Deutsche Produktion sinkt auf niedrigsten Stand seit Mai 2020

Die preisbereinigte Produktion in Deutschland ist im Juni 2025 gegenüber Mai saison- und kalenderbereinigt um 1,9 Prozent gesunken. Damit erreichte die Fertigung im Produzierenden Gewerbe den niedrigsten Stand seit Mai 2020, als die Produktion infolge der Corona-Pandemie eingebrochen war, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich nahm die Produktion im 2. Quartal 2025 um 1,0 Prozent ab und sank damit ebenfalls auf ein so niedriges Niveau wie zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2020.
Produktion verringerte sich leicht
Im Mai verringerte sich die Produktion gegenüber April nach Revision der vorläufigen Ergebnisse leicht um 0,1 Prozent (vorläufiger Wert: +1,2 Prozent). Die Revision ist auf Korrekturmeldungen einiger Betriebe aus der Automobilindustrie zurückzuführen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2024 war die Produktion im Juni 2025 kalenderbereinigt 3,6 Prozent niedriger.
Die negative Entwicklung der Produktion im sechsten Monat des Jahres ist vor allem auf die Rückgänge im Maschinenbau (kalender- und saisonbereinigt -5,3 Prozent zum Vormonat), in der Pharmaindustrie (-11,0 Prozent) und in der Nahrungsmittelindustrie (-6,3 Prozent) zurückzuführen. Positiv wirkte sich hingegen der Zuwachs bei der Energieerzeugung (+3,1 Prozent) aus.
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Industrieproduktion sank um 2,8 Prozent
Die Industrieproduktion sank im Juni gegenüber Mai saison- und kalenderbereinigt um 2,8 Prozent. So war innerhalb der Industrie ein Rückgang über alle drei Hauptgruppen zu verzeichnen.
Die Produktion von Konsumgütern ließ um 5,6 Prozent nach, die Produktion von Investitionsgütern um 3,2 Prozent und die Produktion von Vorleistungsgütern um 0,6 Prozent. Außerhalb der Industrie stieg die Bauproduktion um 0,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2024 sank die Industrieproduktion kalenderbereinigt jedoch um 4,7 Prozent.
In den energieintensiven Industriezweigen ging die Produktion im Juni gegenüber Mai saison- und kalenderbereinigt um 2,2 Prozent zurück.
Im Dreimonatsvergleich war die Produktion in den energieintensiven Industriezweigen im 2. Quartal 2025 um 2,3 Prozent niedriger als im 1. Quartal 2025. Verglichen mit dem Vorjahresmonat Juni 2024 ließ die energieintensive Produktion im Juni 2025 kalenderbereinigt um 7,4 Prozent nach.
Wirtschaftsministerium: Es gab „Vorzieheffekte“ wegen US-Zöllen
Das Bundeswirtschaftsministerium verwies als Ursache des Rückgangs in der Produktion zum Teil auf eine „Gegenbewegung zu den Vorzieheffekten“ der angekündigten US-Zollerhöhungen. Anfang des Jahres hatten Unternehmen Bestellungen vorgezogen, um ihre Lager aufzufüllen, bevor die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle gültig wurden.
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Es seien derzeit im Lichte verschlechterter Bedingungen durch die Zölle und gedämpfter Nachfrage aus Ländern außerhalb des Euroraums „keine Impulse für einen dauerhaften Aufschwung der Industriekonjunktur absehbar“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium weiter.
Ähnlich düster äußerte sich der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Jupp Zenzen. „Der Abwärtstrend ist ungebrochen“, erklärte er. „Angesichts der schwachen Auftragseingänge gibt es auch keinen Grund zur Hoffnung, dass die Industrie nach zwei Jahren Rezession bald aus der Flaute herauskommen wird.“
Als „Wachstumsbremsen“ benannte er Bürokratie, hohe Standortkosten und langwierige Genehmigungen, zudem spürten die Unternehmen die Auswirkungen der US-Handelspolitik.
Krisenstimmung in Chemieindustrie verschärft sich weiter
Das Geschäftsklima in der Chemieindustrie in Deutschland hat sich derweil weiter verschlechtert. Der entsprechende Index des ifo-Instituts sank im Juli auf -19,2 Punkte, nach -9,5 Zählern im Juni.
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Die Beurteilung der aktuellen Lage sank von -26,0 auf -28,8 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit zwei Jahren. Die Erwartungen rutschten wieder in den negativen Bereich, von +8,6 auf -9,2 Punkte. „Die vorübergehende Hoffnung der Chemie auf eine konjunkturelle Erholung ist verflogen“, sagte ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Die schwache Industriekonjunktur belastet die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen – sowohl im Inland als auch im Ausland. So bewerten die Unternehmen ihren Auftragsbestand als historisch niedrig – der Wert fiel auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2009.
Gleichzeitig planen die Unternehmen mit einem weiteren Stellenabbau, die Beschäftigungserwartungen gingen zurück. Zusätzlich belasten geopolitische Unsicherheiten die Branche: Vor allem die Handelsstreitigkeiten mit den USA wirken sich negativ aus.
„Obwohl die Branche ihre Wettbewerbsposition leicht verbessern konnte, schaden die neuen Zölle auf Chemikalien und Pharmazeutika dem US-Geschäft deutlich“, sagte Wolf. (dts/afp/red)
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