Missbrauch, Depression, Hoffnung: Die unglaubliche Wendung im Leben einer Mutter

Die 61-jährige Ursula führt heute ein ruhiges Leben. Sie lebt in Deutschland, umgeben von ihrem fürsorglichen Ehemann, drei erfolgreichen erwachsenen Kindern und sechs gesunden Enkelkindern. Doch ihr Weg zum Glück war kein leichter.
„Eigentlich hatte ich absolut gar nichts“, erinnert sie sich. Jahrzehntelang hatte sie mit lähmender Angst und Depressionen zu kämpfen.
Bereits im Alter von zwei Jahren wurde Ursula von einem Mann missbraucht – ein Trauma, das kein Mädchen jemals durchmachen sollte, wie sie sich erinnert. Diese Erfahrungen führten unbewusst zu Gefühlen von Machtlosigkeit und Trauer, die sich in der Jugendzeit intensivierten und im Erwachsenenalter zu handfesten Depressionen wurden. Sie fühlte sich wertlos, ungeliebt und ohne jeglichen Lebenssinn.
Frieden und Erlösung von unerträglicher Last
Obwohl sie heiratete, blieb das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. „Ich atmete, aber ich war nicht wirklich am Leben“, erzählt sie. Dennoch hielt sie durch, da sie sich für ihre Kinder verantwortlich fühlte.
„Als ich 44 war, waren meine Kinder Teenager, und ich hatte die Hoffnung und das Vertrauen verloren, dass sich meine Situation jemals verbessern würde.“ Die Selbstmordgedanken, die sie schon seit Jahren begleiteten, wurden immer stärker. „Ich wollte einfach nur Frieden und Erlösung von der unerträglichen Last meines Daseins finden“, erinnert sie sich.
Doch bevor sie diese Gedanken in die Tat umsetzen konnte, bekam sie Besuch von ihrem jüngeren Bruder, den sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Er war extra aus Südafrika angereist. „Er lud mich zum Essen ein – das war eine Geste, die mein Leben verändern sollte“, erinnert sie sich.
Beim gemeinsamen Abendessen schenkte ihr Bruder ihr ein Buch. Später, noch am selben Abend zu Hause, begann sie zu lesen – und konnte nicht mehr aufhören.
Ein lange vergessenes Wort tauchte in ihrem Herzen auf: Hoffnung.
Innere und äußere Transformation
Der Name des Buches lautete „Zhuan Falun“, der Haupttext von Falun Gong, einer spirituellen Praxis mit Wurzeln in der buddhistischen Tradition.
Das Buch wurde für Ursula zu einem Kompass, der ihr half, ihr inneres Chaos und die Qualen zu durchdringen – mithilfe der Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Die Praxis betont, wie wichtig es ist, sich durch Selbstreflexion spirituell weiterzuentwickeln und sein Herz mit diesen Tugenden in Einklang zu bringen.
Kurz darauf erlebte Ursula eine tiefgreifende Veränderung. Sie lernte, ihr Inneres zu erforschen, das Negative in sich loszulassen, und entdeckte ihre wahre Essenz.
„Eigentlich bin ich von Natur aus lebhaft, voller Energie und Tatendrang“, sagt sie, „aber der Schmerz [der Depression] hat mich dieser Eigenschaften nach und nach beraubt.“
Mit der Zeit lernte sie, die Dinge gelassener zu sehen, eine positive Einstellung zu entwickeln und alle Situationen in einem anderen Licht zu betrachten. Als es ihr gelang, die schwere Last der Hoffnungslosigkeit abzulegen, verbesserte sich auch ihr körperliches Wohlbefinden auf bemerkenswerte Weise.
Die quälenden Kopf- und Beinschmerzen, unter denen sie jahrelang gelitten hatte – stille Begleiter ihres seelischen Leidens – verabschiedeten sich. Vor allem aber waren ihre Selbstmordgedanken völlig verschwunden.
Sie fühlte sich stärker, schlief besser, war in der Lage, mehr im Haushalt zu machen, und begann sogar, wieder zu lächeln.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Ursula
Hoffnung als Heilmittel
„Hoffnung bedeutet, daran zu glauben, dass die Zukunft besser sein wird als die Gegenwart – und dass man die Macht hat, sie selbst zu gestalten“, sagt Chan Hellman, Direktor des Hope Research Center an der University of Oklahoma, gegenüber Epoch Times.
