Pause im Zollkrieg: Wird Peking Verzögerungstaktiken anwenden?

Die USA und China haben sich auf einen vorübergehenden Handelsfrieden geeinigt, indem sie den Zollkrieg pausiert haben. Unterdessen warnen Experten, dass Peking versuchen wird, die nächsten drei Monate zu nutzen, um sich gegenüber Washington, D.C. einen Vorteil zu verschaffen.
Nach den Gesprächen vom 10. bis 11. Mai in der Schweiz erklärten sich die USA bereit, die meisten zusätzlichen Zölle auf chinesische Waren von 145 Prozent auf 30 Prozent zu senken, während China seine Vergeltungszölle auf US-Waren von 125 Prozent auf 10 Prozent reduzierte. Die Senkungen gelten für 90 Tage, während beide Seiten die Verhandlungen über ein umfassenderes Abkommen fortsetzen.
Der Verhandlungsmarathon läuft
William Lee, Chefökonom am Milken Institute, sah das Ergebnis als unentschieden zwischen den beiden Ländern. „Es ist ein Sieg für beide Seiten. Niemand hat die Oberhand gewonnen“, sagte er kürzlich gegenüber The Epoch Times. China könne sich keinen zu langen Rückgang des Handels leisten, da dieser einen beträchtlichen Teil des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausmache. Auch innenpolitisch sei es ein Sieg für die USA, da „einige Märkte wieder deutlich angezogen haben“.

Der Zollkrieg betrifft direkt den Warenhandel der betroffenen Staaten. Foto: Tryaging/iStock
Laut Christopher Balding, Senior Fellow bei der britischen Denkfabrik Henry Jackson Society und Mitarbeiter der US-amerikanischen Epoch Times, ist dies der Beginn eines Marathons zwischen den beiden größten Volkswirtschaften.
„Dies ist kein auch nur im Entferntesten revolutionäres Abkommen“, sagte Balding kürzlich in einem Interview mit The Epoch Times. „Das Einzige, worauf sie sich wirklich geeinigt haben, ist die Einrichtung einer Gruppe, die über die Fortsetzung der Verhandlungen beraten soll.“
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Verzögerungstaktik von China
Mit Blick auf die Zukunft sagten einige Experten, dass die US-Regierung strategische Wege finden müsse, um die Handelsgespräche mit der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zu steuern und dabei Fallstricke zu vermeiden.
Alexander Liao, ein China-Experte mit jahrzehntelanger journalistischer Erfahrung in Hongkong, London und Washington, glaubt, dass das Regime versuchen wird, die Handelsgespräche zu verlängern. Möglicherweise werde Peking bis ins kommende Jahr zu verhandeln versuchen.
„Aus Sicht der Partei sind die begrenzte Amtszeit von [US-Präsident Donald] Trump und die knappe Mehrheit der Republikaner im Kongress eine erhebliche Schwäche“, sagte Liao der Epoch Times. Wenn es China gelingt, die Verhandlungen bis Januar oder Februar hinauszuzögern und die Handelsspannungen wieder anzufachen, könne dies laut Liao Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die Zwischenwahlen 2026 haben.
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„Die Kunst des Krieges“
Für China geht es darum, sich nicht auf einen Kampf nach den Bedingungen des Feindes einzulassen. „In der ‚Kunst des Krieges‘ riet der berühmte chinesische Militärstratege Sun Tzu, keinen Krieg nach den Bedingungen des Feindes zu führen“, sagte Liao. „Der Zeitpunkt eines Krieges, der Ort des Krieges und die Art des Krieges sind allesamt entscheidende Faktoren, um die Initiative zu ergreifen.“
Wenn bei den bevorstehenden Verhandlungen nichts passiert, könnte die Regierung zu aggressiven Maßnahmen zurückkehren, so Liao. „Die Vereinigten Staaten sollten in einem Handelskrieg alles geben, um China wieder auf den Zeitplan der Vereinigten Staaten zurückzudrängen.“
Yeh Yao-Yuan, Professor für Internationale Studien an der University of St. Thomas in Houston, glaubt, dass US-Beamte nicht auf eine Verzögerungstaktik der KPCh hereinfallen würden. „Wenn Peking Washington bis Juli kein bedeutendes Angebot unterbreitet, könnte Trump die Zölle wieder einführen“, sagte Yeh gegenüber The Epoch Times.
Der Präsident könnte jedoch auch andere Strafmaßnahmen ergreifen, wie die Aufnahme chinesischer Unternehmen in eine schwarze Liste. Ebenso wären die Beschränkung von US-Investitionen in bestimmte Branchen und Unternehmen mit Sitz in China denkbar.
Yeh sagte, eine mögliche Strategie der KPCh, ein Abkommen zu verschieben, könnte Trumps Position im eigenen Land stärken. „Ein Unterschied zur ersten Amtszeit von Trump ist die öffentliche Meinung in den USA gegenüber China“, so Yeh. „Wenn die KPCh die Verhandlungen bis zur Zwischenwahl hinauszögert, könnte dies Trump helfen, da die amerikanische Öffentlichkeit derzeit eine härtere Gangart gegenüber China fordert.“
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Der Wettbewerb zwischen den USA und China geht weiter
Experten hatten zuvor gegenüber The Epoch Times erklärt, dass der Machtkampf zwischen den USA und China trotz einer möglichen Zollpause nicht nachlassen werde. Und genau das scheint nun zu geschehen.
Während der Zollpause hat Peking weitere Schritte unternommen, um seine Position zu festigen. So empfing der chinesische Staatschef Xi Jinping am 13. Mai Staatschefs aus Lateinamerika und der Karibik in Peking. Durch das Treffen trat Kolumbien offiziell der Belt-and-Road-Initiative (BRI, auch bekannt als One Belt, One Road) bei. Es ist das elfte südamerikanische Land bei dieser Initiative. Das globale Infrastrukturinvestitionsprogramm BRI ist ein wichtiges Instrument des kommunistischen Regimes, um den Einfluss des Westens herauszufordern.
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„China nutzt jetzt seinen Einfluss im Globalen Süden. Der Machtkampf zwischen den USA und China geht über den Handel hinaus“, sagte Mike Sun der Epoch Times. Sun ist ein in den USA ansässiger Geschäftsmann mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Beratung ausländischer Investoren und Händler, die in China Geschäfte machen. Er verwendet ein Pseudonym, um sich vor Repressalien des Regimes zu schützen.
Laut Balding hat der Zollstreit die grundlegenden Ursachen für die Spannungen zwischen den USA und China nicht verändert. Das Ergebnis nach Ablauf der 90 Tage könne „in jede Richtung gehen“, sagte er, doch jeder Ansatz, um sich gegenüber dem chinesischen Regime einen Vorteil zu verschaffen, erfordere eine sorgfältige Umsetzung.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Amid US–China Tariff Truce, Experts Warn CCP Will Deploy Delay Tactics“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung mf)
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