Das geopolitische Schlachtfeld um Seltene Erden

Seltene Erden stehen im Mittelpunkt von Trumps Zollstreit mit China. Können westliche Unternehmen ihre eigenen Lieferketten aufbauen und von China unabhängig werden? Auch in Sachsen gibt es Seltene Erden. Eine Analyse.
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Ein Blick in die SKK-Seltenerdmine in Südafrika, eines der weltweit hochwertigsten Vorkommen. Seltenerdmineralien werden zur Herstellung leistungsstarker Magnete verwendet, die in Elektrofahrzeugen, Windkraftanlagen, Robotern und vielen anderen Anwendungen zum Einsatz kommen. Die Mine fördert auch natürlich vorkommendes radioaktives Thorium, das in der Medizin und zur Stromerzeugung verwendet wird. (Archivbild)Foto: RODGER BOSCH/AFP via Getty Images
Von 6. Juli 2025

Seltene Erden haben in der Geopolitik rasant an Bedeutung gewonnen, nachdem der amerikanische Präsident Donald Trump rasch nach seiner Amtsübernahme auf ein Abkommen mit der Ukraine gedrängt und die Absicht geäußert hat, Grönland unter anderem für die Ausbeutung und den Abbau Seltener Erden zu erwerben. Inmitten des Handelskonflikts mit den USA hat China damit gedroht, die Versorgung mit Seltenen Erden einzuschränken. Seither weiß die ganze Welt, dass die globale Lieferkette gefährdet ist.

Wofür Seltene Erden gebraucht werden

Als Seltene Erden gelten siebzehn weltweit selten vorkommende Elemente, die, wenn sie mit anderen Metallen gemischt werden, einzigartige Materialien ergeben. Sie sind entscheidend für die Herstellung von Halbleitern (wichtige Bausteine für elektronische Geräte), Magneten, Flugzeugen, Elektrofahrzeugen, Festplatten, LED-Bildschirmen, Windkraftanlagen und vielen weiteren technischen Anwendungen. Der Abbau und der Abscheidungsprozess aus dem geschürften Gestein erfordern eine hochtechnologische Infrastruktur. Außerdem fallen dabei hohe Mengen giftiger Abfälle an, die zu einer Kontamination von Boden und Wasser führen.

Weltmarktführer von Seltenen Erden

Das kommunistische China verfügt nach derzeitigem Wissensstand weltweit über die größten Reserven Seltener Erden und dominiert in deren Verwendung und Produktion bislang mit 69 Prozent den Weltmarkt. Das Bayan-Obo-Feld im Norden, direkt an der Grenze zur Mongolei, stellt das größte zusammenhängende Vorkommen Seltener Erden dar.

Brasilien verfügt zwar etwa über die Hälfte der Ressourcen von China und liegt damit auf dem zweiten Platz, kann diese jedoch weder im großen Stil abbauen noch verarbeiten. Weite Teile des Amazonas-Urwaldes, der sogenannten „Lunge der Welt“, gingen bei einem Abbau unwiederbringlich verloren.

Die drittgrößten Vorkommen sind in Indien festgestellt worden. Die meisten Abbaugebiete befinden sich entlang der Küsten, konkret im Touristengebiet Kerala, in Tamilnadu (ehem. Madras), Odisha (Nordostindien) und Maharashtra an der Westküste.

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Auch Deutschland hat Seltene Erden

Wenig bekannt: Auch Deutschland verfügt über einige Lagerstätten für Seltene Erden, zum Beispiel im sächsischen Storkwitz, das nur 150 Einwohner zählt. Bereits zu DDR-Zeiten waren Geologen auf Karbonatite gestoßen, die mit Elementen von Seltenen Erden angereichert sind. Die Wissenschaftler schätzten damals das Vorkommen auf rund 38.000 Tonnen Seltener Erden. Weil diese aber noch nicht für Smartphones und Katalysatoren benötigt wurden, gerieten die Vorkommen in Vergessenheit. Heute ist Storkowitz international bekannt, da es über das größte Vorkommen von Seltenen Erden in Mitteleuropa verfügt. Bislang galt der Abbau aufgrund der geringen Mengen und der hohen Kosten sowie der Umweltfolgen als wirtschaftlich und ökologisch nicht sinnvoll, so Wissenschaftler des Helmholz-Zentrums Dresden-Rossendorf. Diese Einschätzung dürfte sich künftig ändern.

