Billigflieger weltweit im Aufwind – Deutschland dagegen im Sinkflug

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat erstmals den neuen „MONITOR Luftverkehr und Low-Cost“ veröffentlicht. Die Analyse zeigt: Während Billigflieger weltweit weiter wachsen, fällt Deutschland im internationalen Vergleich zurück. Besonders der innerdeutsche Low-Cost-Verkehr ist auf dem Rückzug – mit deutlichen Folgen für kleine Flughäfen und Preisgefüge.
Ryanair macht sich an deutschen Flughäfen rar.
Ryanair macht sich an deutschen Flughäfen rar.Foto: Georg Wendt/dpa
Von 9. Juli 2025

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat erstmals die Analyse mit dem Titel „DLR MONITOR Luftverkehr und Low-Cost“ vorgelegt. Diese ersetzt den bisherigen „DLR Low Cost Monitor“ als umfassende Bestandsaufnahme des weltweiten Luftverkehrs. Der besondere Fokus liegt dabei auf dem wachstumsstarken Segment der Billigflieger – weltweit gesehen. Die jüngsten Zahlen stützen sich dabei auf den Winterflugplan 2024/25 und Preisanalysen aus dem Frühjahr 2025.

Billigflieger treiben Wachstum in Asien

Den ermittelten Zahlen zufolge reisten im Vorjahr weltweit etwa 4,7 Milliarden Passagiere mit dem Flugzeug. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 war das zwar ein Plus von 2 Prozent, die Zahl der Flüge insgesamt lag jedoch mit 36,3 Millionen immer noch um 5 Prozent unter diesem Niveau. Erstmals lag Asien mit einem Anteil von 31 Prozent aller weltweiten Passagierflüge vor Nordamerika (29 Prozent) und Europa (23 Prozent).

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Das Wachstum in Asien wird vor allem durch den Billigfliegermarkt getrieben. Weltweit steuerte dieser etwa 11 Millionen Flüge zum Gesamtvolumen bei. Sowohl in Asien als auch in Europa liegt der Low-Cost-Anteil an allen Flügen nun bei jeweils 35 Prozent. In Nordamerika ist es lediglich etwa ein Viertel. Derzeit operieren mehr als 100 Gesellschaften, die Billigflieger stellen, an rund 4.000 Flughäfen.

Während der weltweite Anteil an Billigflügen stabil bei etwa 30 Prozent liegt, ist dieser in Deutschland jedoch seit 2019 von 32 auf 21,4 Prozent gefallen. Als einer der wesentlichen Faktoren dafür gilt die strategische Ausrichtung von Ryanair. Der irische Billiganbieter hat EU-weit sein Angebot um 12 Prozent ausgebaut. In Deutschland hingegen verringerte er dieses jedoch um etwa ein Drittel. Ein weiterer Faktor war der Marktaustritt von Air Berlin.

Wachsende Regulierungen und politische Gängelungen

Im Januar 2025 zählte die DLR in Deutschland 2.316 wöchentliche Starts von 15 Billigfluggesellschaften. Das war zwar ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr, allerdings immer noch 56 Prozent über dem Niveau vor Corona. Ryanair war mit 692 Flügen auch nur noch auf Platz 2 hinter Eurowings mit mehr als 900 wöchentlichen Starts.

Besonders im Bereich der Inlandsflüge hat das Low-Cost-Segment in Deutschland deutlich an Terrain eingebüßt. Hier liegt der Anteil nur noch bei 15 Prozent. Wachsende Regulierung, steigende Kosten und politischer Druck haben vor allem auf Strecken wie Berlin-München oder Köln-Hamburg viele auf die Bahn umsteigen lassen.

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Ihre größte Bedeutung haben die Billigflieger mit einem Anteil von 90 Prozent auf Kleinflughäfen wie Memmingen oder Weeze. In Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln und Stuttgart macht das Low-Cost-Segment immerhin noch einen Anteil von mehr als 40 Prozent aus. In Frankfurt am Main oder München hingegen sind es nur noch 5 Prozent. Dennoch ist Berlin mit 547 wöchentlichen Starts zahlenmäßig nach wie vor der wichtigste Low-Cost-Flughafen des Landes.

Preisanstieg bei Billigfliegern

Was die Preise anbelangt, lagen diese in Deutschland im Frühjahr 2025 brutto zwischen 67 und 130 Euro. Am günstigsten waren mit 44 bis 90 Euro jene Flüge, die bereits drei Monate im Voraus gebucht worden waren. Bei lediglich einem Tag Vorlauf lagen die Bruttopreise zwischen 119 und 169 Euro. Wizz Air war mit einem Durchschnittspreis von 67 Euro der günstigste Anbieter, am oberen Ende der Billigflieger lag Eurowings mit 130.

Was die Marktstrategie anbelangt, setzen die Billigflieger nach wie vor auf klassische Elemente wie Direktvertrieb, Punkt-zu-Punkt-Verkehr und niedrige Preise. Allerdings gehen einige auch zu einer offenen Strategie über – mit günstigem Basispreis und aufpreispflichtigen Zusatzleistungen. Insgesamt zeichnet sich jedoch ab, dass Deutschland als einst starker Low-Cost-Markt zunehmend an Bedeutung verliert. Politische Rahmenbedingungen, veränderte Geschäftsstrategien und der Verlust wichtiger Anbieter wie Air Berlin hinterlassen Spuren.



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