Mercedes-Benz meldet Gewinneinbruch von 50 Prozent – auch Zuliefererkrise verschärft sich
In Kürze:
- Gewinn bei Mercedes-Benz sinkt im Neunmonatsvergleich um 50 Prozent
- Rückgang der EBIT-Marge durch schwachen Absatz in China und den USA
- Autozulieferer in der Krise: 51.500 Jobs in der Branche binnen einem Jahr abgebaut
- Experten warnen vor einer strukturellen Markbereinigung
Die krisenhafte Entwicklung in der deutschen Automobilbranche geht weiter. Der traditionsreiche Automobilkonzern Mercedes-Benz hat am Mittwoch, 29. Oktober, seinen Zwischenbericht zum Ende des 3. Quartals 2025 veröffentlicht. In den Monaten von Juli bis September sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) demnach gegenüber dem Vorjahresquartal um etwa ein Fünftel auf knapp 2,1 Milliarden Euro.
Noch trüber ist die Neunmonatsbilanz: Im bisherigen Verlauf des Jahres ist der Gewinn von Mercedes-Benz um 50,3 Prozent zurückgegangen. Hatte dieser Ende Oktober 2024 noch etwa 7,8 Milliarden Euro betragen, waren es in diesem Jahr nur noch 3,87 Milliarden.
Källenius: Entwicklung von Mercedes-Benz entspricht Erwartungen
Vorstandschef und CEO Ola Källenius gibt sich in einer ersten Reaktion wenig überrascht. Die Quartalsergebnisse stünden im Einklang mit der Prognose für das Gesamtjahr. In das rückläufige Ergebnis seien unter anderem Zölle, geringe Absatzzahlen und Aufwendungen für Effizienzmaßnahmen eingepreist.
In China und in den USA hatte Mercedes-Benz zuletzt Absatzeinbußen zu verzeichnen – über beide Märkte in einer Größenordnung von etwa 12 Prozent.
Die EBIT-Margen hielten sich zudem im Rahmen der Erwartungen, so Källenius. Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts sei robust. Er liege bei 1,4 Milliarden Euro für das Quartal (2024: 2,4 Milliarden) und 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,3 Milliarden) für das Dreivierteljahr. Die Nettoliquidität sei mit 32,3 Milliarden Euro zum Quartalsende sogar größer gewesen als im Vergleichszeitraum 2024 mit 28,2 Milliarden.
Der Konzern werde zudem damit beginnen, den Anfang des Jahres beschlossenen Aktienrückkauf zu starten. Die Hauptversammlung hatte den Schritt autorisiert. Über eine Laufzeit von bis zu zwölf Monaten plant der Konzern, Aktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Euro zurückzukaufen.
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Wie Mercedes-Benz der Krise gegensteuern will
Källenius setzt zudem Hoffnungen auf neue Entwicklungen wie den neuen CLA und den vollelektrischen GLC. Diese seien Ausdruck der „größten Produkt- und Technologieoffensive unserer Geschichte“, so der CEO. Man werde weiterhin über alle Segmente und Antriebsarten hinweg Modelle auf den Markt bringen. Die Optimierung des Kundenerlebnisses und die Steigerung der „Effizienz im ganzen Unternehmen“ seien weitere Schwerpunkte.
Im Februar hatte der Konzern ein Sparprogramm beschlossen. Bis 2027 sollen die Produktionskosten um 10 Prozent sinken. Zudem plant Mercedes-Benz, bei den Materialkosten, aber auch beim Personal einzusparen. Mit dem Gesamtbetriebsrat hatte die Konzernspitze ein Paket für Beschäftigte in indirekten Bereichen vereinbart, das auch ein Abfindungsprogramm umfasst.
Insgesamt soll das Sparprogramm im Vergleich zu früheren internen Planungen Einsparungen im Umfang von rund 5 Milliarden Euro bewirken. Der Personalabbau in Deutschland solle dazu etwa 876 Millionen Euro beisteuern, auch im Ausland wolle man einen Sparkurs fahren. Der Konzern machte jedoch kaum Angaben darüber, wie viele Menschen in Deutschland das Unternehmen tatsächlich verlassen werden.
