Kurswechsel in der Autoindustrie: Verbrenner erleben ein Comeback

Die großen deutschen Autobauer haben ihre Elektropläne zurückgeschraubt. Statt auf ein schnelles Ende des Verbrennungsmotors zu setzen, verfolgen sie wieder flexible Antriebsstrategien. Hintergrund sind die schwache Nachfrage nach E-Autos, politische Unsicherheiten beim EU-Verbrennerverbot und stabile Märkte für klassische Benziner und Diesel.
Autoproduktion in Wolfsburg: Wegen hoher Nachfrage nach den hier gebauten Verbrenner setzt VW nun Sonderschichten an. (Archivfoto)
Autoproduktion in Wolfsburg: Wegen hoher Nachfrage nach den hier gebauten Verbrenner setzt VW nun Sonderschichten an. (Archivfoto)Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Von 29. August 2025

In Kürze

  • Große Autobauer kehren von reinen Elektrostrategien ab
  • „Multi-Energy“-Ansatz: Verbrenner, Hybrid und Elektro parallel
  • Opel, BMW, Mercedes, VW, Audi und Porsche ändern ihre Pläne
  • Luxus-Segmente (Lamborghini, Bentley) sichern hohe Gewinne

 

Nach Jahren einer scheinbar unaufhaltsamen – und durch politischen Druck flankierten – Bewegung hin zum Elektroauto haben gleich mehrere große deutsche Autobauer ihre Strategie modifiziert. Die Hersteller haben sich immer stärker zur Technologieoffenheit bekannt. Sie bauen weiterhin E-Autos, produzieren gleichzeitig auch neue Verbrennermodelle und passen ihre Planungen an.

Absatz von Elektroautos steigt – aber weit unter dem ausgegebenen Ziel

Im Kern setzen auch immer mehr große deutsche Anbieter auf flexible „Multi-Energy“-Strategien. Darunter versteht man ein paralleles Angebot von Elektromodellen, Hybriden und Verbrennern. Zwar hat sich der Verkauf von E-Autos nach der Durststrecke des Vorjahres wieder erholt. Im ersten Halbjahr 2025 haben BMW, Mercedes-Benz und VW zusammen 773.340 rein batterieelektrische Pkws verkauft.

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Das bedeutete auf dem deutschen Markt ein Plus von 26,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, ist auch weltweit der Absatz rein elektrischer Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2025 auf rund 9,1 Millionen geklettert. Dies sei ein Plus von 28 Prozent.

Allerdings beträgt der Anteil der zugelassenen Neuwagen mit Verbrennungsmotor in Deutschland nach wie vor 80 Prozent. Bis 2030 sollten den Vorstellungen der Politik zufolge mehr als 80 Prozent der Neuzulassungen Elektromodelle sein. Dieser Anteil erscheint mittlerweile als immer unrealistischer.

Opel: Pragmatismus statt Vorreiterrolle

Gleichzeitig wächst der politische Druck auf die EU, von ihrem geplanten Verbrennerverbot bis 2035 abzurücken. Im äußersten Fall könnten die deutschen Hersteller ihre Verbrennermodelle außerdem auch in die USA oder andere Länder exportieren, die keine Verbotsbestimmungen dagegen kennen. Trotz der politischen Unsicherheit hinsichtlich der EU bleibt das Risiko der gewandelten Strategien kontrollierbar.

Die Stellantis-Tochter Opel wollte ursprünglich ab 2028 zur ausschließlichen Elektromarke werden. Schon jetzt gibt es ganze Produktreihen, die vollständig E-Modellen vorbehalten sind. Allerdings hat sich die Nachfrage nach E-Autos nicht in der Weise entwickelt, wie Opel es sich vorgestellt hatte.

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Man habe zwar „ganz klar die Ziele im Bereich der Dekarbonisierung unseres Unternehmens und unseres Fahrzeugangebots im Blick“, erklärte eine Sprecherin gegenüber „Auto Bild“. Allerdings müsse, „wenn die Nachfrageseite anderes verlangt“, die Verbrenner-Technologie bei Opel „nicht auf 2028 begrenzt sein“. Modelle wie Astra oder Corsa und die SUV-Serien werden offenbar auch weiterhin mit Benzinantrieb angeboten.

BMW-Chef war Skeptiker der ersten Stunde und will den Markt entscheiden lassen

BMW-Chef Oliver Zipse hatte schon frühzeitig das Vorgehen der EU in der Frage der Verbrenner kritisiert. Er machte deutlich, weiterhin auch Verbrenner- und Hybridmodelle zu produzieren, solange der Markt dies wünsche.

Entsprechend verfolgt auch BMW eine Multiplattform-Strategie. Neue Verbrennermodelle werden entwickelt, wobei diese von vornherein schwerpunktmäßig auf den Export in die USA, nach Asien oder in den Nahen Osten ausgerichtet sind.

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Anfang des Jahres hatte auch Mercedes-Benz seine Kursänderung bestätigt. Dort sollte es nach dem ursprünglichen Plan bis 2030 nur noch Elektroautos geben. Nun wird auch der Stuttgarter Konzern eine parallele Entwicklung von Verbrennern, Hybriden und Elektro forcieren.

Elektroautos im Luxus-Segment als Ladenhüter – VW reagiert

VW und Audi wollen einem „Spiegel“-Bericht zufolge ebenfalls auf die hinter den ursprünglichen Annahmen zurückbleibende Nachfrage im Bereich der E-Autos reagieren. Dabei setzt VW bis auf Weiteres vermehrt auf klassische Verbrennermodelle im Luxus-Segment. So will man etwa Milliarden in die technologische Aufrüstung des Bentley Bentayga oder des neuen Lamborghini Temerario investieren.

Diese häufig in einer höheren sechsstelligen Preisklasse angesiedelten Modelle sollen in den nächsten Jahren zum Gewinnbringer (Cashcow) werden. Die technologische Aufrüstung soll die Konkurrenzfähigkeit sichern, auf die man bei der Elektromobilität nicht mehr in jedem Fall zählen kann.

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Was Porsche anbelangt, geht CEO Oliver Blume ebenfalls davon aus, dass der Verbrennungsmotor noch bis weit in die 2030er-Jahre eine bedeutende Rolle auf dem Markt spielen wird. Entsprechend soll im Konzern wieder ein stärkerer Fokus auf Verbrennern und Plug-in-Hybriden liegen. Gleichzeitig verkündete Porsche jüngst, die geplante eigene Batteriezellen-Produktion (Cellforce) aus Kostengründen aufzugeben.



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