Erstmals seit Monaten: US-Notenbank senkt Leitzins

Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Donnerstag über die künftige Zinspolitik entschieden. Im Mittelpunkt stehen schwache Arbeitsmarktdaten, eine moderat verlaufende Inflation und wachsender politischer Druck von Präsident Donald Trump.
Befürwortete lange Zeit die Beibehaltung des Leitzinses auf hohem Niveau: Fed-Chef Jerome Powell. (Archivfoto)
Fed-Chef Jerome Powell. (Archivfoto)Foto: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
Von 17. September 2025

In Kürze:

  • Die Fed hat sich für eine Zinssenkung entschieden.
  • Der Arbeitsmarkt schwächelt, die Inflation bleibt moderat.
  • Der politische Druck von Präsident Trump auf Powell wächst.

 

Erstmals seit rund einem Dreivierteljahr hat die US-Notenbank den Leitzins gesenkt. Dieser liege nun in der Spanne von 4,0 bis 4,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) in Washington mit.

Mit der Zinssenkung versucht der Zentralbankrat der Fed, eine Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei zugleich steigender Inflation zu finden. Niedrigere Zinsen machen Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell billiger. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und dadurch Arbeitsplätze schaffen.

Eine Zinssenkung verringert zugleich die Attraktivität des US-Dollars – der Euro wird dadurch aufgewertet. Europäische Touristen dürften bei einer Reise in die USA also profitieren. Bereits vor dem eigentlichen Zinsentscheid war die Gemeinschaftswährung der Europäischen Union auf um die 1,18 US-Dollar gestiegen. Wer also üblicherweise in Euro zahlt, bekommt beim Umtausch in Dollar zurzeit mehr für sein Geld.

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Im Juli lag die Inflationsrate in den USA im Jahresvergleich bei 2,7 Prozent – 0,1 Prozentpunkte unterhalb der Erwartungen von Analysten. Das Umfeld von US-Präsident Donald Trump sieht das als Indiz dafür, dass dessen Zollpolitik keinen preistreibenden Einfluss hat. Diese Frage hatte zuletzt zu Kontroversen zwischen dem Präsidenten und Powell geführt.

Trump drängt auf Zinssenkungen, um die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Gang zu bringen. Der Zentralbankchef hingegen besteht auf einem noch längeren Beobachtungszeitraum bezüglich der Auswirkungen der neuen Zollsätze.

US-Bürger rechnen mit Aufwärtstrend bei der Inflation

Die Teuerung bei Energie und Lebensmitteln hatte sich zuletzt beruhigt. Dieser Effekt trug dazu bei, dass die Inflationsrate insgesamt weniger stark stieg als erwartet. Allerdings legte die Teuerung abseits dieser Faktoren zu, von 2,9 auf 3,1 Prozent. Die Dienstleistungsinflation blieb stabil bei 3,6 Prozent. Diese Detailbetrachtung lässt sich als Hinweis auf eine Preiswirkung der Zölle deuten.

Auch die US-Bürger sind pessimistisch, was die Inflationsentwicklung betrifft. Die diesbezügliche Erwartung hinsichtlich der Jahresrate stieg von 3 Prozent im Juni auf 3,1 Prozent im Juli. Die Fünf-Jahres-Erwartung lag zuletzt sogar bei 2,9 Prozent, was ein Plus von 0,3 Punkten darstellt. Andererseits sind auch auf dem Arbeitsmarkt im Juli nur 73.000 statt der prognostizierten 110.000 Jobs entstanden. Schon die Zahlen von Mai bis Juni mussten um mehr als 250.000 nach unten korrigiert werden.

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Kommt es erstmals seit der Reagan-Ära zum Triple Dissent?

Ein so großer Zinsschritt würde bedeuten, dass die Notenbanker die stockende Arbeitsmarktentwicklung für das größte Problem halten. Ebenso wäre auch eine weitere Verlängerung der derzeitigen Leitzinshöhe möglich, sollten die Inflationsängste überwiegen.

Die als Präsident Trump nahestehend geltenden Gouverneure Michelle Bowman und Christopher Waller hatten bereits im Frühsommer für eine Zinssenkung plädiert. Nun könnten sie weitere Rückendeckung durch den am Dienstag vereidigten Trump-Kandidaten Stephen Miran erhalten.

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Miran hatte zuletzt auch betont, die Inflationswirkung der Zölle sei überschaubar, der Arbeitsmarkt sei das größere Problem. Einen Triple Dissent, also dass gleich drei Gouverneure vom Konsens abweichen, hatte es zuletzt 1988 gegeben.

SEP-Prognose geht von perspektivischen Zinssenkungen durch die Fed aus

Die Fed wird auch die Summe der Erwartungen an Wirtschaftsprognosen (SEP) aktualisieren. Dafür wertet man regelmäßig die Einschätzungen der Entscheidungsträger aus. Sie beziehen sich auf Größen wie Zinssätze und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, einschließlich Inflation, Bruttoinlandsprodukt und Arbeitslosenquote.

Die im Juni veröffentlichte SEP erwartete bis Jahresende zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte. Der Median des Leitzinses wurde auf 3,9 Prozent geschätzt. Perspektivisch rechnete man mit einem Einpendeln auf etwa 2 Prozent bis zum Jahresende 2026. Die mittleren Schätzwerte für die Arbeitslosenquote und die jährliche Inflationsrate der persönlichen Konsumausgaben (PCE) beliefen sich auf 4,5 beziehungsweise 3 Prozent.

 

Mit Material von Nachrichtenagenturen



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