Mythos Monaco: Wie die Formel 1 die Langeweile bekämpft

Im Hafen von Monaco stehen erneut die luxuriösen Jachten dicht an dicht, täglich wird es im Fürstentum trubeliger. Wie besonders das Formel-1-Spektakel an der Côte d’Azur ist, wird schon vor der morgigen ersten Ausfahrt klar.
Kaum ein Sportevent auf der Welt steht bei den Reichen und Schönen im Frühjahr so sehr im Fokus wie dieses. Monaco – das ist Luxus, sehen und gesehen werden. Sportlich war es zuletzt aber vor allem eines: ziemlich langweilig. Das soll sich am Sonntag (15:00 Uhr/Sky) ändern.
Erstmals und zunächst einmalig wird es bei diesem Grand Prix für alle Piloten verpflichtend zwei Boxenstopps geben.
Damit reagiert der Motorsport-Weltverband Fia auch auf das Rennen im Vorjahr und erhofft sich durch mehr taktische Möglichkeiten höhere Spannung.
Nirgendwo wird seltener überholt
Früher wurde beim Grand Prix in Monaco phasenweise gar nicht angehalten, die Fahrer nutzten nur einen Satz Reifen, die Startaufstellung gab meist die Reihenfolge im Ziel vor.
Nirgendwo wird so selten überholt wie in Monaco. Gerade mal zwölf Manöver pro Rennen gab es durchschnittlich seit 1984. Nicht wenige würden gerne sehen, dass sich das ändert – Gedankenspiele dazu gibt es.
Ein Umbau mit neuer Überholzone beispielsweise am Schwimmbad könnte Abhilfe schaffen. Veränderungen scheiterten auch am Unwillen der Veranstalter vom Automobile Club de Monaco.
Formel-1-Boss: Jeder Fahrer will im Fürstentum siegen
Und so gewinnt im Fürstentum weiterhin meistens der Fahrer, der auf dem ersten Startplatz steht. Das Qualifying am Samstag ist besonders wichtig, denn auf der mit 3,337 Kilometern kürzesten Strecke im Rennkalender ist das Überholen mit den breiten und langen Boliden kaum noch möglich. Trotz dieser Probleme wurde der Vertrag mit dem Kurs bis 2031 verlängert.
„Die Straßen von Monte Carlo sind einzigartig“, sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali: „Der Grand Prix von Monaco bleibt ein Rennen, das alle Fahrer gewinnen wollen.“

Ikonisch: Die Superreichen verfolgen das Geschehen von ihren Jachten im Hafen. Foto: Luca Bruno/AP/dpa
Bei aller berechtigten Kritik ist Monaco für die Formel 1 ein Ort wie kein anderer. Superstars aus Hollywood und der Sportwelt sitzen auf den Tribünen und genießen bei besonderem Flair an der sonnigen Côte d’Azur eines der ältesten und traditionsreichsten Rennen im Motorsport.
Den Großen Preis mit seinen enormen fahrerischen Herausforderungen kennt fast jeder. Juan Manuel Fangio, Niki Lauda, Ayrton Senna, Michael Schumacher – sie alle haben in den engen Straßen schon gesiegt.
Wenn das Herz höher schlägt
Der Fahrer ist in dem Nobelort mit nur rund 39.000 Einwohnern zu jeder Sekunde gefordert, denn die Leitplanken sind ganz nah, Fehler werden knallhart bestraft.
„Du spürst es, dass dein Herzschlag jedes Mal etwas höher ist auf der Qualifikationsrunde als auf einer anderen Strecke. Da ist viel Adrenalin“, sagte Weltmeister Max Verstappen schon. Die Fahrer lieben das, deswegen betonte Kollege Fernando Alonso auch: „Monaco gehört immer in den Rennkalender.“
Schon im ersten Formel-1-Jahr 1950 wurde in Monaco gefahren, seit 1955 gehört der Klassiker jährlich zum Programm. Noch im Vorjahr wurde spekuliert, dass Monaco seinen Stammplatz schnell verlieren könnte, es vielleicht nur noch alle zwei Jahre zum Rennen an der Mittelmeerküste kommt.
Doch obwohl neue Bewerber für WM-Läufe mit viel Geld in den Markt drängen und alte Platz machen müssen, bleibt das Fürstentum dabei.
Im Fürstentum wird es richtig teuer
Monaco genoss in der Vergangenheit finanzielle Vorteile, zahlte deutlich weniger Antrittsgeld als andere Orte. Auch wenn offiziell keine neuen Zahlen bekannt sind, spricht viel dafür, dass sich das ändert und der Grand Prix auch dank höheren Zahlungen mindestens noch siebenmal stattfindet.
Wer dabei sein will, muss ohnehin tief in die Tasche greifen. Die Liegegebühr für eine Woche im Hafen kann für die größten Privatjachten über 120.000 Euro betragen, auch VIP-Pakete gibt es für drei Tage mit Training, Qualifikation und Rennen im Bereich bis zu 20.000 Euro – ohne Hotelzimmer.
„Monaco ist wegen seines Erbes und seiner Geschichte dabei. Das ist alles“, hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bereits vor der jüngsten Vertragsverlängerung kritisiert und Veränderungen gefordert: „Auch das Kronjuwel muss mit der Zeit gehen. Wenn man stehen bleibt, geht man rückwärts.“ Die neue Boxenstoppregel kann also nur ein Anfang sein. (dpa/red)
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