Gold fast doppelt so teuer wie 2022 – Maßgeblicher Preistreiber ist China

In Kürze:
- Gold ist mit gut 3.300 US-Dollar (2.850 Euro) pro Unze so teuer, dass die Nachfrage nach Goldschmuck – und Eheringe – stark nachgelassen hat.
- Preistreiber sind Zentralbanken, die ihre Goldreserven massiv erhöhen.
- China gibt zu, seine offiziellen Goldreserven seit 2000 versechsfacht zu haben.
- Inoffiziell dürfte es sehr viel höher sein, sagen Fachleute.
- Auch deutsche Goldreserven profitieren vom steigenden Goldpreis.
Der schier unaufhaltsame Anstieg des Goldpreises wird sich nach Einschätzung von Händlern und Finanzbranche fortsetzen. Das World Gold Council (WGC) in London prophezeit in seiner jüngsten Prognose einen weiteren Preisanstieg in der zweiten Jahreshälfte, wenn auch leicht verlangsamt.
Zu spüren bekommen das nicht zuletzt Brautpaare in aller Welt: Gold ist so teuer geworden, dass die weltweite Nachfrage der Schmuckhersteller laut WGC in diesem Jahr stark nachgelassen hat – von 435 Tonnen im ersten Quartal auf 356 Tonnen im zweiten.
Zentralbanken als Preistreiber
Der Preis pro Feinunze – 31,1 Gramm – liegt derzeit bei 3.363,01 Dollar (2.902,15 Euro, Stand: 03.08.2025), fast doppelt so hoch wie 2022. Maßgebliche Preistreiber sind die Zentralbanken Chinas und anderer Länder, die die Abhängigkeit vom Dollar verringern wollen und ihre Goldreserven kontinuierlich erhöhen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs könnte der Preis bis Mitte 2026 auf 4.000 Dollar steigen.
„Solange die Zentralbanken ihre Goldreserven weiter erhöhen, wird sich der Goldpreis nicht Richtung Süden bewegen, sondern Richtung Norden“, sagt Michael Eubel, Leiter des Edelmetallgeschäfts bei der BayernLB, dem größten deutschen Goldhändler. „Norden“ bedeutet im Sprachgebrauch der Finanzszene steigende Preise, der „Süden“ dagegen fallende. „Die Unsicherheiten auf der Welt nehmen eher zu, Gold haftet seit 5.000 Jahren der Nimbus an, dass man es auch in Krisenzeiten umtauschen kann“, sagt Eubel.
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„In den vergangenen Jahren haben die Notenbanken insgesamt weltweit jährlich rund 1.000 Tonnen Gold erworben“, sagt Benjamin Summa, Sprecher des ebenfalls in München ansässigen Handelshauses Pro Aurum.
„Ein erheblicher Teil davon entfiel wohl auf China.“ Neben den Zentralbank-Käufen spielen nach Summas Einschätzung eine Rolle: geopolitische Spannungen, die expansive Geldpolitik vieler Notenbanken und Inflationsängste.
China kauft mutmaßlich mehr als eingestanden
Seit der Jahrhundertwende hat China hat seine offiziellen Goldreserven laut WGC-Daten fast versechsfacht, von 395 Tonnen auf 2.292 Tonnen Ende des ersten Quartals. Damit wäre der nationale Goldschatz Chinas der siebtgrößte der Welt. Doch sind etliche Fachleute überzeugt, dass die Pekinger Führung ihren Bestand in Wahrheit sehr viel stärker aufgestockt hat.
„Kann man den offiziellen Statistiken glauben? Nein“, sagt Eubel. „Ich gehe davon aus, dass die chinesischen Goldreserven sehr viel höher sind. China hat nach meiner Einschätzung auf dem Weg über die Zweitmärkte mindestens weitere 500 Tonnen erworben.“

