In Deutschland – aber nicht für Deutschland: Urenco investiert mehr als 1 Milliarde Euro in Kernkraft

Der internationale Konzern Urenco investiert mehr als 1 Milliarde Euro in seine Anlage zur Urananreicherung in Gronau. Damit will man der steigenden weltweiten Nachfrage Rechnung tragen. Deutschland selbst hat aufgrund seines Kernkraftausstiegs nichts davon.
Schweiz
Ein KKW in der Schweiz. Das Unternehmen Urenco stellt auch nach dem Atomausstieg in Deutschland Brennelemente her, allerdings nur für das Ausland.Foto: Lucia Gajdosikova/iStock
Von 14. August 2025

In Kürze:

  • Urenco steckt über 1 Milliarde Euro in Urananreicherungsanlage in Gronau.
  • Deutscher Atomausstieg betrifft nur Kernkraftwerke, nicht die Brennstoffproduktion.
  • Vertrag von Almelo (1970) schützt den Betrieb völkerrechtlich.
  • Weltweite Nachfrage nach Kernenergie steigt rasant.
  • Bürgermeister sieht Chance auf neue Arbeitsplätze.

In Deutschland ist im April 2023 mit der Abschaltung der letzten drei KKWs der Ausstieg aus der Kernkraft besiegelt worden. Dennoch steht dem Sektor auf deutschem Boden schon bald eine immense Investition bevor. Wie der „Business Insider“ berichtet, will das Unternehmen Urenco über die nächsten zehn Jahre mehr als 1 Milliarde Euro in seine Anlage zur Urananreicherung stecken.

Bei dem Komplex am Standort Gronau im Regierungsbezirk Münster handelt es sich um die einzige kommerzielle Anlage dieser Art in Deutschland. Das Geld soll der Modernisierung der dortigen Zentrifugen dienen. Diese sollen Uranhexafluorid auf den Anreicherungsgrad bringen, der für den Betrieb von Kernkraftwerken erforderlich ist.

Urenco setzt auf wachsende internationale Kernkraftallianz

Der Atomausstieg in Deutschland und die Wirkungsmacht der Kernkraftgegner, die diesen erzwungen hat, nimmt Geschäftsführer Dr. Jörg Harren als gegeben hin. Die Kernenergie sei kein stagnierender und leicht schrumpfender Markt mehr, betont er. Vielmehr sei der Markt wieder im Steigen begriffen. Gegenüber der „Welt“ äußerte Harren:

Unser Auftragseingang ist im dritten Jahr in Folge gestiegen.“

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Am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai hatten 2023 insgesamt 22 Länder von vier Kontinenten die „Erklärung zur Verdreifachung der Kernenergie“ unterzeichnet. Neben den USA, Frankreich und Großbritannien befanden sich auch Länder wie Moldawien, Ghana oder die Vereinigten Arabischen Emirate darunter.

Mittlerweile seien es sogar schon 32 Staaten, die sich das Ziel gesetzt haben, den Anteil der Kernenergie an der weltweiten Energieerzeugung bis 2050 zu verdreifachen. Auch Gronaus Bürgermeister Rainer Doetkotte sieht in der Investitionsankündigung ein „hervorragendes Signal“ für die Stadt. Derzeit sind an dem Standort etwa 400 Menschen beschäftigt. Deren Arbeitsplätze scheinen jetzt auch für die Zukunft sicher – und es könnten sogar neue dazukommen.

Auftragsbücher voll bis in die 2040er-Jahre

Doetkotte erläuterte bereits im Mai gegenüber dem WDR, dass erst die Technik im Betrieb erneuert würde. Es würden in weiterer Folge jedoch auch Büroarbeitsplätze und solche in der Fertigung dazukommen. Dadurch sei die Anlage „für den Wirtschaftsstandort Gronau von besonderer Bedeutung“.