In Australien sind ebenfalls große Vorkommen von Seltenen Erden entdeckt worden, allerdings liegen dazu keine Zahlen vor. Australien konzentriert sich darauf, seine Verarbeitungskapazitäten auf umweltfreundliche Weise zu erweitern und hat dafür 2023 eine „Kritische-Mineralien-Strategie“ entwickelt. Sie beinhaltet technologische Innovationen und Effizienzsteigerung der Mineralgewinnung unter Berücksichtigung der Schonung der Umwelt.

USA fördern Recycling

Die USA verfügen über Vorkommen von Seltenen Erden, allerdings konnte deren Umfang bisher nicht abschließend eingeschätzt werden. Die USA haben sich angesichts der Risiken, die das Abhängigkeitsverhältnis zu China bieten, inzwischen auf die Erhöhung ihrer strategischen Eigenreserven konzentriert. Außerdem investieren sowohl die Regierung als auch der Privatsektor in Recyclingtechnologien. Damit wird Elektromüll, in dem Produkte aus Seltenen Erden verbaut sind, zu einer wertvollen Ressource.

Warum Trump Kanada und Grönland will

Kanada strebt ebenfalls danach, eine bedeutende Position in der Erschließung seiner Bodenschätze zu erreichen. Beim Abbau Seltener Erden legt das nordamerikanische Land jedoch Wert auf hohe Umweltsicherheitsstandards, wodurch seine Preise deutlich über denen der Top-Drei-Staaten liegen. Auch im Süden Grönlands lagern riesige Vorkommen Seltener Erden. Das sei der eigentliche Grund, warum der amerikanische Präsident Trump sowohl Kanada als auch Grönland für die USA vereinnahmen wolle, mutmaßt die amerikanische Presse.

Kurz nach seinem zweiten Amtsantritt im Januar dieses Jahres überraschte Trump die Welt mit dem Plan, das US-Territorium durch den Erwerb Grönlands von Dänemark sowie die Eingliederung Kanadas als 51. Staat der USA zu erweitern. Angefangen bei Erdöl – 60 Prozent der US-Rohölimporte kommen aus Kanada – bis hin zu Seltenen Erden: Kanada ist reich an Bodenschätzen.

Grönland überbietet Kanada noch bei weitem. Seine unerschlossenen Seltenen Erden, wie Dysprosium, Neodym, Europium und Yttrium – sind alles entscheidende Materialien für die Hardware von Künstlicher Intelligenz, Quantencomputertechnologien, Systeme für erneuerbare Energien und fortschrittliche Verteidigungsausrüstung. Allein das Tanbreez-Projekt enthält laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzungsweise 28 Millionen Tonnen Seltener Erden. Diese Ressourcen könnten die Abhängigkeit der USA von China, das derzeit zwischen 69 und 80 Prozent der weltweiten Produktion seltener Erdelemente kontrolliert, beträchtlich minimieren.

Trump scheint es mit der Kontrolle über Grönland ernst zu meinen, wie Mike Waltz, kurzzeitig Nationaler Sicherheitsberater Trumps, bereits am 8. Januar im US-Fernsehsender Fox News andeutete: „Hier geht es nicht nur um Grönland“, sagte Waltz damals. „Hier geht es um die Arktis. […] Hier geht es um kritische Mineralien, hier geht es um natürliche Ressourcen. Es geht um Öl und Gas. Es geht um unsere nationale Sicherheit. Es geht um kritische Mineralien.“

Gamechanger Marokko

Auch in Afrika hat das Wettrennen um Seltene Erden begonnen. 200 Kilometer vor der Küste der marokkanischen Stadt Laâyoune (früher Westsahara) wurde ein Unterwasservulkan namens Tropic Seamount entdeckt, der das maghrebinische Land dem marokkanischen Online-Portal „Barlaman Today“ zufolge „in eine globale Wirtschaftsmacht verwandeln“ könnte.

Der Vulkan gilt als „potenzielles Reservoir beispiellosen Reichtums, voller seltener Mineralien, die für die moderne Industrie von entscheidender Bedeutung sind“, begeistert sich das marokkanische Portal. Tiefseeforscher gehen inzwischen davon aus, dass der Unterwasservulkan, der zwischen 970 und 4.000 Metern unter Wasser liegt, „einen riesigen Schatz an Seltenen Erden und weiteren Metallen aufweist“. Sie könnten Marokko zum wichtigsten Akteur auf dem Weltmarkt für Seltene Erden machen.

