tun“.

Wegen „zunehmend desolater werdender Verhältnisse“: Verantwortlichen auf die Finger schauen

Welche Gründe bewegen den studierten Pädagogen Schönbach überhaupt dazu, sich nach seiner Zeit als Inspekteur der deutschen Marine im Ruhestand vermehrt politisch zu engagieren?

Auf diese Frage der Epoch Times nannte der dreifache Familienvater drei Gründe: Sein Alter, seine Einstellung und seine „Wahrnehmung unserer zunehmend desolater werdenden Verhältnisse“ zwängen ihn als ehemaligen Soldaten praktisch zur Aktivität:

„Als politisch interessierter Bürger sehe ich die Verwahrlosung unseres Landes, die vor unseren Augen geschieht, und damit meine ich nicht nur die materielle.“

Die „eigentliche Gefahr“ bestehe für ihn darin, dass „Konservative, Bürgerliche und Libertäre“ gemeinhin weniger laut aufträten und weniger Aufmerksamkeit generierten, als es „das linke Spektrum“ tue. Anstatt aber nur von der Couch aus zu nörgeln, wolle er lieber seinen Beitrag dazu leisten, dass sich noch mehr Menschen politisch einbrächten: „Damit politisch Verantwortliche erkennen, dass ihnen auf die Finger geschaut wird“, so Schönbach. Er sei überzeugt, dass der Förderverein „im vorparlamentarischen Raum viel bewirken“ könne.

Sein dortiges Engagement habe zudem nichts mit seinem früheren Amt als Marineinspekteur zu tun, auch wenn er „die Entwicklungen dort weiterhin genau“ beobachte, wie der Vizeadmiral a. D. betonte.

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Nach Aussagen über Russland in Ungnade gefallen

Im Januar 2022, rund einen Monat vor dem Einmarsch russischer Kampfeinheiten in die Ukraine, hatte Schönbach in einem Vortrag an einen Thinktank in Neu-Delhi zu mehr Respekt für den russischen Präsidenten Wladimir Putin geraten. Außerdem gab er sich überzeugt, dass Moskau die 2014 annektierte Krim nicht wieder hergeben würde.

Mit diesen Äußerungen, die der Haltung der seinerzeit rot-grün-gelben Bundesregierung widersprachen, war sein Karriereende als oberster Marinesoldat Deutschlands besiegelt. Nachdem er unter Druck aus der Ukraine selbst um die Entbindung von seiner Aufgabe als Inspekteur der Marine gebeten hatte, versetzte ihn Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) in den einstweiligen Ruhestand. Er hatte der Bundeswehr seit Mitte der 1980er-Jahre gedient.

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Knapp zwei Jahre später erklärte Schönbach im Interview mit Epoch Times, dass seine Aussagen über Russland seinerzeit aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Es sei „völliger Unsinn“, anzunehmen, dass er Verständnis für die Besetzung der Krim habe oder ein „Putin-Versteher“ sei. Er kritisierte zudem Bürokratie und Arbeitsorganisation bei der Bundeswehr, sprach sich für eine Reaktivierung der Wehrpflicht aus, lobte die Unterstützung für die Ukraine und mahnte, sich für alle Fälle auf einen Einsatz zur Unterstützung Israels vorzubereiten.

Kein Groll gegen Maaßen – Hoffen auf gemeinsamen Erfolg

Nun angesprochen auf sein Verhältnis zu Maaßen, stellte Schönbach klar, dass er persönlich „keine Probleme“ mit dem ebenfalls politisch in Ungnade gefallenen ehemaligen Spitzenbeamten gehabt oder gar „einen Groll gegen ihn“ gehegt habe.

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Im Gegenteil habe er mit Maaßen noch am Vorabend der Mitgliederversammlung „einen netten gemeinsamen Abend mit einem guten Gespräch“ verbracht. Der habe ihm nach seiner Rückzugsankündigung versichert, dass er – Schönbach – als Nachfolger seinen Vorstellungen entspreche. Inhaltlich seien Maaßen und er ohnehin „nie wirklich auseinander“ gewesen. Er hoffe auch künftig auf den gemeinsamen Austausch.

Für Maaßens Zukunft wünsche er sich, dass dieser „weiterhin eine Rolle in der Politik spielt und wir gemeinsam Erfolg haben“.

„Was ich dafür tun kann, tue ich gerne“, so Schönbach. Bis zur außerordentlichen Parteiversammlung am 8. November werde aber „noch eine Menge Wasser den Rhein herunterfließen“. Er rechne bis dahin mit einer Menge Hintergrundgespräche. Er selbst habe „in der Partei WerteUnion definitiv keine Ambitionen“.

Einen Favoriten für einen möglichen neuen Parteivorsitz wollte Schönbach nicht nennen: Er dürfe sich nicht in die Entscheidung des Parteitages einmischen, hoffe jedoch, dass sich die Einsicht durchsetzen werde, „die Partei auf eine Zusammenarbeit mit den anderen politischen Kräften und Parteien im gleichen Spektrum auszurichten“. Schönbach mahnte:

„Nur zusammen haben wir eine realistische Chance auf parlamentarische Vertretung und somit einen Hebel, diesem Land wieder den Kompass zu justieren.“

Trotz Rücktrittsankündigung: Maaßen würde auf Wunsch Parteivorsitzender bleiben

Noch am Tag der jüngsten Vereinswahl hatte Maaßen auf der Parteiwebsite klargestellt, dass er „vor dem Hintergrund der skandalösen Entwicklungen“ auf Parteiebene beim nahenden Parteitag der WerteUnion „zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern den Weg für Neuwahlen freimachen und zurücktreten“ werde. Falls die Mitglieder ihn aber doch weiterhin als Parteichef sehen wollten, werde er für das Amt zur Verfügung stehen.

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Maaßen war im November 2018 vom damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) als Präsident des Verfassungsschutzes abgesetzt worden.

Zuvor hatte er einer Aussage von Bundeskanzlerin Merkel widersprochen, nach der es nach einem Tötungsdelikt in Chemnitz angeblich „Hetzjagden auf Ausländer“ gegeben hatte. Der unfreiwillig in den vorzeitigen Ruhestand versetzte Spitzenbeamte engagiert sich seither vornehmlich in der WerteUnion für liberalkonservative Werte und brach schließlich auch mit seiner alten Partei CDU.



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