Im Bereich der Urananreicherung zählt Urenco laut der World Nuclear Association weltweit zu den größten Playern. Beim Betrieb von dafür erforderlichen Gaszentrifugen steht das Unternehmen auf Platz 2 hinter der russischen Rosatom. Urenco liegt damit noch vor dem französischen Konkurrenten Orano und der chinesischen CNNC.

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Derzeit stehen bei Urenco Aufträge im Umfang von 20,1 Milliarden Euro im Orderbuch. Sie reichen nach derzeitigem Stand mindestens hinein bis in die 2040er-Jahre. Momentan kann die Anlage jährlich bis zu 3.500 Tonnen Urantrennarbeit leisten. Die Modernisierung soll dazu beitragen, die Kapazitäten perspektivisch weiter zu erhöhen.

Mehr Weltmarktanteile durch westliche Abkehr von Russland und steigenden Bedarf?

Eigentümer von Urenco sind zu je einem Drittel die Investmentgruppe der britischen Regierung und das Unternehmen Ultra-Centrifuge Nederland. Die übrigen Anteile teilen sich die deutschen Energieversorger E.ON und RWE zu gleichen Teilen. Weitere Betriebsstätten unterhält die Unternehmensgruppe in Großbritannien, den Niederlanden und den USA.

Derzeit beliefert Urenco etwa 50 Kunden in rund 20 Ländern. Da zahlreiche westliche Länder darauf hoffen, ihre starke Abhängigkeit von Russland in diesem Bereich verringern zu können, hofft das Unternehmen auf einen Zuwachs an Marktanteilen. Aber auch private Unternehmen wie Microsoft streben eine eigenständige Versorgung mit Miniatomkraftwerken an, um die Energieversorgung ihrer eigenen Rechenzentren gewährleisten zu können.

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Mit der geplanten Großinvestition erlebt die Kernkraft in Deutschland einen enormen Boost. Allerdings hat Deutschland selbst davon wenig Nutzen. Aufgrund des Atomausstiegs stehen keine Anlagen zur Verfügung, in denen im eigenen Land die in Gronau hergestellten Brennstoffe zum Einsatz kommen könnten.

Atomausstieg betrifft Produktion für den Weltmarkt durch Urenco nicht

Zu befürchten hat zumindest Urenco jedoch nichts: Der Atomausstieg betrifft nur den Betrieb von Kernkraftwerken. Die Produktion nuklearer Brennstoffe und damit auch die Urananreicherung und Fertigung von Brennelementen sind davon nicht erfasst. Neben der Anlage in Gronau gibt es in Deutschland auch noch eine Fertigungsanlage für Brennelemente in Lingen. Auch diese bleibt weiterhin in Betrieb.

Darüber hinaus ist der Bestand der Anlage auch durch internationale Verträge geschützt. Im Vertrag von Almelo aus dem Jahr 1970 verpflichteten sich Deutschland, das Vereinigte Königreich und die Niederlande, bei der Urananreicherung zusammenzuarbeiten. In der Zwischenzeit haben sich auch Frankreich und die USA dem Abkommen angeschlossen.

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Der Vertrag sieht auch ausdrücklich eine Erweiterung der Kapazitäten im Bereich der Urananreicherung vor, sobald die Nachfrage nach Kernbrennstoffen in anderen Vertragsstaaten steigt. Ein Ausstieg wäre möglich, allerdings um den Preis komplizierter Verhandlungen und absehbar hoher Entschädigungszahlungen an die Partner.

Versuche von Grünen und Linken, den Atomausstieg auch auf die bestehenden Anlagen zur Brennstoffproduktion auszuweiten, sind bislang gescheitert. Mit einem solchen Schritt würde Deutschland potenziell auch Sitz und Stimme in internationalen Kernenergiegremien und den Zugang zu technologischem Know-how verlieren. Derzeit zählen Belgien, die Ukraine und die Vereinigten Arabischen Emirate zu den Hauptabnahmeländern der Produkte von Urenco.



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