„Gold ist ein Stück Unabhängigkeit“ – EZB warnt vor Marktverwerfungen

Es ist ein früher Sommermorgen in Würzburg. Der Blick auf die internationalen Märkte zeigt ein seltenes Bild: Der Londoner Platinmarkt sendet Schockwellen in die Welt der Edelmetalle. Leihzinsen von knapp 30 Prozent für physisches Platin markieren eine historische Ausnahmesituation – ein Szenario, das das ohnehin fragile Konstrukt der „Papiermärkte“ ins Wanken bringen könnte.
Vor einem Goldhändler bilden sich kleine Gruppen von Menschen, viele mit Termin, einige spontan. Sie wollen Barren oder Münzen kaufen, nicht auf Papier, sondern in der Hand spüren. Tino Leukhardt, Inhaber der Metallorum Edelmetallhandels GmbH mit Sitz in Würzburg, besitzt eigene Filialen und ist Anbieter von Edelmetalldepots in der Schweiz sowie Anbieter einer der größten bankenunabhängigen Schließfachanlagen in Franken. Er merkt eine deutliche Veränderung. „Nach dieser EZB-Meldung erschienen eine Menge neuer Kunden, die Motivation bei vielen ähnlich. Sie wollen raus aus den Papierversprechen und zwar zügig, denn die Nachrichten reißen nicht ab. Sie wollen etwas Sicheres, was eindeutig ihnen gehört.“
Diese Szene wurde von dem Platinkollaps angeschoben, doch könnte sie auch nur ein Vorbote sein für das, was kommt. Palladium und Silber sind weitaus sensibler als Gold. Hier könnten die nächsten Neubewertungen stattfinden. Das haben auch Anleger erkannt und der Drang nach physischem Edelmetall wächst – eine deutliche Warnung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist hier der große Wachrüttler: Denn am internationalen Goldmarkt droht ein sogenannter „Short Squeeze“ – eine Situation, in der mehr Gold nachgefragt wird, als tatsächlich physisch vorhanden ist. Die Folgen könnten Lieferengpässe, steigende Preise und im schlimmsten Fall Liquiditätsprobleme bei Banken sein.
Doch was bedeutet das für private Anleger? Und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, über physischen Goldbesitz nachzudenken? Wir haben mit Tino Leukhardt, Gründer und Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Metallorum, gesprochen.
Eine außergewöhnliche Warnung
„Dass die EZB eine solche Warnung ausspricht, ist schon bemerkenswert“, sagt Leukhardt. „Ein Short Squeeze kennt man vor allem aus dem Aktienmarkt, selten aber aus dem Goldhandel. Dass eine konservative Institution wie die EZB so etwas öffentlich anspricht, sollte man nicht leichtfertig abtun.“
Ein Short Squeeze entstehe, wenn mehr Gold an den Märkten gehandelt werde, als tatsächlich existiere. „Viele Händler wetten auf fallende Preise, während der Kurs plötzlich steigt. Wenn dann gleichzeitig physische Auslieferungen gefordert werden, kann der Markt schnell austrocknen. Die Folgen sind Preisexplosionen und Liquiditätsprobleme bei Banken und Handelsplattformen.“
Papiergold ist kein Barren im Tresor
Die Warnung der EZB wirft für viele Anleger eine alte Frage neu auf: Papiergold oder physisches Gold? Leukhardt ist eindeutig: „Hinter einem Goldzertifikat vermutet der Anleger oft automatisch echten Goldbesitz. In Wahrheit ist es ein Wertpapier, kein Barren im eigenen Tresor. Ob und wie es hinterlegt ist, hängt vom Emittenten ab. In Krisensituationen kann das zum Problem werden.“
Seine Empfehlung: physisches Eigentum. „Das kann ein Barren im privaten Tresor sein oder ein sicher eingelagertes Depot in einem Zollfreilager. Wichtig ist: Es gehört dem Anleger direkt, unabhängig von Emittentenrisiken und Banken. In meinen Augen ist physisches Gold ein Stück Unabhängigkeit.“
Geopolitik stützt Gold
