Runter vom Stuhl: Warum Sie jeden Tag auf dem Boden sitzen sollten

Als Kinder taten wir es sehr oft, als Erwachsene tun wir das eher weniger: das Sitzen auf dem Boden. Dabei hat diese Aktivität viele gesundheitliche Vorteile.
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Das Sitzen auf dem Boden ist eine Fähigkeit, die verloren geht, wenn wir sie nicht benutzen.Foto: Ulza/iStock
Von 3. September 2025

In Kürze:

  • In Kulturen, in denen die Menschen oft auf dem Boden sitzen, wie in Japan oder Korea, sind die Raten für Rückenschmerzen sehr niedrig.
  • Wer täglich für eine kurze Zeit auf dem Boden sitzt, kann seine Muskulatur vor allem in den unteren Extremitäten aktivieren.
  • Es geht aber nicht nur um das Sitzen, sondern das lange Verharren in nur einer Position. Öfter die Position zu wechseln, tun dem Körper gut.

Die Fähigkeit, auf dem Boden zu sitzen, ist mehr als eine bloße Selbstverständlichkeit – sie ist ein Ausdruck von Beweglichkeit und natürlicher Körperbeherrschung. In der Kindheit üben wir sie mühelos aus, doch im Erwachsenenalter, geprägt von einer Kultur des ständigen Sitzens, verblasst diese Fertigkeit zunehmend.

Diese Beobachtung macht auch Juliet Starrett, Bewegungsexpertin und Co-Autorin des Buches „Built to Move“, immer wieder bei ihren Vorträgen. Mit einer einfachen, doch aufschlussreichen Aufforderung bittet sie ihr Publikum, die Stühle zu verlassen und sich auf den Boden zu setzen.

„Viele reagieren mit einem Stöhnen oder Ächzen. Manche sind sogar gezwungen, sich einfach hinzulegen, weil ihnen die grundlegende Fähigkeit fehlt, entspannt im Schneidersitz zu verweilen“, erklärt sie im Gespräch mit Epoch Times.

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Die Vorteile des Sitzens auf dem Boden

Dabei hat das Sitzen auf dem Boden viele positive Wirkungen. So verbessert das Sitzen im Schneidersitz, das Knien und das Sitzen in aufrechter Haltung die Balance und sorgt dafür, dass die Rumpfmuskulatur nicht so schnell ermüdet. Das war das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2024, die im Fachmagazin „Heliyon“ erschien.

„Die richtige Polsterstärke ist ebenfalls entscheidend; zu dünne oder zu dicke Polster können zu Instabilität und Fehlstellungen des Beckens und der Wirbelsäule führen“, schreiben die Studienautoren. Kissen mit mehr als 5 Zentimeter Dicke sind für die Wirbelsäule unbequem und machen sie steif.

Eine andere Studie, die im Jahr 2023 in der Fachzeitschrift „Applied Sciences“ erschien, ergab, dass ein 20-minütiges Sitzen im Schneidersitz die Hüft-, Knie- und Knöchelmuskulatur aktiviert und das Gleichgewicht verbessert.

Auch erhöht ein solches Sitzen die Schrittfrequenz und die Gehgeschwindigkeit. Ferner verbessern sich dadurch fast alle Bewegungsbereiche der unteren Extremitäten und die Kraft in Hüfte, Knien und Knöcheln nimmt zu.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass kurzes Sitzen im Schneidersitz als Teil der täglichen Routine und bei der Rehabilitation der unteren Extremitäten eingesetzt werden könnte. Sie merkten jedoch an, dass ein längeres Sitzen möglicherweise nicht zu den gleichen Ergebnissen führt.

Was das Sitzen auf einem Stuhl und das Tragen von Schuhen gemeinsam haben

Durch das ständige Sitzen auf Stühlen würden wir wichtige Bewegungsbereiche einbüßen. Die Folge seien Schmerzen im unteren Rücken, in den Hüften und Knien, meint Beweglichkeitstrainerin Starrett. 

Wir könnten uns das Sitzen auf einem Stuhl wie das Tragen von Schuhen vorstellen. Der Körper beginne sich an die Form anzupassen, in der wir uns befinden, was bei längerer Belastung die Probleme verschlimmern könnte, meint sie.

„Stellen Sie sich vor, Sie verbringen 12 Stunden am Tag mit allen Gelenken in einem 90-Grad-Winkel, insbesondere Ihren Hüften. Die Menschen werden einfach steif“, so die Trainerin weiter. 

„In Kulturen, in denen die Menschen viel auf dem Boden sitzen, auf dem Boden essen und nahe dem Boden ihre Notdurft verrichten, wie in Japan und vielen südasiatischen Ländern, sind die Raten von orthopädischen Verletzungen, Schmerzen im unteren Rückenbereich und Gelenkersatz deutlich geringer.“

So zeigte eine Studie, die in „Lancet Rheumatology“ erschien, dass im Jahr 2020 weltweit 619 Millionen Menschen von Rückenschmerzen betroffen waren. Die Studienautoren prognostizierten, dass im Jahr 2050 mehr als 800 Millionen Menschen auf der Welt Rückenschmerzen haben werden. In Ostasien gab es dabei die niedrigsten altersstandardisierten Raten für Rückenschmerzen.

Sturzrisiko durch abnehmende Mobilität

Doch das übermäßige Sitzen auf Stühlen hat nicht nur Steifheit und Schmerzen zur Folge. Laut dem Robert Koch Institut stürzt jede vierte Person ab 65 Jahren jährlich mindestens ein Mal. Bei den über 80-Jährigen ist es jede Dritte. 

Je mehr wir mit dem Älterwerden Stühle benutzen, desto mehr Mobilität würden wir einbüßen. Das erhöhe das Sturzrisiko und mache es auch schwierig, nach einem Sturz wieder aufzustehen, so Starrett.

Die Bewegungstrainerin definiert Mobilität als die Fähigkeit, sich ohne Schmerzen frei in seiner Umgebung zu bewegen und mit seinem Körper zu tun, was man will.

Wie sitzen und die Mobilität fördern?

Starrett strebt täglich 30 Minuten Sitzen auf dem Boden an – auch wenn es schwierig sei, dies in ihren Tagesablauf zu integrieren.

Der Schlüssel dazu sei, dies neben anderen Aktivitäten zu tun, wie zum Beispiel Fernsehen oder den Besuch einer Sportveranstaltung. Ein Korb mit Schaumstoffrollen und eine Massagepistole auf dem Wohnzimmerboden helfen ihr, sich zu Hause auf den Boden zu begeben.

Auch telefoniert sie oft nicht im Sitzen, sondern geht dabei spazieren. Bei intensiver Computerarbeit sitzt sie nicht auf einem herkömmlichen Stuhl, sondern kauert sich auf einen Hocker hin, um den 90-Grad-Winkel in ihrem Körper zu vermeiden.

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Nicht zu lange in einer Position verbringen

Das eigentliche Ziel sei nicht, das Sitzen zu verteufeln, sondern sich mehr zu bewegen und so oft wie möglich die Position zu wechseln, erklärt die Bewegungstrainerin.

„Sitzen an sich ist nicht schlecht. Wenn ich einen wahnsinnig stressigen Arbeitstag habe, freue ich mich sehr darauf, mich hinzusetzen. Ich werde jedoch auch einen Teil dieser Zeit auf dem Boden sitzend verbringen. Aber zu viele Stunden am Stück ohne Bewegung zu sitzen, ist nicht gut für Sie. Ich sage immer, Ihre nächste Position ist Ihre beste Position.“

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Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Floor Sitting Can Improve Balance, Posture, and Longevity“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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