Nagelsmann und die Mathematik: „Gefährliches Ergebnis“

Julian Nagelsmanns Stimme hatte beim ersten deutschen Länderspiel-Sieg in Italien seit 1986 ganz schön gelitten. „Noch geht’s“, krächzte der Bundestrainer, als er am Ende eines auch für ihn extrem intensiven Fußballabends im Giuseppe-Meazza-Stadion das 2:1 (0:1) der DFB-Auswahl im Viertelfinal-Hinspiel der Nations League im Presseraum analysierte.
Als ihn ein italienischer Reporter fragte, was das Resultat für die zweite Partie am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) im ausverkauften Dortmunder Stadion bedeutet, antwortete Nagelsmann: „Es ist ein gefährliches Resultat, wir sind nur ein Tor vorne.“
„Was ist das für ein Quatsch“
Nein, überheblich oder nachlässig werden der DFB-Coach und seine Spieler keineswegs nach der in einer starken zweiten Hälfte mit viel Willenskraft und wirkungsvollen Personalanpassungen erzwungenen Wende zum Guten.
Aber natürlich ist der Vorteil jetzt klar auf deutscher Seite. Mehr als die Hälfte des Weges zu einem Final-Four-Turnier in Deutschland Anfang Juni ist absolviert, oder? „Aus Trainersicht würde ich jetzt 50 Prozent sagen, weil es eins von zwei Spielen war“, sagte Nagelsmann: „Aber wenn man jetzt einen Mathematiker fragt oder einen, der Wahrscheinlichkeiten berechnet, würde der sagen, was ist das für ein Quatsch.“ Natürlich habe sein Team nun „eine höhere Wahrscheinlichkeit weiterzukommen, weil wir ein Tor mehr geschossen haben“.
Trotzdem gab Nagelsmann noch in Mailand die Herangehensweise für das Rückspiel im Dortmunder Stadion vor: „Wir tun alle gut daran, so ins Rückspiel zu starten, wie es dann auch steht, nämlich 0:0. Wir müssen versuchen, das Spiel zu gewinnen, dann müssen wir nicht rumrechnen.“
Der nächste Entwicklungsschritt
Kapitän Joshua Kimmich, der jeweils die Flanken bei den Kopfballtoren des zur Pause eingewechselten Tim Kleindienst und des herausragenden Rückkehrers Leon Goretzka schlug, legte die Marschroute für den zweiten Italien-Part auch klar fest. „Wir wollen gewinnen“, sagte der 30-Jährige entschlossen.
Dass es nach 39 Jahren der erste DFB-Erfolg in Italien war, war für Nagelsmann nur eine schöne Randnotiz: „Ich bin nicht perfekt in Fußball-Historie. Ich kannte den Fakt. Aber das Allerwichtigste ist, dass wir dieses erste Spiel jetzt gewonnen haben. Und jetzt wollen wir auch das zweite gewinnen.“
Er bescheinigte seinem Team einen weiteren Entwicklungsschritt. Nach dem frühen 0:1 von Sandro Tonali habe es nicht kopflos und verunsichert agiert. Er sprach von „einer neuen Stärke“, auch in Rückstand liegend ruhig zu bleiben.
„Top-Comeback“ von Goretzka
Hinzu kam, dass er selbst in der Pause mit der Hereinnahme von 1:1-Schütze Kleindienst und Abwehrspieler Nico Schlotterbeck wichtige personelle und taktische Anpassungen vornahm. „Du brauchst Spieler, die Bock haben, auch reinzukommen und ein Spiel verändern zu wollen. Schlotti hat ein Superspiel gemacht – und Tim hat das gemacht, was er machen muss, ein Tor.“
Dazu kamen ein starker Torwart Oliver Baumann, ein vorbildlicher Kapitän Kimmich und allen voran der 30-jährige Goretzka, der sein 58. Länderspiel nach 16 Monaten DFB-Abstinenz mit dem Siegtor krönte. „Ein Top-Comeback von Leon nach all‘ dem, was passiert ist“, schwärmte Nagelsmann. (dpa/red)
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