Keto und Low-Carb: So heilt Ernährung Körper und Geist

Michael hatte sich nach Jahren voller Therapien, Medikamente und Selbstfindungsreisen mit seiner leichten Depression und den Angstzuständen abgefunden. Diese Begleiter aus Kindertagen betrachtete er längst als Teil seiner Persönlichkeit. Doch als bei ihm eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert wurde, die ihm zusätzlich körperliche Schmerzen bereitete, kam ein Wendepunkt. Eine Freundin erzählte ihm, wie sie durch eine Ernährungsumstellung ihre eigenen Beschwerden in den Griff bekommen hatte. Michael beschloss, seine Ernährung gezielt anzupassen – ein Schritt, der sein Leben verändern sollte.
Er verzichtete auf verarbeitete Lebensmittel, raffinierte Kohlenhydrate und Zucker, setzte auf gesunde Fette, erhöhte den täglichen Proteinanteil und konzentrierte sich auf vollwertige Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Die Ergebnisse waren verblüffend. Schon nach wenigen Monaten besserte sich seine körperliche Gesundheit spürbar. Doch das Erstaunlichste geschah mit seiner Psyche. Bereits nach einem Monat nahm er wahr, dass seine Depressionen wie weggeblasen waren. „Ich hatte das Gefühl, wieder zum Leben erwacht zu sein“, erzählt Michael begeistert. „Mein Geist war klar, die Apathie verschwunden. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals wieder so glücklich fühlen könnte.“
Michaels Geschichte ist kein Einzelfall. Während die Psychiatrie lange Zeit chemische Ungleichgewichte im Gehirn in den Fokus rückte, zeigt aktuelle Forschung immer deutlicher einen zusätzlichen Faktor: Unsere Stoffwechselgesundheit – also wie effizient unser Körper Energie produziert und nutzt – spielt eine entscheidende Rolle für unser psychisches Wohlbefinden. Wissenschaftler untersuchen derzeit die therapeutische Ketose, eine medizinisch überwachte ketogene Diät, als vielversprechenden Ansatz zur Behandlung von Depressionen oder bipolaren Störungen.
Wie Ernährung unsere Stimmung beeinflusst
Die metabolische Psychiatrie ist ein relativ neues Forschungsgebiet, das Licht in das Zusammenspiel von Ernährung, Entzündungen und psychischem Wohlbefinden bringt. Es untersucht, wie der Energiestoffwechsel des Gehirns – angetrieben durch Glucose oder, bei niedrigem Glucosespiegel, durch Ketone – unsere Stimmung beeinflussen kann.
Eine aktuelle Querschnittsstudie zeigt folgenden Zusammenhang: Etwa ein Drittel der Menschen, die wegen schwerer psychischer Erkrankungen behandelt werden, leidet gleichzeitig an einem metabolischen Syndrom, einer Kombination aus körperlichen Gesundheitsproblemen wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes. Diese enge Verknüpfung von Körper und Psyche hat Forscher dazu angeregt, die zugrunde liegenden Mechanismen genauer zu untersuchen.
Eine im April 2025 in der Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlichte Studie fand heraus, dass Entzündungsmoleküle durch ihre Wirkung auf bestimmte Gehirnzellen Angstzustände verstärken können. Eine weitere Übersichtsarbeit, die im selben Monat in „Healthcare“ erschien, deutet darauf hin, dass solche Neuroinflammationen eine Brücke zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen schlagen könnten. Allerdings sind weitere Studien nötig, um die genauen Zusammenhänge zu klären.
Die Erkenntnisse der metabolischen Psychiatrie werfen eine Frage auf: Könnte eine gezielte Ernährung, die Entzündungen reduziert und den Energiestoffwechsel optimiert, nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Seele stärken?
Therapeutische Ketose
Therapeutische Ketose ist eine medizinisch überwachte ketogene Intervention, die das Gehirn dazu veranlasst, statt Glucose als Treibstoff Ketone zu verwenden, die beim Abbau von Fett in Abwesenheit von Kohlenhydraten entstehen. Sie wurde vor fast einem Jahrhundert zur Behandlung von medikamentenresistenter Epilepsie entwickelt und wird nun für Stimmungs- und psychiatrische Störungen erforscht.
Die übergeordnete Theorie der therapeutischen Ketose besagt, dass sie den Stoffwechsel verbessert, indem sie Entzündungen reduziert, den Blutzucker stabilisiert und der Insulinresistenz entgegenwirkt, während sie gleichzeitig die Gesundheit der Mitochondrien, der „Batterien“, die unsere Zellen am Laufen halten, verbessert.
„Wir reparieren sie [Mitochondrien] oder geben ihnen zumindest eine Auszeit von allen Blutzuckerspitzen, damit sie wieder gesund werden“, erklärte Erin Louise Bellamy, Ärztin und Forscherin im Bereich der metabolischen Psychiatrie und Expertin für ketogene Therapie bei Depressionen.
Bei der ketogenen Ernährung kommt es auf die richtige Nährstoffverteilung an, um den Zustand der Ketose zu erreichen, einen Stoffwechselzustand, in dem der Körper Fett anstelle von Kohlenhydraten zur Energiegewinnung nutzt. Schon kleine Mengen an Kohlenhydraten können darüber entscheiden, ob die Ketose eintritt oder nicht. Der Kohlenhydratanteil sollte daher bei einer Keto-Diät nur etwa 5 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr ausmachen.
Etwa 75 Prozent der Kalorien sollten hingegen aus Fetten stammen. Dabei ist es nicht nur wichtig, genügend Fett zu konsumieren, sondern auch, auf hochwertige Fettquellen zu achten, wie sie beispielsweise in fettem Seefisch, Olivenöl oder Avocados enthalten sind.
Ein häufig gemachter Fehler ist ein zu hoher Konsum von Eiweiß. Steht dem Körper zu viel Protein und zu wenig Fett zur Verfügung, beginnt er, aus den Proteinen Glucose zu bilden, was den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lässt und den erwünschten Zustand der Ketose verhindert. Der Proteinanteil sollte daher nicht mehr als 20 Prozent betragen, um eine stabile Ketose aufrechtzuerhalten und die gesundheitlichen Vorteile der ketogenen Diät voll ausschöpfen zu können.
Keine Keto nötig: Michaels Weg zu mehr Gesundheit mit Low Carb
Michaels Geschichte zeigt, dass man nicht zwingend eine strenge ketogene Diät braucht, um von einer Ernährungsumstellung zu profitieren. Seine Eliminationsdiät, die einer kohlenhydratarmen Ernährung entsprach, reduzierte Kohlenhydrate, verzichtete auf entzündungsfördernde Lebensmittel und setzte auf gesunde Fette wie Kokosnussöl, Entenfett und Talg, entsprach jedoch keiner eindeutigen Keto-Diät. Dennoch verbesserten sich seine körperliche Gesundheit und vor allem seine Psyche spürbar, ein Zeichen dafür, dass schon eine Low-Carb-Ernährung einen großen Unterschied machen kann.
Konsultieren Sie immer Ihren Arzt, bevor Sie größere Ernährungsumstellungen vornehmen, einschließlich der Umstellung auf eine ketogene Diät, insbesondere wenn Sie Medikamente zur Behandlung einer psychischen Erkrankung einnehmen.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why Experts Are Exploring Ketogenic Therapy for Mental Health“. (deutsche Bearbeitung kr)
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