Blinddarmkrebs: Seltene Gefahr – besonders für junge Erwachsene

Ein seltener, aber tückischer Tumor: Blinddarmkrebs. Es gibt kaum Symptome, keine Früherkennung und oft eine zu späte Diagnose.
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Blinddarmkrebs ist zumeist ein Zufallsfund bei einer OP.Foto: iStock/Gumpanat
Von 9. Juli 2025

Als der US-Schauspieler Adan Canto (unter anderem „X-Men“) im vergangenen Jahr mit nur 42 Jahren an einem Tumor im Blinddarm starb, war vielen Menschen nicht bewusst, dass der Blinddarm überhaupt von Krebs befallen werden kann. Diese Krebsart ist so selten, dass selbst erfahrene Ärzte sie häufig nicht in Betracht ziehen. Zumeist sind die Tumore Zufallsfunde bei Blinddarm-OPs. 

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In Deutschland werden jedes Jahr über 100.000 Blinddarmoperationen durchgeführt. Bei etwa 1 von 100 dieser Patienten wird im Nachhinein bei der Untersuchung des entfernten Gewebes ein Tumor entdeckt. Tumore des Blinddarms kommen insgesamt selten vor – sie machen nur etwa 0,5 % aller Tumore im Magen-Darm-Trakt aus. Oft ist die Entfernung des Blinddarms jedoch bereits ausreichend, um den Tumor zu beseitigen.

Junge Generationen besonders betroffen

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem junge Menschen häufiger an Blinddarmkrebs erkranken als frühere Generationen. Eine neue US-amerikanische Studie zeigt: Menschen, die in den 1980er-Jahren geboren wurden, erkranken viermal so häufig an Blinddarmkrebs wie jene, die in den 1940ern geboren wurden. Auch wenn die absoluten Zahlen gering bleiben – Blinddarmkrebs betrifft aktuell einen von 500.000 Menschen –, gibt es eine Zunahme vor allem bei jüngeren Menschen.

„Wir stellen fest, dass Blinddarmkrebs bei Menschen unter 50 Jahren am schnellsten zunimmt“, so Andreana Holowatyj, Molekularbiologin und klinische Epidemiologin am Vanderbilt University Medical Center und Mitautorin der Studie gegenüber der US-Ausgabe der Epoch Times. „Es ist immer noch selten, aber es nimmt zu, und viele Ärzte und Patienten wissen nicht einmal, dass es diese Krankheit gibt.“

Steigendes Risiko bei jüngeren Erwachsenen – warum?

Der Blinddarm, ein kleiner, fingerförmiger Beutel, ist ein Abschnitt des Dickdarms und befindet sich im unteren Bereich des Bauches. Am Ende des Blinddarms liegt der Wurmfortsatz, auch Appendix genannt. 

Die Forscher analysierten US-amerikanische Krebsregisterdaten von 1975 bis 2019 und untersuchten 4.858 Fälle von Blinddarmkrebs bei Erwachsenen ab 20 Jahren. Sie fanden ein klares Bild der Generationen: Bei Menschen, die um 1980 geboren wurden, war die Wahrscheinlichkeit, an Blinddarmkrebs zu erkranken, mehr als dreimal so hoch wie bei denen, die 1945 geboren wurden. Bei denen, die um 1985 geboren wurden, war das Risiko sogar mehr als viermal so hoch.

Obwohl die Häufigkeit von Blinddarmkrebs immer noch selten ist, hat sie stetig zugenommen. Die Fallzahlen stiegen in den USA um durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr und damit stärker als die für die meisten Krebsarten typische jährliche Zunahme von 1 bis 2 Prozent.

Besonders auffällig: Die höchsten Zuwächse traten bei der Generation X und den Millennials auf. Dieses Muster – ein sogenannter Geburtskohorteneffekt – weist darauf hin, dass Menschen, die in einem bestimmten Zeitraum geboren wurden, möglicherweise denselben Umweltfaktoren oder Verhaltensmustern ausgesetzt waren, die sich Jahrzehnte später auf das Erkrankungsrisiko auswirken.

