Eine Symbiose zwischen Ost und West: Dieser Arzt denkt Medizin völlig neu

Dr. Jingduan Yang revolutioniert die Medizin, indem er traditionelle chinesische Weisheit mit moderner Wissenschaft vereint, um Körper, Geist und Energie ganzheitlich zu heilen.
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„Die meisten Ärzte behandeln vor allem die Symptome“, sagt Dr. Yang, „doch wir müssen die Ursachen finden – sowohl die offensichtlichen als auch die verborgenen.“Foto: Samira Bouaou für American Essence
Von 12. Juni 2025

In einer Zeit, in der moderne Medizin oft an ihre Grenzen stößt, verfolgt ein Arzt in New York einen erweiterten Ansatz – mit wachsendem Erfolg.

Dr. Jingduan Yang, CEO des Northern Medical Center in Middletown im US-Bundesstaat New York, hat ein Gesundheitskonzept etabliert, das althergebrachtes Wissen mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen vereint. Hier ist Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) nicht nur eine begleitende Maßnahme – sie ist ein integraler Bestandteil jeder Behandlung. So profitieren die mehr als 1.000 Patienten pro Monat von einer Philosophie, die Körper, Geist und Energie als untrennbare Einheit begreift.

Dr. Yang ist überzeugt: Nur wer Medizin ganzheitlich denkt, kann Menschen wirklich heilen.

Unerwarteter Erbe uralter Weisheit

Jingduan Yang wurde 1962 als jüngstes von acht Geschwistern in der Stadt Hefei der chinesischen Provinz Anhui geboren. Seine Familie, tief verwurzelt in der Kunst der Traditionellen Chinesischen Medizin, trug ein stolzes Erbe: Einer seiner Vorfahren diente einst als Hofarzt der Qing-Dynastie. Yangs Vater, ein Meister der TCM in vierter Generation, hatte große Pläne – sein ältester Sohn sollte das Vermächtnis fortführen. Doch die Kulturrevolution unter Mao zerschlug diesen Traum. Der älteste Bruder wurde zur „Umerziehung“ aufs Land verbannt, und so fiel die Verantwortung an den jungen Jingduan.

Mit gerade einmal 13 Jahren begann Yang, an der Seite seines Vaters, die Geheimnisse der alten Heilkunst zu ergründen. Dem Rat seines Vaters folgend, dass „traditionelle chinesische Medizin am besten zu Hause gelernt wird”, und in der Überzeugung, dass die Kombination mit westlicher Medizin ihn zu einem fähigeren Arzt machen würde, schrieb sich Yang später an der renommierten Vierten Militärmedizinischen Universität ein.

Als der junge Yang sein Zuhause verließ, um sein Medizinstudium aufzunehmen, ahnte er nicht, dass er sich auf eine Reise begeben würde, die ihn aus den Zwängen des kommunistischen China in die Freiheit des Westens und von der Weisheit der Vergangenheit an die Grenzen der modernen Medizin führen würde.

Ein Fuß in zwei Welten

An der medizinischen Universität fand sich Yang zwischen zwei Welten wieder – der einen, die auf empirischer Wissenschaft beruhte, und der anderen, die auf einer jahrtausendealten Philosophie gründete. „Da begann die Verwirrung“, sagt er.

In den Sommerferien diskutierte er regelmäßig lebhaft mit seinem Vater über die Unterschiede zwischen den beiden medizinischen Systemen.

„In der medizinischen Fakultät“, erinnert er sich, „haben wir gelernt, dass Blut im Knochenmark gebildet wird. Aber in der chinesischen Medizin heißt es, dass es von den Nieren produziert wird – ich konnte diese beiden Aussagen nicht miteinander vereinbaren“.

Die Antwort sollte Yang ein Jahrzehnt lang verborgen bleiben, und der Widerspruch beschäftigte ihn. „Ich konnte meinen Vater nicht überzeugen … und er konnte mich nicht überzeugen.“

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Von starren Regeln zur Offenheit

In seinem vierten Studienjahr erhielt Yang aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen ein Stipendium für ein Auslandsstudium in Sydney. Mit 21 Jahren war er voller Neugier und ahnte noch nicht, welche Erkenntnisse ihn erwarteten.

In Australien erlebte Yang die kulturelle und akademische Offenheit der westlichen Welt. Er lebte in einem Cottage am Meer unter der Obhut von Professor Thomas Stapleton, einem strengen, aber warmherzigen Mentor. Jeden Morgen ließ der Professor Yang und den Rest seiner Medizinstudenten am Strand laufen, bevor sie in den eiskalten Ozean sprangen. Das Training war intensiv, aber befreiend.

In China war sein Lehrplan konventionell und streng – Anatomie, Physiologie und Biochemie –, Psychologie stand nicht auf dem Programm. In Australien hatte er Raum zum Atmen, zum Fragenstellen, zum Nachdenken über den Sinn des Lebens.

