Lidl und Kaufland bauen eigenes KI-Rechenzentrum im Spreewald

Die Schwarz Gruppe, der Konzern hinter Lidl und Kaufland, baut im Spreewald auf rund 13 Hektar Fläche ein Rechenzentrum für 11 Milliarden Euro. Das Unternehmen möchte, „dass Daten dort gespeichert sind, wo Gesetze und Werte identisch sind mit ihren Unternehmenswerten“.
Das «Datacenter Lübbenau» soll im Regelbetrieb mit Grünstrom betrieben werden.
Das „Datacenter Lübbenau“ soll im Regelbetrieb mit Grünstrom betrieben werden.Foto: Frank Hammerschmidt/dpa
Epoch Times17. November 2025

Die Schwarz-Gruppe, Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland, investiert elf Milliarden Euro in ein neues Rechenzentrum in Lübbenau im Spreewald.

Es handele sich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte, sagte Christian Müller beim Spatenstich auf der Baustelle in Lübbenau.

Die beiden Chefs der Digitalsparte der Gruppe, Rolf Schumann und Christian Müller, sagten zudem der „BILD“, das Rechenzentrum diene „in erster Linie“ dem eigenen Bedarf. Die Schwarz Gruppe wolle selbst entscheiden, was mit ihren Daten passiere.

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) nahm am feierlichen Spatenstich für das Projekt teil. „Deutschland braucht Rechenpower, wenn wir in der ersten Liga bei Künstlicher Intelligenz mitspielen wollen“, erklärte er.

Die Schwarz-Gruppe investiert Milliarden in Rechenzentren. (Archivbild)

Die Schwarz-Gruppe investiert Milliarden in Rechenzentren. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Ende 2027 soll das Rechenzentrum fertig sein

Der erste Bauabschnitt des Schwarz Digits Datacenter soll bis Ende 2027 fertiggestellt werden. Das Rechenzentrum wird nach Angaben des Unternehmens im Regelbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Die Anlage wurde mit einer Anschlussleistung von zunächst rund 200 Megawatt geplant und ist in zwei Bauabschnitten modular erweiterbar.

Bis zu 100.000 KI-Spezialchips (GPUs) können somit künftig im Rechenzentrum in Lübbenau installiert werden. Zum Vergleich: Das neue Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom und Nvidia derzeit in München bauen, soll mit 10.000 GPUs laufen.

Die im Rechenzentrum entstehende Abwärme kann demnach 75.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen.

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Müller sagte der Zeitung, Daten seien „das Öl des 21. Jahrhunderts, der neue Code, in dem alles Wissen steckt“. Das Unternehmen möchte, „dass Daten dort gespeichert sind, wo Gesetze und Werte identisch sind mit ihren Unternehmenswerten“.

Wofür braucht die Schwarz-Gruppe ein Rechenzentrum?

Kaufland und Lidl bauten in den vergangenen Jahren ihr Filialnetz stetig aus. Insgesamt betreiben sie rund 14.200 Geschäfte in 32 Ländern. Die Gruppe beschäftigt inzwischen rund 595.000 Mitarbeiter.

Im neuen Rechenzentrum in Lübbenau werden nicht nur eigene Daten erarbeitet – also Daten aus Liefer- und Bestellprozessen, Bezahlvorgängen und Kundenbindungsprogrammen. Speicher und Rechenleistung sollen auch externen Kunden angeboten werden.

Für den Standort Lübbenau spricht, dass es dort eine exzellente Stromversorgung gibt. Die Schwarz-Gruppe kann dabei die Infrastruktur nutzen, die einst für ein Braunkohlekraftwerk gebaut wurde. Das Kraftwerk wurde im Sommer 1996 stillgelegt. Die Anbindung an das Stromverteilungs- und Übertragungsnetz ist aber noch vorhanden und funktioniert bestens.

Das Rechenzentrum entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau.

Das Rechenzentrum entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau. Foto: Frank Hammerschmidt/dpa

Wissen und Daten nicht aus der Hand geben

„Jeder will zu Recht wissen, wer auf seine Daten zugreift und was mit den Daten passiert“, führte Müller aus. Mit Daten würden KI-Modelle trainiert, „und somit fließt Wissen ab und Schutz fällt weg“.

Die Schwarz Gruppe wolle ihren Kunden versprechen, dass mit ihren Einkaufsdaten nur das passiert, was zuvor vereinbart wurde, wie beispielsweise personalisierte Angebote. „Da kommt dann eben nicht irgendwann Werbung von anderen.“

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Schumann sagte der Zeitung, Wissen und Bildung sei die größte Ressource, die Deutschland habe. „Wenn man diese Bildung nutzt, Wissen generiert, Geschäftsideen hat – dann sollte man dies nie aus der Hand geben.“

Gerade in der aktuellen geopolitischen Lage heiße das große Thema Überlebensfähigkeit. „Einfach gesprochen: Wenn ich 100 Prozent abhängig bin und jemand schaltet etwas ab – dann ist es nicht mehr da, dann sind die Daten weg.“ Für diesen Fall der Fälle gelte es vorbereitet zu sein.

Müller lobte den in Deutschland geltenden Datenschutz. „Die Regulierungen helfen, unsere Grundwerte zu schützen.“ Sie könnten „ein Exportschlager“ werden.

Ähnlich wie Amazon

Die Schwarz-Gruppe verfolgt mit den Rechenzentren und der eigenen Cloud, die sie seit 2017 aufbaut, eine ähnliche Strategie wie der Online-Händler Amazon. Mitte der 2000er-Jahre begann Amazon damit, eigene IT-Infrastruktur auch extern als Service anzubieten.

Heute sind die Amazon Web Services weltweit führend im Bereich Cloud-Infrastruktur – noch vor Microsoft Azure und Google Cloud.

Deutschland und Frankreich veranstalten morgen ein gemeinsames Gipfeltreffen zum Thema „digitale Souveränität“. Berlin und Paris richten sich explizit gegen die Dominanz insbesondere von US-Konzernen im Digitalbereich. Die Schwarz-Gruppe will ihr Projekt bei dieser Gelegenheit noch einmal vorstellen. (afp/dpa/ks)



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