Parteikomitees in Führungsstrukturen: Wer künftig MediaMarkt und Saturn kontrolliert

In Kürze
- JD.com will mit der Übernahme von Ceconomy (MediaMarkt/Saturn) in den deutschen Markt einsteigen
- JD.com ist in China bekannt für Eigenhandel, ultraschnelle Lieferungen und KI-basierte Logistik
- Das Unternehmen ist eng mit der KPCh und dem Internetgiganten Tencent vernetzt
Durch sein Übernahmeangebot an die Ceconomy AG ist der chinesische Konzern JD.com, auch bekannt als Jingdong, über Nacht ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit gedrungen. Im Juli 2025 hat der Konzern sein offizielles Übernahmeangebot an die Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn abgegeben.
Anders als einige chinesische Anbieter, die es bis dato weltweit zu einem hohen Bekanntheitsgrad gebracht haben, wie Huawei, ByteDance (TikTok), BYD oder Hisense, war Jingdong bislang hauptsächlich nur Branchenkennern bekannt. Mit dem Angebot von 4,60 Euro je Aktie an Ceconomy steht JD.com nun vor einem großflächigen Einstieg in den deutschen Markt. Bis zum ersten Halbjahr 2026 will der Konzern seinen Anteil auf 57 Prozent des nun mit 2,2 Milliarden Euro bewerteten Unternehmens ausbauen. Die Gründerfamilie Kellerhals sichert sich eine Minderheitsbeteiligung von 25 Prozent.
Ein globaler Gigant – bislang unter dem Radar
JD.com ist als einer der größten chinesischen E-Commerce-Konzerne ein direkter Konkurrent von Alibaba und Amazon. Im Vorjahr erzielte der Konzern einen Umsatz von 158,8 Milliarden US-Dollar. Im internationalen E-Commerce befindet sich JD.com auf dem dritten Platz hinter Alibaba und Pinduoduo, dem Betreiber von Temu.
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Die Übernahme hat zur Folge, dass der chinesische Konzern die Verantwortung für mehr als 1.000 Elektronikmärkte und 50.000 Mitarbeiter in mehreren EU-Ländern übernimmt. Dazu kommt die Onlinepräsenz der Märkte. Die eingeführten Marken MediaMarkt und Saturn werden weitergeführt.
JD.com wurde 1998 von Richard Liu Qiangdong als Elektronikeinzelhändler gegründet. Aufgrund einer SARS-Epidemie 2003 in Peking sah sich dieser gezwungen, seinen Handel schwerpunktmäßig in den Onlinebereich zu verlagern. Damit wurde er jedoch zu einem der Pioniere in China in diesem Bereich. Ab 2008 verkaufte er Waren außerhalb des Elektronikbereichs.
Worin sich JD.com von Alibaba unterscheidet
Im Jahr 2016 ermöglichte eine Partnerschaft mit Walmart eine weitere erhebliche Ausweitung des Geschäfts. Das Unternehmen begann im selben Jahr erstmals, Waren in ländlichen Gegenden per Drohnen an Kunden auszuliefern. In weiterer Folge weitete die mittlerweile milliardenschwere Plattform ihr Portfolio auf Luxusgüter aus. 2018 erwarb Google-Mutter Alphabet einen Prozentanteil an Jingdong.
Der Businessansatz von JD.com unterscheidet sich vom größten chinesischen Konkurrenten Alibaba. Während dieser hauptsächlich eine Plattform für Drittanbieter anbietet, setzt JD.com auf einen großflächigen Eigenhandel. Warenwirtschaft, Lagerhaltung, Versand und Logistik bleiben in eigener Hand. In chinesischen Metropolen ermöglicht dies dem Konzern Lieferungen innerhalb weniger Stunden.
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Das Kerngeschäft JD Retail steuerte im ersten Quartal des Jahres 2025 bereits 36,4 Milliarden US-Dollar bei. Rund 88 Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns entfallen auf dieses Segment. Trotz des vorhandenen Luxusangebots ist die primäre Zielgruppe von Jingdong jene der preisbewussten Konsumenten, die auf verlässliche Produktqualität und pünktliche Zustellung setzen.
Wirtschaftsmacht mit Rückendeckung der KPCh
Der Erfolg von JD.com kommt jedoch – wie auch bei anderen chinesischen Großkonzernen – nicht ohne Rückendeckung und Hilfe durch die politische Führung. Wie es bei faktisch allen Großunternehmen in China der Fall ist, ist JD.com auch mit der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verflochten.
Auch im Jingdong-Konzern existieren Parteikomitees in Führungsstrukturen. Die strategische Ausrichtung erfolgt konform mit staatlichen Wirtschaftsprogrammen und der Unterstützung nationaler Initiativen wie „Made in China 2025“. Dies ist typisch für Konzerne dieser Größenordnung. JD.com betont auch entsprechend seine Rolle als Partner bei staatlichen Kampagnen zur Ankurbelung des Konsums, der Digitalisierung des Handels und der technologischen Selbstständigkeit Chinas.
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Chinas KP-Regime ermöglicht – abseits von Kartellfragen oder solchen nach unlauterem Wettbewerb – Jingdong eine enge Kooperation mit dem Internetkonzern Tencent. Dieser unterstützt JD.com nicht nur durch technische Infrastruktur und Cloud-Dienste. Tencent ermöglicht Jingdong auch einen privilegierten Zugang zu seinem sozialen Netzwerk WeChat.
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