Einmal fragte ein Medizinstudent Yang nach dem daoistischen Philosophen Lao Zi. Yang war überrascht von seinem Interesse, da ihm beigebracht worden war, dass Lao Zi ein schlechter Mensch, „feudalistisch“ und „rückständig“ sei. „Das war peinlich“, erinnert sich Yang. „Mir wurde bewusst, wie mangelhaft meine Ausbildung in meiner eigenen Kultur war.“ Aber Yang wusste es nicht besser. Er war, wie er selbst sagt, „vom Kommunismus indoktriniert“ worden – mit einer verzerrten Realität gefüttert.

Zwar drehte sich sein Studium ständig um Medizin, doch die Herangehensweise war ihm völlig neu.

Einmal stellte Stapleton Yang eine Fallfrage zu einem Baby mit Durchfall. Yang antwortete selbstbewusst mit den üblichen medizinischen Maßnahmen: Flüssigkeitszufuhr, Behandlung möglicher Infektionen, Linderung der Symptome. Doch Stapleton fragte weiter: „Und was noch? Was tat die Mutter? Was ist mit dem Vater?“

Dieser Moment lehrte Yang, über die Biologie hinauszudenken und weitere Ursachen zu berücksichtigen – eine Lektion, die zu einem Grundpfeiler seiner medizinischen Philosophie werden sollte.

„Die meisten Ärzte konzentrieren sich darauf, Symptome zu beheben“, reflektiert Yang, „aber wir müssen nach den direkten und indirekten Ursachen suchen.“

Stapleton erkannte seine Leidenschaft und Begabung und drängte ihn: „Sie müssen nach Oxford kommen.“

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Der Knoten löst sich

An der Universität Oxford machte Yang als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der klinischen Psychopharmakologie eine erstaunliche Entdeckung: Eine Gruppe von Wissenschaftlern fand heraus, dass die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark durch ein Hormon namens Erythropoietin stimuliert wird.

Er war verblüfft, als er erfuhr, dass dieses Hormon in den Nieren produziert wird – genau wie sein Vater es ihm beigebracht hatte.

„Ich wünschte, er hätte noch gelebt, als ich das entdeckt habe“, sagte Yang. Die Diskrepanz, die ihn so lange beschäftigt hatte, begann sich aufzulösen.

Er erinnerte sich an die Sommerdiskussionen mit seinem Vater und daran, dass dieser ihm auch beigebracht hatte, dass Stimmungsstörungen und Blutdruck miteinander zusammenhängen und beide auf die Leber zurückzuführen seien. Damals war Yang anderer Meinung: „Das eine ist ein kardiovaskuläres Problem, das andere ein Problem für die Psychiatrie.“

Als Stipendiat untersuchte Yang, wie Serotonin- und Dopaminrezeptoren Stimmungsstörungen beeinflussen. Bei der Durchsicht der wissenschaftlichen Literatur stellte er fest, dass Blutdruck und Stimmungsstörungen beide mit Serotonin zusammenhängen. Yang fragte sich daraufhin: „Wo wird Serotonin verstoffwechselt?“ Die Antwort überraschte ihn: in der Leber.

„Ich lächelte in meinem Herzen“, sagte Yang. Die westliche Medizin schien die alte chinesische Weisheit zu bestätigen.

Bei einer anderen Gelegenheit lud Michael Gilda, Vorsitzender der Abteilung für Psychiatrie, Yang zum Mittagessen ein und bat ihn, die Bibliothek des Merton College zu besuchen. Dort, umgeben von unzähligen Bänden über medizinische Pflanzen, erkannte Yang, dass die westliche Kräutermedizin ihren Ursprung in Praktiken hatte, die denen der chinesischen Medizin ähnelten.

Diese Erkenntnisse in Oxford markierten einen Wendepunkt für Yang. Die beiden Welten, zwischen denen er gelebt hatte, begannen sich anzunähern, und die Weisheit der Vergangenheit erhellte den Weg in die Zukunft.

Eine unerwartete Rückkehr

Beflügelt von seinen Erfahrungen im Ausland kehrte Yang 1989 nach China zurück, motiviert, die Medizin zu reformieren. „Ich wollte China verändern“, sagt er voller Idealismus.

Seine Rückkehr fiel jedoch mit den Protesten auf dem Tiananmen-Platz zusammen. Viele von Yangs Kollegen marschierten mit – er entschied sich jedoch, sich zurückzuhalten. Er war sich bewusst, dass er als Militäroffizier strenger überwacht wurde und seine Familie und seine Karriere gefährden könnte. So beschloss er, sich herauszuhalten, doch die Geschehnisse ließen ihn nicht los.

Trotz der Unruhen verlief seine akademische Karriere rasant. 1992 war er der jüngste Oberarzt und Assistenzprofessor an der Vierten Militärmedizinischen Universität und stand kurz davor, die Leitung der Abteilungen für Neurologie und Psychiatrie zu übernehmen. Die Auszeichnungen häuften sich – nach allen Maßstäben war er ein aufsteigender Stern.