Die Nachfrage nach physischem Gold wird nicht nur von Privatanlegern getragen. Auch große Zentralbanken – allen voran China und Russland – kaufen massiv. Ziel: die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. „Wenn Staaten mit riesigen Devisenreserven Gold kaufen, ist das ein starkes Signal“, sagt Leukhardt. „Das zeigt, wie wichtig reale Werte wieder geworden sind. Für Privatanleger bedeutet das: ‚Wer dem Beispiel folgt, handelt nicht unklug.‘“
Manche Beobachter spekulieren sogar über eine mögliche rohstoffgestützte BRICS-Währung. Leukhardt kommentiert vorsichtig: „Ob es so weit kommt, bleibt abzuwarten. Aber allein, dass solche Ideen diskutiert werden, zeigt die geopolitische Bedeutung von Gold.“
Ungebrochene Nachfrage, wachsendes Bewusstsein
Auch im Tagesgeschäft von Metallorum zeigt sich ein klarer Trend: Die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen ist stabil, Silber gewinnt zwar an Interesse, bleibt aber ein Beiprodukt. „Unsere Kunden suchen keine schnellen Gewinne, sondern Stabilität und Sicherheit“, so Leukhardt. „Gerade in unsicheren Zeiten spürt man den Wunsch nach echten, greifbaren Werten.“
Infokasten: 3 Gründe für physisches Gold
- Unabhängigkeit
Ein Barren oder eine Münze gehört dem Anleger direkt – ohne Bank, ohne Emittentenrisiko, ohne Abhängigkeit von Dritten. - Inflationsschutz
Gold behält seit Jahrhunderten seine Kaufkraft. In Zeiten hoher Inflation ist es ein verlässlicher Wertspeicher. - Krisenvorsorge
In geopolitischen oder finanziellen Krisen bleibt Gold weltweit handelbar und ist sofort liquide.
Sicherheit durch Substanz
Die EZB-Warnung mag für viele Anleger abstrakt wirken, doch ihre Botschaft ist klar: Auch vermeintlich stabile Märkte können ins Wanken geraten. „Gold ist kein Spekulationsobjekt, sondern ein Stück Unabhängigkeit“, fasst Leukhardt zusammen. „Wer es physisch besitzt, hat in unsicheren Zeiten einen entscheidenden Vorteil – und oft auch den ruhigeren Schlaf.“
Verwerfungen auch bei Silber
Als ob die Platinlage nicht schon genug zu denken gäbe, geraten inzwischen auch andere Edelmetalle unter Druck. Der Einmonats-Leihzins für Silber liegt mittlerweile bei 7 Prozent – ein klares Zeichen, dass sich auch hier eine Engpasssituation anbahnt. Fachleute warnen vor einem möglichen Dominoeffekt, der die gesamte Edelmetallbranche ins Rutschen bringen könnte.
Besonders aus China steigt der Druck auf die Märkte weiter an. Ob Investmentsektor oder Schmuckindustrie – die Nachfrage zieht stark an und verschärft die ohnehin angespannte Lage zusätzlich. Während in Deutschland ambitionierte Energiewendeziele verfolgt werden, sichern sich andere Staaten längst reale Werte. Vor allem Platin, als Schlüsselelement für die Wasserstofftechnologie, wird zur strategischen Ressource und treibt die Nachfrage in neue Höhen.
Knappheit ist kein kurzfristiges Phänomen
Diese Entwicklung legt eine unbequeme Wahrheit offen: Rohstoffe entstehen nicht im Drucker. Neue Förderkapazitäten lassen sich nicht von heute auf morgen hochfahren, sondern benötigen Jahre – häufig zehn bis 15, bevor nennenswerte Mengen auf den Markt gelangen.
Das Zusammenspiel von steigender Nachfrage und begrenztem Angebot deutet darauf hin, dass wir es nicht mit einem kurzfristigen Engpass, sondern mit einer möglichen Neubewertung der gesamten Edelmetallmärkte zu tun haben. Sollte das auf Papier basierende Handelssystem ins Straucheln geraten, könnten am Ende nur diejenigen profitieren, die frühzeitig auf physische Werte gesetzt haben.
Sicherheit liegt im Physischen
In Zeiten, in denen Inflation Kaufkraft frisst und Papiergeld unbegrenzt vermehrt werden kann, bleiben physische Edelmetalle der verlässlichste Schutz. „Wer sich jetzt noch allein auf Papierlösungen verlässt, könnte bald ein böses Erwachen erleben“, warnt Tino Leukhardt.
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