Hellman erklärt, dass in Ursulas Fall die neu entdeckte Spiritualität ihr eine tiefere Sinnhaftigkeit, einen Lebenssinn und eine Verbindung zu etwas Größerem gab. Dadurch konnte sie den Funken Hoffnung wiederfinden, der ihr jahrzehntelang gefehlt hatte. Ihre Denkweise wandelte sich von pessimistisch und vermeidend zu optimistisch und zielgerichtet.
„Alles beginnt mit Hoffnung“, sagt Hellman.
Ursulas Geschichte spiegelt eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien wider, die die gesundheitsfördernde Wirkung des Phänomens Hoffnung belegen.
Hellman bestätigt, dass Tausende wissenschaftliche Studien inzwischen darauf schließen lassen, dass Hoffnung Schmerzen lindert und Depressionen, Angstzustände und Selbstmordgedanken reduziert. Wenn Menschen hoffnungsvoll sind, ist es wahrscheinlicher, dass sie sich eine bessere Zukunft vorstellen und auf diese hinarbeiten, wodurch Gefühle von Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit abnehmen.
Diese veränderte Perspektive hat unmittelbare und greifbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Eine Harvard-Studie mit fast 13.000 Teilnehmern ergab, dass Menschen mit viel Hoffnung eine um 43 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit hatten, an Depressionen zu leiden, eine um 16 Prozent niedrigere allgemeine Sterblichkeit aufwiesen und ein um 12 Prozent reduziertes Krebsrisiko hatten im Vergleich zu denjenigen mit wenig Hoffnung.
Laut den Autoren der Studie könnten gezielte „Hoffnungsinterventionen“ dazu beitragen, „Tode aus Verzweiflung“ zu verhindern und die öffentliche Gesundheit zu verbessern.
Die spirituelle Dimension von Hoffnung
Hoffnung wird oft als kognitiver Prozess beschrieben, der Ziele, Wege und Willenskraft umfasst. Hellman erklärt es folgendermaßen: Das Ziel ist die Richtung, in die man sich bewegen will. Die Wege sind die möglichen Routen dorthin – mit gelegentlichen Umwegen, wenn Hindernisse auftauchen.
Die Willenskraft ist der Glaube, dass man trotz Schwierigkeiten vorankommen kann. Doch Hoffnung kann eine tiefere, fast mystische Qualität haben, besonders in Zeiten großer Verzweiflung.
Everett Worthington, emeritierter Professor der Virginia Commonwealth University und führender Experte für Hoffnung und Vergebung, betont, dass religiöser Glaube und Spiritualität eine einzigartige Zielorientierung und Willenskraft verleihen.
Gegenüber der Epoch Times sagt er, der Schwerpunkt liege nicht darauf, nur im Moment etwas zu erreichen, sondern auf einem „selbstbewussten Engagement für das Wohlergehen über das Hier und Jetzt hinaus“.
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Ausübung spiritueller Praktiken wie das Lesen von heiligen Schriften und der Besuch von Gottesdiensten Hoffnung festigen und eine Grundlage für Resilienz schaffen kann, unabhängig von der Religion.

Der Einfluss von Hoffnung bei zentralen Gesundheitskriterien. Foto: Epoch Times
Wahre Heilung oft ein Mysterium
Die spirituelle Dimension von Hoffnung wird besonders im Licht einer tödlichen Krankheit deutlich. Michael Barry, Autor und ehemaliger Leiter der Seelsorge in den Cancer Treatment Centers of America, hat die Kraft der Hoffnung bei Heilungsprozessen selbst erlebt.
„Viele meiner Patienten befanden sich im Endstadium ihrer Krankheit und oft hatten sie wenig oder gar keine Hoffnung mehr, überhaupt noch weiterzuleben, geschweige denn Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, berichtet er der Epoch Times.
Laut Barry ist „ein Großteil der Medizin ein Mysterium“. Er sagt, dass einige seiner Patienten, die an ihrer Hoffnung festhielten, auf bemerkenswerte Weise heilten.
