Chemie funkt SOS: Anlagen historisch schlecht ausgelastet

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in einer tiefen Krise. Auch 2026 erwartet sie keine Trendwende. Im Pharmabereich läuft es hingegen rund.
Die Chemieindustrie kämpft mit hohen Energiepreisen und der schwachen Wirtschaft (Archivbild)
Die Chemieindustrie kämpft mit hohen Energiepreisen und der schwachen Wirtschaft.Foto: Uwe Anspach/dpa
Epoch Times10. Dezember 2025

Die deutsche Chemiebranche erwartet auch im kommenden Jahr kein Ende ihrer tiefen Branchenkrise. „Die Industrie funkt SOS. 2025 war für unsere Branche erneut sehr schwierig und der Blick nach vorn wird nicht rosiger“, sagte Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), in Frankfurt.

Die Produktionsanlagen der drittgrößten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau seien nur 70 Prozent ausgelastet – „ein historischer Tiefpunkt und weit entfernt von Rentabilität“. Jedes zweite Unternehmen habe zu wenig Aufträge. Diese seien seit 2021 im In- und Ausland um mehr als 20 Prozent eingebrochen.

Für 2026 erwartet der VCI für die chemisch-pharmazeutische Branche insgesamt eine stagnierende Produktion und für die Chemie alleine einen Rückgang von einem Prozent. Bei sinkenden Preisen und stagnierender Produktion bedeute das ein Umsatzminus von rund zwei Prozent.

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Chemie im Minus, Pharma wächst

Die energieintensive Chemie leidet seit Jahren unter den hohen Energiepreisen in Deutschland, der Konjunkturflaute und einem Überangebot bei Basischemikalien auf den Weltmärkten. Hinzu kommt die US-Zollpolitik.

In diesem Jahr schrumpften die Geschäfte der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Produktion und Erzeugerpreise sanken laut VCI gemessen am Vorjahr leicht um 0,5 Prozent. Der Umsatz fiel um ein Prozent auf 220 Milliarden Euro.

Je nach Branchenzweig waren die Unterschiede groß: In der konjunktursensiblen Chemie ging die Produktion um 2,5 Prozent zurück und der Umsatz um drei Prozent.

In der Pharmabranche, die unabhängiger von wirtschaftlichen Schwankungen ist, wuchs dagegen die Produktion um drei Prozent und der Umsatz um 4,5 Prozent. Die Branche hatte im Frühjahr eine Sonderkonjunktur erlebt, da Unternehmen wegen Trumps Zöllen Arzneilieferungen vorzogen.

Jobabbau bei BASF und Co.

Insgesamt fiel die Beschäftigung leicht um 0,5 Prozent auf rund 478.000 Menschen. Bereits angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen dürften zu einem weiteren Stellenabbau führen, erwartet der VCI.

Die Stimmung in der Chemiebranche ist schlecht, dem Ifo-Institut zufolge hat sich das Geschäftsklima im Oktober deutlich eingetrübt. Chemiekonzerne wie BASF, Evonik und Wacker Chemie haben Sparprogramme samt Stellenabbau verkündet.

BASF-Chef Markus Kamieth sagte kürzlich dem „Handelsblatt“, die Chemieindustrie erlebe „wohl ihre schwierigste Zeit seit 25 Jahren“. (dpa/red)



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