Von der Tragödie zum Triumph: Wie Resilienz einen Mann rettete

Als Justin Dodges Bein unter einem 36 Tonnen schweren Feuerwehrauto zerquetscht wurde, schwor er sich ein Comeback – und enthüllt, wie mentale Stärke, Achtsamkeit und schnelle Erholung ihn aus der Krise geführt haben.
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Justin Dodge überwand die Amputation seines Beins nach einem Unfall, indem er sich auf ein Comeback fokussierte.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Justin Dodge
Von 28. Juli 2025

Mit seinem linken Bein unter einem 36 Tonnen schweren Feuerwehrauto eingeklemmt durchlitt Justin Dodge unerträgliche Schmerzen.

„Ich wusste in diesem Moment, dass mein Leben sich für immer verändert hatte“, erzählte er Epoch Times. Als er spürte, wie jeder Knochen in seinem Fuß zerbarst, schwor er sich: „Wenn ich es ins Krankenhaus schaffe, werde ich ein triumphales Comeback erleben.“

Nach mehreren Operationen im Krankenhaus folgte die Amputation unterhalb des Knies. Doch Dodge ließ sich von dieser Tragödie nicht definieren.

Resilienz: Die Macht der Perspektive

Resilienz wird als Fähigkeit beschrieben, mit Ausdauer, Anpassungsfähigkeit und Beharrlichkeit auf Herausforderungen zu reagieren. Entscheidend ist dabei die Perspektive, mit der Menschen ihre Umwelt betrachten.

Denn schwierige Situationen lösen oft ein Gefühl der Opferrolle aus. Menschen neigen dazu, sich zu fragen, warum ihnen stets Unglück widerfährt oder warum sie kein Glück haben, so Anthony Mancini, Resilienzforscher und klinischer Psychologe. Laut ihm verstärke eine solche Haltung das Empfinden von Verletzlichkeit und könne zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Resiliente Menschen hingegen lernen, belastende Erlebnisse anders zu deuten: Sie betrachten Leid nicht als persönliche Verfolgung, sondern als Teil des Lebens, von dem sie zufällig betroffen sind, und richten ihren Fokus auf positive Aspekte. Diese Neubewertung sei besonders wirkungsvoll, da sie es ermögliche, schrittweise eine Bedeutung für das Erlebte zu finden und weiterzumachen, erläutert Mancini.

Eine Metaanalyse von 60 Studien ergab, dass Menschen mit höherer Resilienz seltener unter Depressionen und Ängsten leiden und zugleich mehr Lebenszufriedenheit sowie positive Emotionen empfinden. Im beruflichen Kontext fördert Resilienz die Arbeitszufriedenheit und das Engagement, während sie als Schutz vor Burn-out wirkt.

Obwohl Resilienz im Denken beginnt, wirkt sie sich auf vielfältige Weise auf den Körper aus – von der Herzfunktion über die Hormonregulation bis hin zur Aktivität des Nervensystems.

Resilienz entschlüsselt

Forscher untersuchten 117 Mitglieder der US Special Operations Forces und deckten auf, was wahre Resilienz ausmacht: nicht weniger Stress zu spüren, sondern sich schneller davon zu erholen.

In einem Test – 30 Sekunden Atem anhalten – zeigte sich, dass selbst die psychisch robustesten Soldaten ähnliche Stressreaktionen hatten wie andere. Doch ihre Gehirne kehrten nach der Belastung deutlich schneller in den Normalzustand zurück. Eine zweite Studie begleitete Navy-SEAL-Anwärter durch die gnadenlose „Höllenwoche“ des Ausbildungskurses, einem der härtesten Auswahlverfahren weltweit mit einer Ausfallquote von 65 bis 80 Prozent.

Hier kam ein entscheidender Faktor ins Spiel: Cortisol, das zentrale Stresshormon, steigt bei Belastung an und versetzt den Körper in Alarmbereitschaft – wie ein Gaspedal, das den Motor auf Hochtouren bringt. Erfolgreiche Anwärter hatten ebenso hohe oder sogar höhere Cortisolspiegel als andere, aber einen entscheidenden Vorteil: ein bis zu 32 Prozent höheres Verhältnis von DHEA zu Cortisol. DHEA, ein Hormon, das wie eine Bremse wirkt, hilft dem Körper, nach Stress schnell wieder ins Gleichgewicht zu kommen, indem es die Cortisolwirkung dämpft und die Regeneration fördert.

Somit liegt Stärke nicht darin, Stress zu vermeiden, sondern in einem robusten Regenerationssystem. Wer lernen will, gut mit Herausforderungen umzugehen, muss seine Fähigkeit zur Regeneration trainieren.

Andere Studien zeigen, dass Menschen mit hoher Widerstandskraft Stress im Gehirn besser verarbeiten können. Marinesoldaten, die Achtsamkeitstraining gemacht hatten, reagierten in gefährlichen Situationen anders: Ihre Gehirnregionen, die für die Wahrnehmung von Gefühlen und Stress zuständig sind, waren weniger aktiv oder zeigten sogar eine beruhigte Reaktion. Bei Soldaten ohne Training blieb das Gehirn nach Stress länger angespannt und arbeitete auf Hochtouren.

Widerstandskraft bedeutet nicht, unverletzlich zu sein, sagt Mancini. Es geht darum, nach Herausforderungen schnell wieder ins Gleichgewicht zu kommen oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen.