Er erzählt von einem Fall eines Gemeindemitglieds, bei dem ein Wirbelsäulentumor diagnostiziert wurde. Nachdem Barry mit dem Mann gebetet hatte, verspürte das Gemeindemitglied ein tiefes Gefühl von Wärme, das seinen Körper umhüllte.
Am nächsten Tag ging er zu seinem Arzt und erfuhr, dass der Tumor verschwunden war, was die Medizin als „Spontanheilung“ oder umgangssprachlich als „medizinisches Wunder“ bezeichnet.
„Sowohl er als auch ich wussten, dass Gott sein Gebet erhört hatte“, sagt Barry. „Nicht die Hoffnung hat das Leid durchbrochen, sondern Gott.“
Für Barry ist die Kultivierung von Hoffnung eng mit Spiritualität verbunden. „Im Leben geht es nicht darum, Leiden zu vermeiden“, sagt er. „Es geht vielmehr darum, darauf zu vertrauen, dass Gott uns tröstet und uns während des Leidens unterstützt und uns erlöst, entweder in diesem oder im nächsten Leben.“
Das Licht finden
Hellman, der sich seit mehr als 15 Jahren mit dem Thema beschäftigt, betont, dass Hoffnung eine Denkweise und eine Fähigkeit ist, die gelehrt und gefördert werden kann – nicht etwa ein Charakterzug, den manche Menschen haben und andere nicht.
In Ursulas Fall wurde die Meditationspraxis – ein zentraler Aspekt ihrer spirituellen Lehre – zu einem kraftvollen Medium, um Hoffnung zu kultivieren.
„Inmitten von Chaos ist es schwer, sich auf einen vorwärtsgerichteten Weg zu konzentrieren“, sagt Hellman. „Achtsamkeit erlaubt uns, unseren Geist vorübergehend zu beruhigen und durch das Chaos hindurch einen Weg nach vorne zu erkennen.
Hoffnung ist nicht das Licht am Ende des Tunnels. Hoffnung bedeutet, das Licht im Tunnel zu finden.“ Oft geht es nur darum, herauszufinden, was genau in unserer Macht steht, und uns dann erreichbare Ziele zu setzen, die es uns ermöglichen, die Wege und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die die Hoffnung ausmachen.
Für Ursula manifestierte sich dies in einer täglichen Affirmation. Sie beginnt nun jeden Tag mit den Worten: „Was auch immer kommt, ich werde gut damit umgehen.“ Diese einfache Erinnerung spiegelt wider, dass sie die Unsicherheiten des Lebens akzeptiert und das Selbstvertrauen hat, sie zu meistern – die Essenz von gelebter Hoffnung.
Darüber hinaus ist Hoffnung ein soziales Geschenk, das man sowohl bekommen als auch verschenken kann, so Hellman. Er erinnert sich an einen Moment in seinem Leben, als er als obdachloser Teenager von einem Lehrer eine einfache, aber tiefgehende Ermutigung erhielt: „Chan, du wirst es schaffen.“
Diese Worte weckten in ihm ein Gefühl der Hoffnung, das ihn durch die schwierigen Umstände brachte. Die Erfahrung zeigte ihm, dass Hoffnung ansteckend ist. Sie kann in anderen genährt werden, indem man ihre zukunftsorientierten Aussagen würdigt, sie ermutigt und Geschichten über Resilienz und Ausdauer mit ihnen teilt.
Ursula ist inzwischen sechsfache Großmutter und engagiert sich ehrenamtlich in ihrem örtlichen Kindergarten und in der Bibliothek. Sie und ihr Mann verreisen oft und verbringen Zeit in der Natur. Sie hat auch ein Hobby entwickelt, Naturfotografie, was sie außerdem Geduld und Achtsamkeit lehrte.
„Mein wahres Leben hat begonnen, als ich 44 war“, sagt sie. „Erst dann begann ich, meine Existenz und all das, was das Leben umfasst, wirklich zu erleben. Heute genieße ich das Leben in seiner ganzen Fülle.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Hope: A Remedy for Depression When Nothing Else Works“. (deutsche Bearbeitung so)
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