Fieber als Wunderwaffe des Körpers

Fieber ist eigentlich keine Krankheit, sondern ein wichtiger Teil der Immunabwehr des Körpers. Erfahren Sie hier, welche negativen Folgen es haben kann, wenn man die Immunabwehr durch fiebersenkende Mittel leichtfertig stört und in welchen Fällen und bei welchen Personengruppen eine medikamentöse Fiebersenkung aber doch dringend notwendig sein kann.
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Fieber ist unangenehm, aber ein wichtiger Teil der Abwehrreaktion des Körpers gegen Krankheitserreger.Foto: istock/Obencem
Von 19. August 2025

In Kürze

Fieber schwächt Krankheitserreger im Körper und stärkt das Immunsystem.

Eine vorschnelle Fiebersenkung mit Medikamenten führt nicht nur zu einer schwächeren Immunreaktion, sondern bringt auch andere negative Effekte für die Gesundheit mit sich.

Klinische Leitlinien zeigen jedoch auf, in welchen Fällen und bei welchen Personengruppen fiebersenkende Medikamente zeitgerecht verwendet werden sollen.


 

Oftmals wird Fieber fälschlicherweise als Krankheit gesehen und mit verschiedenen fiebersenkenden Mitteln, sogenannten Antipyretika, behandelt. Dabei ist Fieber eigentlich Teil der Abwehrreaktion des Körpers, mit dem er das Immunsystem aktiviert und gegen Krankheitserreger vorgeht. Verschiedene Studien zeigen, dass es meist nicht sinnvoll ist, Fieber voreilig zu senken, da dies Infektionen verschlimmern, die Krankheitsdauer verlängern und die Ansteckung von anderen Menschen begünstigen kann.

Nicht das eigentliche Problem, sondern Teil der Heilung

Fieber ist ein häufiges Symptom bei verschiedenen Infektionskrankheiten. Aber es ist nicht Teil der Krankheit, sondern eine körpereigene Wunderwaffe, die nicht nur Krankheitserreger durch erhöhte Temperatur schwächt, sondern gleichzeitig unser Immunsystem stärkt.

Die erhöhte Körpertemperatur verlangsamt die Vermehrung von Bakterien und Viren im Körper, wodurch ein weiteres Ausbreiten einer Infektion verhindert werden soll.

Gleichzeitig trägt Fieber dazu bei, das Immunsystem zu Höchstleistungen zu bringen. Studien zeigen unter anderem, dass Fieber zwischen 38 und 40 Grad die Phagozytose begünstigt. Dies ist ein Prozess, bei dem Immunzellen Bakterien und Viren in sich aufnehmen und unschädlich machen. Ebenso werden durch die erhöhte Körpertemperatur weitere wichtige Immunzellen wie T-Zellen und Leukozyten aktiviert. Gleichzeitig erhöht sich ihre Mobilität, damit sie Krankheitserreger schneller erreichen können.

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Zusätzlich wird die L-Selectin-Adhäsion verstärkt. Vor allem bei hohem Fieber (39 bis 40 Grad) haften Immunzellen besser an den Wänden der Blutgefäße. Dadurch können die Immunzellen die Blutbahn noch schneller verlassen und im Eiltempo gegen Bakterien und Viren vorgehen.

Während das Immunsystem bei Fieber unter Hochdruck gegen die Krankheit arbeitet, fühlt man sich erschöpft und schläft viel. Aber auch das trägt zur Heilung bei. Zum einen können Immunzellen im Schlaf, wie Untersuchungen zeigen, noch effektiver arbeiten und zum anderen werden vermehrt Substanzen wie Wachstumshormone ausgeschüttet, die infolge der Infektion geschädigtes Gewebe regenerieren.

Folgen einer vorschnellen Fiebersenkung

Nimmt man gleich bei den ersten Anzeichen eines Infekts ein fiebersenkendes Mittel ein, wird die Abwehrreaktion geschwächt, weniger Immunzellen werden ausgeschüttet und sie kommen langsamer zum Wirkort.

Auch der gefühlte positive Effekt, dass man sich nach der Einnahme von Fiebermitteln schnell fitter fühlt und nicht im Bett liegen bleiben muss, führt dazu, dass der Regenerationsprozess von geschädigten Geweben abgeschwächt wird. In schlimmen Fällen kann dieses sogenannte Übergehen von Infekten zu einer Schädigung des Herzmuskelgewebes führen. Eine potenziell lebensgefährliche Herzmuskelentzündung kann die Folge sein.