Aufbau eines Resilienzsystems

Wie entwickeln wir dauerhafte Resilienz?

Dr. John D. Kelly, orthopädischer Chirurg, Professor für Medizin an der University of Pennsylvania und Autor zum Thema Resilienz, erklärte gegenüber Epoch Times, dass Resilienz damit beginne, sich auf das Positive zu konzentrieren. „Was ist gut? Was habe ich noch? Suchen Sie in allem, was Sie bedrückt, nach dem Positiven.“

Der Wechsel von Opferhaltung zu Eigeninitiative und Dankbarkeit ist das, was Forscher als „regulatorische Flexibilität“ bezeichnen, also die dynamische Verhaltensanpassung in Situationen mit hohem Stress. Es ist der Mut, Stress selbst neu zu bewerten.

Alyson Zalta, Resilienzforscherin und außerordentliche Professorin für Psychologie an der University of California in Irvine, erklärte gegenüber Epoch Times, dass Menschen, die flexibler denken, von Natur aus widerstandsfähiger sind.

Strategien für Resilienz: Wie gezielte Techniken mentale Stärke fördern

Forscher haben präzise Methoden identifiziert, die mentale Flexibilität stärken und Resilienz nachhaltig aufbauen. Eine umfassende Metaanalyse zeigt, dass die „Best Possible Self“-Technik besonders wirksam ist: Dabei visualisieren Menschen eine Zukunft, in der alles optimal verläuft, was Optimismus und Zuversicht fördert.

Ebenso effektiv sind motivierende Selbstgespräche. Anstelle negativer Gedankenspiralen wie „Ich bin ein Versager“ helfen bewusst formulierte Affirmationen wie „Ich werde das schaffen“ oder „Die Zukunft hält Gutes bereit“, die Anstrengung, Konzentration und exekutive Kontrolle zu steigern.

Zalta betont zudem die Bedeutung grundlegender Lebensgewohnheiten. Sie vergleicht das Leben mit einem gewebten Stoff, der durch Widrigkeiten gedehnt wird. Regelmäßiger Schlaf, ausgewogene Ernährung und Bewegung stärken diesen Stoff, sodass er Belastungen besser standhält. Solche Routinen bilden das Fundament für Resilienz und ermöglichen es, Herausforderungen mit größerer Gelassenheit zu begegnen.

Ein weiterer Schlüssel zur Resilienz ist die Bereitschaft, um Hilfe zu bitten. „Nur die Starken zeigen Mut, Unterstützung anzunehmen“, sagt Kelly. Resiliente Menschen erkennen, dass niemand allein durchs Leben gehen muss, und akzeptieren ihre Verletzlichkeit als Teil der menschlichen Erfahrung. Christina Cipriano, Professorin für angewandte Entwicklungs- und Bildungspsychologie an der Yale School of Medicine, unterstreicht den Wert von Gemeinschaft: „Gemeinsam sind wir besser. Wir sind nicht dazu bestimmt, uns isoliert zu entwickeln. Positive, gesunde, produktive und unterstützende Beziehungen sind wirklich entscheidend für den Aufbau dauerhafter und langfristiger Fähigkeiten“, erklärt sie.

Präventivmedizin

Mancinis frühere Studien zur Resilienz, darunter Untersuchungen nach den Anschlägen vom 11. September und Amokläufen an Schulen, zeigen durchweg, dass 60 bis 80 Prozent der Menschen nach schweren Schicksalsschlägen Resilienz entwickeln. Diese Fähigkeit steckt bereits in uns – die Frage ist nur, ob wir sie weiter ausbauen, bevor eine Krise eintritt.

Cipriano fügte hinzu: „Wir brauchen keine Widrigkeiten, um einen Grund zu haben, diese Fähigkeit [Resilienz] zu erlernen. Diese Fähigkeit vor dem Erleben von Widrigkeiten zu erlernen, ist ein besserer Schutz, um sich für den Erfolg zu rüsten.“

Dodge sagte, man solle Resilienz als Präventivmedizin betrachten, was möglicherweise erfordert, die „Wundermittelmentalität“ abzulegen.

„Wir möchten, dass alles ganz einfach ist“, sagte er. „Aber so funktioniert das Leben nun einmal nicht.“ Daher, so Dodge, sei die Frage nicht, ob Herausforderungen kommen werden. Die Frage lautet: „Was tun Sie heute, um morgen besser vorbereitet zu sein?“

„Man kann einen Elefanten nicht mit einem Bissen verspeisen“, sagte er. „Wenn man kleine Erfolge erzielt und darauf konsequent aufbaut, ist es unglaublich, wie weit man Wochen oder Monate später gekommen ist.“ Er selbst kehrte nur vier Tage vor dem ersten Jahrestag des Unfalls in den Dienst seiner Spezialeinheit zurück.

Eines Tages, wenn die Last der Welt auf Ihnen lastet, wird Ihre Erholung nicht davon abhängen, wie stark Sie in diesem Moment sind. Sie wird davon abhängen, wie gut Sie vorbereitet sind, wie schnell Sie Ihren Weg zurückfinden und wie Sie sich entscheiden, aus den Schwierigkeiten zu wachsen.

Zwischen Niederlage und Neuanfang, zwischen Herausforderung und Erfolg liegt Resilienz zum Anfassen nahe.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Mind Science Behind True Resilience“. (deutsche Bearbeitung kr)



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