Die Mineraliendichte des Tropic Seamount übertreffe die bekanntesten Vorkommen um das 50.000-fache. Damit könnte Marokko zum wichtigsten Gamechanger in den globalen Lieferketten avancieren. So konnte etwa Tellur, das zur Herstellung von Solarpaneelen verwendet wird, geortet werden. Die Tellurreserven von Tropic Seamount seien 6.000-mal größer als die in Australien, Rumänien, den Vereinigten Staaten und Mexiko zusammengenommen, jenen vier Staaten, in denen Tellur bisher abgebaut wird. Und das Kobaltvorkommen, das zur Herstellung von Batterien für Elektroautos verwendet wird, übersteige das bisher weltweit verfügbare Vorkommen um das 414-fache, berichtet die Zeitung „The Maghreb Times“. Hinzu käme eine riesige Menge an Seltenen Erden, die bisher noch nicht abgeschätzt werden konnte.

„Auch wenn die Aussichten vielversprechend erscheinen, birgt die Ausbeutung der Reichtümer von Tropic Seamount gewaltige Herausforderungen“, gibt „Barlaman Today“ zu bedenken. Der Tiefseebergbau erfordere „modernste und kostspielige Technologien, die möglicherweise die wirtschaftliche Rentabilität beeinträchtigen“. Marokko verfügt über keine Erfahrung in der Tiefseemineralgewinnung.

Streit mit Spanien

Darüber hinaus liegt ein Teil des Unterwasservulkans durch die Nähe zu den Kanarischen Inseln auf spanischem Territorium. Das Seegebiet ist seit Längerem zwischen Spanien und Marokko umstritten und könnte die Abbaubemühungen behindern. In diesem Seegebiet hat somit der erste Kampf um Seltene Erden begonnen, wie „The Maghreb Times“ bereits vergangenes Jahr berichtete.

Der Unterwasservulkan liegt eigentlich sowohl außerhalb des spanischen Festlandsockels als auch der marokkanischen Gewässer. Bereits im Jahr 2014 forderte Spanien die Vereinten Nationen auf, anzuerkennen, dass es seine Seegrenze auf 350 Meilen (circa 538 Kilometer) ausdehnt. Dieser Antrag wird seither geprüft. Marokko seinerseits hat seinen Festlandsockel einseitig so erweitert, dass der Tropic Seamount zu seinem Staatsgebiet gehört.

Deutschland von Marokko geächtet

Letzte Anzeichen um den Seegebietsstreit deuten darauf hin, dass sich Spanien und Marokko einigen werden, zumal beide Seiten erkennen, dass eine gegenseitige Blockade beiden Staaten schadet. Auch Portugal und Frankreich haben inzwischen ihr Interesse an einer Beteiligung zur Erschließung des Unterwasservulkans signalisiert.

Deutschland hingegen ist von jeglicher Zusammenarbeit ausgeschlossen. Denn die Bundesregierung erkennt, anders als die genannten Staaten, die Annexion der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara durch Marokko im Jahr 1976 nicht an.

Darüber entstanden unter der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) derart heftige diplomatische Spannungen, dass die deutsche Botschaft in Rabat zeitweilig geschlossen werden musste. Der marokkanische König Mohammed VI. soll nach Insiderwissen derart über Deutschland verärgert sein, dass die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik auf einem bisher nie dagewesenen Tiefpunkt angelangt sei. So lehnte der König nach einem Erdbeben im Jahr 2023 deutsche Hilfe ab, während er die Unterstützung anderer Europäer annahm.

Wie lange noch bleiben Seltene Erden selten?

Dass die Seltenen Erden gewissermaßen die „Lebensader“ der Gegenwart und Zukunft sind, gilt als unbestritten. Da inzwischen jedoch ein globaler Wettlauf um die Entdeckung dieser Mineralien begonnen hat, stellt sich die Frage, wie selten die Seltenen Erden in Zukunft bleiben.

Noch dominiert China die Preise und die globalen Lieferketten. Indem es aber die ganze Welt in seine Abhängigkeit gebracht und damit auch bedroht hat, gibt es zunehmend Herausforderer unter den Mächten des Westens, die sich dieses Gebaren nicht länger bieten lassen wollen.

Hält der bisherige Trend an, hat China den Bogen überspannt, Seltene Erden als Druckmittel für die Anerkennung seiner Politik einzusetzen. Folglich wird es an strategischem Einfluss verlieren. Auch Deutschland, das jahrzehntelang viel Verständnis für China zeigte und kaum Kritik übte, könnte angesichts der pragmatischen Politik anderer Europäer zu der Überzeugung gelangen, dass seine strategischen und wirtschaftlichen Interessen nicht mehr länger in China liegen.



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