Porsche-CEO Blume: Verbrenner wird „bis weit in die 30er hinein eine Rolle spielen“

Porsche erlebt eine der tiefsten Krisen seiner jüngeren Geschichte: Ein Gewinneinbruch von 91 Prozent im ersten Halbjahr 2025 zwingt CEO Oliver Blume zu einem Kurswechsel. Während der Druck auf dem Weltmarkt steigt und E-Mobilität nicht wie erhofft zieht, setzt Blume auf Flexibilität – und eine Renaissance des Verbrenners.
Porsche-Chef Blume zur Situation: «Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht». (Archivbild)
Porsche-Chef Blume zur Situation: „Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht.“ (Archivbild)Foto: Johannes Neudecker/dpa
Von 31. Juli 2025

In Kürze:

  • CEO Oliver Blume kündigt Rückbesinnung auf Verbrenner und neue Modellstrategie an.
  • Nachfrage nach E-Modellen schwächer als erwartet – Batteriezulieferer Northvolt insolvent
  • Stellenabbau und Sparprogramme bis 2029 – Hoffnung auf wirtschaftliche Wende ab 2026

VW- und Porsche-CEO Oliver Blume hat sich am Mittwoch, 30. Juli, in einer Telefonkonferenz zu den zuletzt beunruhigenden Quartalszahlen des Sportwagenherstellers geäußert. Das operative Geschäft im ersten Halbjahr 2025 war um nicht weniger als 91 Prozent abgesackt. Auch der Umsatz sank im zweistelligen Bereich. Nun probt Blume die Flucht nach vorn – und möchte dabei auch weiterhin auf den Verbrenner setzen.

Porsche hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen

Es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum gerade das auf ein zahlungskräftiges Publikum ausgerichtete Unternehmen zuletzt ins Hintertreffen geriet. In China machen sich eine lahmende Wirtschaft und eine zunehmende lokale Konkurrenz bemerkbar. Diese gewinnt auch im Luxussegment an Terrain. Gleichzeitig drückt die Wirtschaftskrise auf den Absatz in Europa.

Der Zollkonflikt mit den USA ist ein weiterer Faktor, der die Zahlen von Porsche belastet. Zwar konnte der Konzern es vermeiden, die Zollbelastung von zuvor 27,5 und künftig 15 Prozent vollständig an die Verbraucher weiterzureichen. Der Endkundenpreis ist Blume zufolge lediglich um 2,3 bis 3,6 Prozent gestiegen. Für Porsche selbst hätten die Kosten der Zölle bis zu 400 Millionen Euro betragen.

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Als einer der Gründe für die zuletzt miserablen Ergebnisse gilt jedoch auch, dass sich die vorrangige Ausrichtung auf E-Mobilität bislang nicht als Erfolgsmodell erwiesen hat. Die Umstrukturierung erfordert umfangreiche Investitionen – und Kosten für Bereiche wie die Batterieforschung und die Entwicklung neuer Modelle. Doch die Nachfrage nach den neuen E-Modellen bleibt hinter den Planungen zurück.

Selbstkritik mit Blick auf Entscheidungen der 2010er-Jahre

Wie der „Business Insider“ berichtet, will Blume das Angebot deshalb wieder stärker der Nachfrage anpassen. Zwar werde Porsche weiter auf Elektromobilität setzen, dabei wolle man aber nicht schneller voranschreiten als der Markt selbst. Blume rechnet damit, dass Verbrenner oder Hybridmodelle „bis weit in die 30er-Jahre hinein“ eine bedeutende Rolle spielen.

Dabei sei es nicht einmal entscheidend, ob die EU das für 2035 geplante Verbrennerverbot bei Neuwagen im nächsten Jahr neu bewerte oder nicht. Vor allem in China und den USA bleibe die Nachfrage hoch. Der Konzernchef übte mit Blick auf die grundlegenden Strategieentscheidungen der Zeit vor 2020 auch Selbstkritik.

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Mit dem Wissen von heute hätte man sich „vielleicht noch flexibler aufgestellt zwischen Verbrennern, Hybrid und reinen Elektroantrieben“, fügte Blume hinzu. Zwar seien insgesamt 36,1 Prozent der im ersten Halbjahr ausgelieferten Fahrzeuge E-Modelle gewesen – und in Europa sogar 57 Prozent –, darunter seien jedoch mehr als ein Zehntel Plug-in-Hybride gewesen.

Der Umsatz insgesamt sei jedoch deutlich geringer geworden, aktuell sei „der Kuchen halt deutlich kleiner“. Dazu kämen Ausgleichszahlungen an Zulieferer, die auf größere Zahlen an gebauten Autos gesetzt und entsprechend investiert hätten.

Porsche stellt sich auf generell geringeres Absatzniveau ein

Auch die Pleite von Energiepartner Northvolt habe Porsche geschadet. Dieser sollte die Zellen für das E-Modell des 718 liefern. Dass er wegfiel, habe im ersten Halbjahr Kosten in Höhe von einer halben Milliarde Euro für den Aufbau einer eigenen Batterieproduktion verursacht.

Blume wünscht, den SUV Cheyenne perspektivisch in allen Varianten anzubieten. Dies soll generell zum Merkmal der Porsche-Strategie für die 2030er werden. Jene Modelle, die es bislang nur als Verbrenner und Turbohybrid gibt, sollen auch vollelektrisch erscheinen. Nur der Klassiker 911 soll Verbrenner bleiben. Dafür setzt der Konzern auf E-Fuels.

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Blume spricht von „Investitionen, die erst einmal Kraft kosten“, aber erforderlich seien, um Porsche flexibler aufzustellen. Der Konzern werde auch an seinen Sparprogrammen festhalten, betonte der CEO. Der Rückgang des Absatzniveaus – in China von bis zu 100.000 auf nur noch 40.000 jährlich – werde sich nicht umkehren. Ein gegenüber früheren Zeiten geringeres Niveau werde bleiben.

„Kein Unwetter, das vorüberzieht“

Porsche müsse seine Erträge durch qualitative Verbesserungen bei den Autos verbessern. Gleichzeitig bringe die Marktentwicklung auch die Notwendigkeit eines Rückbaus von Kapazitäten mit sich. Derzeit ist ein Abbau von bis zu 1.900 Stellen bis 2029 beschlossen, was vor allem Stuttgart treffen wird. Es wird jedoch ein weiteres größeres Sparprogramm erwartet.

Dennoch geht der VW-Chef, der bis zum Greifen des Restrukturierungsprogramms auch Porsche-Chef bleiben will, von besseren Zeiten aus. Zwar erlebe man derzeit „kein Unwetter, das vorüberzieht“, und die Welt verändere sich massiv und anders als noch vor Jahren erwartet, er gehe jedoch davon aus, dass „wir ab 2026 wieder positives wirtschaftliches Momentum sehen werden“.



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