Studien zeigen, dass durch eine vorschnelle Fiebersenkung auch weniger Antikörper nach Infektionen oder nach einer Impfung gebildet werden. Dadurch wird eine Ansteckung bei erneutem Kontakt mit demselben Erreger wahrscheinlicher, als wenn eine hohe Antikörperkonzentration vorliegt.

So ergab beispielsweise eine Studie an Kleinkindern nach den Kinderimpfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hepatitis B sowie gegen Rotavirus, dass die Gabe des fiebersenkenden Mittels Paracetamol als Prophylaxe oder bei Fieber als Reaktion auf die Impfung die Bildung von Antikörpern verringerte. Die Studienautoren kamen zu dem Schluss, dass, obwohl andere Nebenwirkungen durch die Impfungen abnahmen, fiebersenkende Mittel nur wenn notwendig und nicht routinemäßig verschrieben werden sollten.

Zudem können laut einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. fiebersenkende Mittel Fieberkrämpfe bei Kindern nicht verhindern und sollen laut der Empfehlung „nicht speziell für diesen Zweck eingesetzt werden“.

Weitere Studien, die hauptsächlich Erwachsene nach Impfungen untersuchten, zeigten hingegen, dass dieses Problem bei Boosterimpfungen nicht besteht und durch die Einnahme von fiebersenkenden Mitteln einige Stunden nach der Impfung kein Unterschied bei der Antikörperproduktion nachgewiesen werden konnte. Wurden fiebersenkende Medikamente allerdings als Prophylaxe vor der Impfung eingenommen, wurden auch bei Erwachsenen deutlich weniger Antikörper gebildet.

Länger ansteckend durch fiebersenkende Mittel

Untersuchungen zeigen, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch dem Umfeld mit einer vorschnellen Einnahme von fiebersenkenden Mitteln nichts Gutes tut.

So ergaben Studien, dass die Einnahme von fiebersenkenden Mitteln wie Aspirin oder Ibuprofen bei Rhinoviren – gängigen Viren, die Erkältungen und grippale Infekte auslösen – zu einer längeren Ausscheidung von infektiösen Erregern führte. Vereinfacht gesagt, man ist also länger ansteckend. Gleichzeitig fühlt man sich durch die Medikamente aber weniger müde, was viele dazu verleitet, trotzdem ins Büro, in die Schule oder zu Veranstaltungen zu gehen, wo man andere Menschen anstecken kann.

Eine weitere Studie mit Modellrechnungen aus den USA ergab, dass der Einsatz fiebersenkender Mittel und die dadurch erhöhten Ansteckungen die Sterberate bei der saisonalen Grippe um bis zu 5 Prozent steigern.

„Wir weisen auf einen potenziell wichtigen negativen Effekt der Fiebersenkung hin, der auf Bevölkerungsebene deutlich wird: Die Senkung des Fiebers kann die Übertragung damit verbundener Infektionen verstärken“, so die Studienautoren.

„Eine höhere Ansteckungsrate bedeutet, dass ein größerer Teil der Bevölkerung infiziert wird, sodass der weitverbreitete Einsatz von fiebersenkenden Medikamenten wahrscheinlich zu mehr Erkrankungen und Todesfällen führt, als dies in einer Bevölkerung zu erwarten wäre, in der keine fiebersenkenden Medikamente zur Anwendung kommen“, erklären die Studienautoren ihre Daten weiter.

Empfehlungen, wann man Fieber unbedingt senken soll

Während es viele Argumente gibt, Fieber nicht leichtfertig zu senken, gibt es auch Situationen, in denen es dringend empfohlen wird, Fieber zeitgerecht medikamentös zu senken. Dabei soll nicht nur auf die genaue Fiebertemperatur geachtet werden, sondern vor allem auf das klinische Leiden der Patienten.

Ist das Unwohlsein zu groß und „klinisches Leiden deutlich erkennbar“, wird empfohlen, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen fiebersenkende Mittel zu verwenden. Dasselbe gilt bei fiebernden Patienten, bei denen weitere kritische Symptome wie beispielsweise Atemnot, Herzrhythmusstörungen oder Bewusstseinsstörungen hinzukommen.

Bei gefährdeten Gruppen wie älteren Menschen, Schwangeren, Personen mit schweren Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem sollte man mit dem Senken des Fiebers nicht zu lange warten. In diesen Fällen kann die körperliche Belastung durch das Fieber schnell gefährlich werden.

Grundsätzlich gilt: Wenn man sich unsicher ist oder hohes Fieber länger andauert, sollte man in jedem Fall ärztlichen Rat einholen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.



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