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Keine etablierten Früherkennungsmethoden

Aktuell gibt es keine etablierte Früherkennungsmethode oder Präventionsrichtlinien für Blinddarmkrebs. Bei fast der Hälfte aller Patienten wird die Diagnose erst gestellt, wenn sich der Krebs bereits auf andere Organe ausgebreitet hat. Bei fast jedem zweiten Patienten werden Metastasen entdeckt. Die 5-Jahres-Überlebensraten liegen zwischen 10 und 63 Prozent.

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Studienautorin Holowatyj vertritt die Ansicht, dass es unwahrscheinlich sei, dass die steigenden Zahlen auf eine bessere Erkennung zurückzuführen seien. Bei Darmspiegelungen werden Tumore im Blinddarm nur selten entdeckt, und bei bildgebenden Verfahren können sie sogar ganz übersehen werden – vor allem, wenn der Blinddarm nicht deutlich sichtbar ist.

Erbliche Komponente identifiziert

In einer separaten Studie, die 2022 in der Fachzeitschrift JAMA Oncology veröffentlicht wurde, fand das Forschungsteam heraus, dass mehr als einer von zehn Patienten mit Blinddarmkrebs eine mit dem Krebs zusammenhängende Genmutation trägt – ein Hinweis auf eine mögliche erbliche Komponente. Demnach haben Familienmitglieder von an Blinddarmkrebs Erkrankten ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren konnten nicht identifiziert werden.

Fachleute vermuten jedoch, dass ähnliche Ursachen wie bei anderen Krebsarten des Verdauungstrakts eine Rolle spielen könnten. Grund dafür ist ein sogenannter „Generationseffekt“ – also die Beobachtung, dass die Erkrankung bei jüngeren Menschen häufiger auftritt als früher. Andrew Chan, ein Magen-Darm-Spezialist am Massachusetts General Hospital, erklärt in der New York Times, dass bestimmte Faktoren möglicherweise das Risiko erhöhen: So könnte der zunehmende Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertiggerichten, zuckerhaltigen Getränken und verarbeitetem Fleisch – der auch mit Dickdarmkrebs in Verbindung gebracht wird – eine Rolle spielen.

Auch Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht und Diabetes, die immer häufiger und schon in jungen Jahren auftreten, könnten das Risiko erhöhen. Hinzu kommt, dass ein steigender Alkoholkonsum sowie Veränderungen im Gleichgewicht der Darmbakterien mögliche Auslöser für Krebs im Verdauungstrakt sein könnten.

Die Symptome von Blinddarmkrebs ähneln oft gewöhnlichen Verdauungsproblemen, was oft zu einer verzögerten Diagnose führt. Holowatyjs Team befragte 352 Patienten und stellte fest, dass 77 Prozent bereits vor der Diagnose Symptome aufwiesen, wobei mehr als die Hälfte davon drei Monate oder länger darunter litt. Zu den häufigsten Warnzeichen gehören: anhaltende Unterleibsschmerzen, Blähungen, Beckenschmerzen. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Schwellungen im Unterleib, Gewichtsverlust und chronischen Schmerzen kommen.

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Da es keine eindeutigen Diagnosemöglichkeiten gibt, werden die meisten Blinddarmtumore zufällig nach einer Appendektomie entdeckt – der chirurgischen Entfernung des Blinddarms, die in der Regel wegen einer Blinddarmentzündung durchgeführt wird. 

Ein weiterer, komplizierender Faktor: Bei jüngeren Patienten, die also heute das größte Risiko tragen, wird der Blinddarm möglicherweise auch seltener entfernt. Denn eine wachsende Anzahl von Blinddarmentzündungen wird mit Antibiotika statt mit einer Operation behandelt.

Aufmerksam bleiben – auch bei seltenen Krankheiten

Blinddarmkrebs ist selten, doch tückisch, da der Tumor oft unentdeckt bleibt oder Symptome übersehen werden.

„Ich bin selbst ein Millennial und sage meinen Kollegen: Wenn sich etwas komisch anfühlt, sagen Sie etwas“, so Studienmacherin Holowatyj. „Es ist besser, zu prüfen und falsch zu liegen, als zu warten und zu spät diagnostiziert zu werden.“

Wer anhaltende oder ungewöhnliche Beschwerden im Unterbauch verspürt, sollte ärztlichen Rat einholen – lieber zu früh als zu spät. Denn auch eine seltene Krankheit kann tödlich sein, wenn sie nicht erkannt wird.

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