Eine Verkäuferin im chinesischen Shenyang bei der Präsentation von Goldschmuck. Foto: Wu Hong/epa/dpa
Abgesehen davon ist China auch weltweit größter Goldproduzent. „Davon wird extrem wenig exportiert“, sagt der BayernLB-Goldexperte.
Das Motiv: Unabhängigkeit vom Dollar
Es ist kein Geheimnis, dass Chinas Kommunistische Partei darauf hinarbeitet, ihren globalen Einfluss auszudehnen. Zum Status gehören die entsprechenden Goldreserven. Doch ist China keineswegs das einzige Land, das Gold kauft. „Diese Staaten wollen sich unabhängiger vom US-Dollar machen und setzen daher vermehrt auf physisches Gold“, sagt Summa.
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Dazu zählen beispielsweise Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar. In diesem Jahr am aktivsten ist Polen, das laut WGC mit bislang über 48 Tonnen an der Spitze steht. Nach offiziellen Zahlen war lange Russland größter Goldabnehmer, dass seine Käufe seit 2020 aber wieder eingeschränkt hat.
Die deutsche Goldreserve wird wertvoller
Zu den Nutznießern der Entwicklung zählt die Bundesbank als Eigentümerin des offiziell zweitgrößten Goldschatzes der Welt: Das deutsche Staatsgold war Ende 2024 laut Geschäftsbericht der Bundesbank 270 Milliarden Euro wert, dank des rapiden Preisanstiegs waren das 69 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor. Grundlage war ein Kilopreis von gut 80.700 Euro.
Mittlerweile ist der Preis eines Kilos auf etwa 92.600 Euro gestiegen. Das entspräche rechnerisch einem weiteren Buchgewinn von an die 40 Milliarden, doch abgerechnet wird erst zum Jahresende.
Erster in der Rangliste der Nationen mit den höchsten Goldreserven sind die USA mit über 8.100 Tonnen, gefolgt von Deutschland. Die Bundesbank hat nicht zugekauft, sondern ihre Reserve leicht reduziert. In den vergangenen Jahren gingen geringe Mengen an das Bundesfinanzministerium, welches daraus Goldmünzen prägt und verkauft.
Ein Teil des deutschen Golds lagert in New York – und soll dort bleiben
Der Staatsschatz lagert nicht komplett in Deutschland: 1.236 Tonnen befinden sich im mutmaßlich weltgrößten Tresor bei der Federal Reserve Bank in New York, weitere 405 Tonnen hütet die Bank of England in London. Die beiden Metropolen sind die wichtigsten Handelsplätze für Gold.
„Entscheidend für die Gewichtung der Goldreserven sind vor allem die Ziele Sicherheit und Handelbarkeit, um Gold bei Bedarf verkaufen oder in Fremdwährungen tauschen zu können“, sagt ein Bundesbank-Sprecher. „Die New York Fed ist und bleibt in diesem Rahmen eine wichtige Lagerstelle für unser Gold.“
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Daran hat sich auch seit der Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump nichts geändert. „Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.“
Folgen für die Eheschließung
Goldbesitzer können sich freuen, Goldkäufer hingegen müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Das gilt nicht nur für Investoren. Der vom Kapitalmarkt ausgehende Anstieg des Goldpreises hat Folgen für Juweliere in aller Welt und deren Kundschaft.
Die Umsätze sind gestiegen, obwohl die Geschäfte ihre höheren Einkaufskosten nicht voll an die Kundschaft weitergeben: „Die Preise sind zwar deutlich gestiegen, aber nicht analog zum Goldpreis“, sagt Joachim Dünkelmann, der Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere.

Ein Juwelier in Dubai. Doch nicht alles was glänzt, muss Gold sein. Foto: Travel Faery/iStock
Ablesen lässt sich das unter anderem an Hochzeiten: 2019 gaben sich laut Statistischem Bundesamt 416.324 Paare in Deutschland das Ja-Wort, 2024 waren es 349.221. Schon vor dem rasanten Anstieg der Goldpreise seien die Durchschnittspreise von Trauringen kontinuierlich gestiegen, sagt Dünkelmann. „Die rückläufige Zahl der Eheschließungen bedeutet nicht, dass die Trauringbranche geringere Umsätze macht.“
Der deutsche Goldschmuckmarkt jedenfalls floriert ungeachtet steigender Preise und demografischen Wandels. Nach einer Umsatzdelle wurden laut Juweliersverband 2023 und 2024 Rekordstände erreicht. „Der Luxusgütermarkt hat sich von der allgemeinen Kauflaune und den Krisen der Welt scheinbar abgekoppelt“, sagt Dünkelmann. (dpa/red)
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