Doch hinter der Fassade des Erfolgs sah er eine beunruhigende Zukunft. Er beobachtete, dass sein Vorgesetzter trotz seiner großartigen Leistungen in ständiger Angst lebte. Der Vorgesetzte achtete sehr darauf, was er sagte oder sogar dachte, und zensierte sich ständig selbst, sagte Yang.

Er sah darin ein Spiegelbild seines eigenen unvermeidlichen Weges und dachte: „So ein Leben möchte ich nicht führen.“

Yang spürte die erdrückende Last des Kompromisses. Er sah, wie Ärzte Bestechungsgelder annahmen, politische Allianzen bildeten, um sich Fördermittel zu sichern, und sich in dem korrupten System bewegten. Die starre Hierarchie erstickte Innovation und Integrität.

Yangs Gedanken schweiften zurück nach Oxford, wo er echte Freiheit erlebt hatte. „Dort hatte ich das Gefühl, wirklich menschliche Würde und Identität zu haben.“

Er erkannte: „Ich habe China nicht verändert. China hat mich verändert.“

Yang fasste einen Entschluss. Er würde in die Vereinigten Staaten gehen.

Seine Kollegen und seine Familie hinterfragten seine Entscheidung mit Missbilligung und fragten, warum er gehe, wenn er doch hier alles haben könne, was er wolle. Yang entgegnete ihnen streng, sie wüssten nicht, was er wolle – er wolle Freiheit.

Freiheit hat ihren Preis

1998 landete Yang mit nur 6.000 Dollar in der Tasche im verschneiten Minnesota in den USA. Seine medizinischen Qualifikationen waren in Amerika wertlos.

Mit einer Frau und einem kleinen Sohn musste er nun von vorne anfangen. Er lernte, dass Freiheit ihren Preis hat.

Da er eine Lücke in der Ausbildung der chinesischen Medizin in den Vereinigten Staaten erkannte, nutzte Yang sein Fachwissen, um als Co-Autor ein umfassendes Lehrbuch über TCM für Oxford University Press zu verfassen. Später gründete er das American Institute for Clinical Acupuncture, das sich der Ausbildung und Schulung von Ärzten in klinischer Akupunktur widmet. Wenn er China nicht verändern konnte, würde er das Beste seines Erbes in seine Wahlheimat bringen.

Mit seinem wachsenden Ruf kamen auch immer mehr Einladungen zu Vorträgen auf Konferenzen und zur Behandlung hochkarätiger Kunden. Yangs integratives Modell – eine Mischung aus moderner Wissenschaft und altem Wissen – nahm Gestalt an.

Ein neues Paradigma

Yang beobachtete die hohe Nachfrage nach integrativen Gesundheitslösungen, die sowohl den Geist als auch den Körper ansprechen, wobei ersterer in der Traditionellen Chinesischen Medizin im Vordergrund steht und letzterer in der westlichen Medizin. Dies veranlasste ihn, sein eigenes Paradigma zu entwickeln, das beide Aspekte integriert und ausgleicht.

Sein Leitprinzip ist einfach: Der menschliche Körper ist multidimensional, und jede Dimension muss bei einer echten Heilung berücksichtigt werden. Seiner Ansicht nach sind diese Dimensionen Anatomie, Biochemie, Energie und Geist.

Yang ist der Meinung, dass sich die moderne Medizin oft zu sehr auf Anatomie und Biochemie konzentriert und dabei die entscheidende Rolle von Energie und Geist vernachlässigt. Dieses Ungleichgewicht ist seiner Meinung nach die Ursache für viele chronische Krankheiten und psychische Probleme, mit denen Menschen heute konfrontiert sind.

Als Beispiel führt er oft das Bild eines Autos an. Obwohl es eine Karosserie, Öl, Wasser, elektrische Schaltkreise und einen Motor hat, kann es sich nicht fortbewegen. Es braucht einen Fahrer, um in Bewegung zu kommen. Dasselbe gelte für den Menschen, der eine Seele oder ein Bewusstsein brauche, um seinen Körper zu steuern.

„Im Grunde sind wir spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen“, sagt Yang gerne. In seiner Praxis fragt er seine Patienten nach ihrem Lebenssinn, ihrer Beziehung zu sich selbst und ihrem Verständnis von Spiritualität und Sterblichkeit. Diese Fragen sind für ihn untrennbar mit dem Streben nach körperlicher Gesundheit und Wohlbefinden verbunden.

Yang betont: „Wir müssen zuerst klären, was Gesundheit eigentlich bedeutet.“ Für ihn ist Gesundheit weit mehr als nur das Freisein von Krankheit – sie ist das Ergebnis von körperlicher Unversehrtheit, biochemischer Stabilität, energetischem Gleichgewicht und innerem Frieden. Ein hoher Anspruch, räumt er ein – doch einer, für den es sich zu kämpfen lohne.

 

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Magazin American Essence veröffentlicht. (Deutsche Bearbeitung kr)
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



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