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Pleitewelle bei Zulieferern setzt sich fort
Doch die Probleme gehen weit über Mercedes-Benz hinaus. Die gesamte Branche steht weiterhin stark unter Druck. Die Krise der Automobilbranche färbt unvermindert auf die der Zulieferer ab.
Deren Lage verschärft sich von Monat zu Monat. Einer Analyse der Unternehmensberatung EY vom August zufolge hat die Autoindustrie insgesamt rund 51.500 Arbeitsplätze innerhalb eines Jahres eingebüßt, fast 7 Prozent aller Beschäftigten. Keine andere Industriebranche in Deutschland verzeichnete einen ähnlich starken Rückgang.
Bosch kündigte einen Stellenabbau im Umfang von 22.000 Jobs an, ZF plant, 14.000 Stellen zu streichen. Zuletzt meldete der Spezialist für Klimatechnik Webasto den Abbau von weiteren 300 Arbeitsplätzen. Wie die „Wirtschaftswoche“ schreibt, betrifft dieser vorwiegend höhere Verwaltungspositionen.
In der Zuliefererbranche ist nach Angaben der Beratung FalkenSteg die Zahl der Pleiten von 2023 auf 2024 um mehr als 70 Prozent gestiegen. Auch das laufende Jahr bietet keinen Anlass zur Entwarnung: In den ersten neun Monaten meldeten 41 Unternehmen in der Branche Insolvenz an. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein weiteres Plus von 20 Prozent. Ein Abreißen der Entwicklung scheint nicht in Sicht. Laut der Unternehmensberatung aus Berlin erfahre die Branche eine Marktbereinigung, wie sie in dieser Form seit Jahrzehnten nicht mehr zu beobachten war.
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Politische Interventionen führen zu Verunsicherung
Die Politik hatte in den vergangenen Jahren in erheblichem Maße zur Verunsicherung beigetragen. Fahrer von Dieselfahrzeugen konnten sich lange Zeit auf günstigere Treibstoffpreise aufgrund des Dieselprivilegs verlassen, das sich in niedrigeren Steuern an der Zapfsäule manifestierte. Nun müssen sie jedoch damit rechnen, dass die politisch gewollte Verteuerung fossiler Brennstoffe über die CO₂-Bepreisung diesen Vorteil zunichtemacht.
Über CO₂-Preise und immer strengere Emissionsvorgaben wollte die Politik einen schnelleren Wandel zur Elektromobilität erzwingen, als der Markt zuließ. Mittlerweile steht das sogenannte Verbrennerverbot ab 2035 in der EU wieder infrage. Im nächsten Jahr soll es eine Neubewertung auf der Grundlage von Gesamtemissionen über den Lebenszyklus jedes Fahrzeugtyps geben – was eine Aufhebung des Verbots möglich machen könnte.
Gleichzeitig sperren sich Regierungen wie jene in Frankreich oder Spanien gegen eine Aufweichung der geltenden EU-Grenzwerte. Und auch in der Koalition in Berlin erfährt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in seinen Bemühungen um Technologieoffenheit keine Rückendeckung vom Koalitionspartner.
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Die Folge ist, dass die Unsicherheiten bei den Bürgern bleiben: Wie lange wird es welche Kaufprämien für E-Autos geben? Wie werden sich die Stromkosten entwickeln? Welche Maßnahmen wird es geben, um Bürger vor explodierenden Energiepreisen infolge der CO₂-Bepreisung zu schützen? Und wird das Modell, für das sich ein Käufer heute entscheidet, in ein paar Jahren noch politisch gewollt und steuerlich tragbar sein? Diese offenen Fragen treffen auf eine Branche, die mit hohen Investitionen, schwindenden Margen, zunehmender Konkurrenz und höheren Zöllen kämpft.
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