Jung, Single, ohne Erbe: Warum der Vermögensaufbau in Deutschland stockt

In Kürze:
- Ältere Haushalte verfügen über ein deutlich höheres Medianvermögen als junge
- Wohneigentum ist der zentrale Vermögensfaktor – vor allem bei Paaren
- Singles unter 35 besitzen im Median nur 9.800 Euro
- IW fordert Steuer- und Abgabenentlastung für Arbeitseinkommen
Hauptsächlich Personen aus der Altersgruppe von 50 Jahren aufwärts haben in Deutschland ein nennenswertes Vermögen aufbauen oder erhalten können. Demgegenüber wird es für junge Menschen – vor allem solche, die auf kein Erbe zurückgreifen können – immer schwieriger, Vermögen aufzubauen. Paare haben es dabei leichter als Singles.
Dies lassen die Zahlen erkennen, die das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) jüngst präsentiert hat. Die Wirtschaftsforscher stützen sich auf eine Befragung von Haushalten im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Diese hatte zwischen Mai 2023 und Februar 2024 stattgefunden.
IW weist deutliche Unterschiede zwischen Bevölkerungssegmenten aus
Wie das IW mitteilt, sind es zumeist jene Personen, die kurz vor der Rente stehen, die das vergleichsweise höchste Vermögen aufweisen. Das Medianvermögen der Haushalte in Deutschland lag im Jahr 2023 bei etwa 241.100 Euro. Unter allen privaten Haushalten musste man mehr als 103.100 Euro aufweisen, um zur wohlhabenderen Hälfte zu gehören.
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Um zu den obersten 10 Prozent dieser Spitzengruppe zu gehören, reichte jedoch schon eine Summe an Vermögensbeständen im Wert von 1,06 Millionen Euro aus. Das ist in wohlhabenderen Gegenden des Landes wie dem Umland von München oder Stuttgart ein üblicher Preis für nicht außergewöhnlich mondäne Einfamilienhäuser.
In der Bevölkerungsgruppe bis 35 Jahre reichte ein Haushaltsnettovermögen von mehr als 17.300 Euro aus, um zur reicheren Hälfte des Landes zu gehören. Mit dem Wegfall des Arbeitseinkommens schrumpft das Vermögen der Bürger im Allgemeinen wieder. In der Gruppe 75+ belief sich das Medianvermögen 2023 auf etwa 172.500 Euro.
Wohneigentum als Schlüssel zum Wohlstand
Zur Ermittlung des Nettovermögens zog die Bundesbank die Summe aller Vermögenswerte voran. Dazu zählten nicht nur das verfügbare Guthaben auf dem Konto, sondern auch Immobilien, Betriebsvermögen, Wertpapiere aller Klassen, Edelmetalle oder Kryptobestände.
Eine weitere Erkenntnis: Während jeder Zweite der 55- bis 64-Jährigen in selbstgenutztem Wohneigentum lebte, waren es bei den unter 35-Jährigen nur etwa 10 Prozent der Befragten. Vor allem Singles unter 35 Jahren verfügten im Median nur über ein zusammengespartes Vermögen von 9.800 Euro.
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Demgegenüber lag der Referenzwert bei zusammenlebenden Paaren dieser Altersgruppe immerhin bei etwa 42.300 Euro. In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen betrugen die Werte im Mittel 79.800 Euro bei Singles und 361.800 Euro bei Paaren. Einer der wesentlichsten Faktoren beim Vermögenszuwachs ist dabei das Immobilieneigentum.
Jüngere sparen eher in Form von Wertpapieren
In der Gruppe der über 50-Jährigen macht das selbst genutzte Wohneigentum knapp die Hälfte des Bruttovermögens aus. In der reichsten Gruppe von 55 bis 64 liegt die Quote bei 56 Prozent. Es zeigt sich auch ein deutlicher Unterschied zwischen Wohneigentümern und Mietern. Eigentümer verfügen über ein Medianvermögen von etwa 231.000 Euro, bei Mietern liegt es lediglich bei etwa 57.300 Euro.
Immerhin zeigt sich unter jüngeren Menschen in Deutschland eine ausgeprägtere Aktienkultur. Während der Anteil des Wertpapiervermögens in der Generation 65+ bei 35 bis 39 Prozent lag, waren es bei den unter 35-Jährigen 2023 fast 50 Prozent.
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Bei den Zahlen der Älteren ist zu berücksichtigen, dass es sich dabei um seit längerer Zeit besparte Fonds oder im Portfolio gehaltene Aktien handelt. Der Anteil der Wertpapierbesitzer in der Generation selbst ist noch deutlich geringer.
IW mahnt Politik zur Entlastung der Arbeitseinkommen
Die Zahlen illustrieren, dass die Vorstellung von reichem Deutschland immer weniger der tatsächlichen Realität entspricht. Der Aufbau von Ersparnissen nimmt immer mehr Zeit in Anspruch und wird durch immer stärkere laufende Belastungen schwieriger. Höhere Lebenshaltungskosten, höhere Sozialabgaben, stagnierende Löhne, teurere Kredite und höhere Immobilienpreise engen den Spielraum jüngerer Generationen ein.
Bei vielen der älteren Vermögenden, die über Immobilieneigentum verfügen, spielen zudem geerbte Immobilien eine Rolle. Das IW mahnt die Politik:
„Will die Politik den Bundesbürgern den Vermögensaufbau erleichtern, sollte sie die Arbeitseinkommen entlasten.“
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