Porsche fliegt aus dem DAX – und will schnell wieder zurück
Neuer Rückschlag für Porsche nach zuletzt deutlichen Gewinneinbrüchen: Der Sportwagenbauer steigt aus dem deutschen Aktien-Leitindex DAX in den Index für mittelgroße Unternehmen (MDAX) ab. Das teilte die Deutsche Börse mit.
Ebenfalls gehen muss der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, wie die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx in Zug mitteilte. Aufsteigen in den DAX werden anstelle von Porsche und Sartorius der Immobilienplattform-Betreiber Scout24 und der Anlagenbauer Gea. Auch Sartorius ist künftig im MDAX vertreten. In Kraft treten die Änderungen am 22. September.
Zuversicht beim Börsengang
Die Porsche AG war Ende September 2022 an die Börse gegangen und feierte als vielversprechender Neuling einen der größten Börsengänge der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Nur wenige Monate später stieg das damals noch hochprofitable Unternehmen in den DAX auf. Die Aktien waren beim Börsengang mit einem Ausgabepreis von 82,50 Euro gestartet und in den Monaten danach auf fast 120 Euro gestiegen.
Knapp drei Jahre später hat sich die Stimmung bei der VW-Tochter deutlich verschlechtert. Zuletzt lag der Aktienkurs nur noch bei etwa 45 Euro.
Porsche-Chef Oliver Blume machte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor allem technische Faktoren für den Abstieg in den MDAX der mittelgroßen Werte verantwortlich.
„Die Deutsche Börse berücksichtigt bei der Zusammensetzung des DAX nach ihrem Regelwerk nur den frei handelbaren Streubesitz – und dieser ist bei der Porsche AG mit gut zwölf Prozent vergleichsweise gering“, sagte er. Im DAX messe Porsche sich also mit Unternehmen, die zwar eine geringere Marktkapitalisierung hätten, dafür aber einen deutlich höheren Streubesitz.
Porsche will bald wieder zurück
„Wenn wir die Gesamtmarktkapitalisierung und die Strahlkraft der Marke Porsche betrachten, zählen wir weiterhin zu den großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland“, sagte Blume der „FAZ“ weiter. Porsche habe „die klare Ambition, baldmöglichst in den DAX zurückzukehren“.
Blume verteidigte seine Doppelrolle als Chef von Volkswagen und der Tochter Porsche. Diese Doppelrolle „bringt beiden Unternehmen viele Vorteile“, sagte er. „Sie war von Beginn an bewusst so gesetzt. Ich habe den Anspruch, beide Unternehmen zu einhundert Prozent zu führen – in kurzer Zeit haben wir viel erreicht.“
Gleichzeitig sei es „kein Geheimnis, dass diese Doppelrolle nicht auf Dauer ausgelegt ist“, betonte Blume. Seinen Abschied von der Porsche-Spitze hatte er bereits in der Vergangenheit angedeutet. Einen konkreten Zeitraum wollte er der „FAZ“ aber nicht nennen.
Der Abstieg von Porsche ist sinnbildlich für die Krise der deutschen Autoindustrie, die mit sinkenden Gewinnen kämpft. Das belastet die Aktienkurse der Unternehmen. So ist das Gewicht der Autobranche im DAX binnen zehn Jahren deutlich geschrumpft.
Anders als die Porsche AG bleibt die Porsche Automobil Holding SE im DAX. Die Beteiligungsgesellschaft ist mit 31,9 Prozent der größte Anteilseigner des Autobauers VW; sie ist mit etwa einem Achtel auch an der Porsche AG beteiligt.
Auch Sartorius steigt ab
Neben dem Autobauer muss auch Sartorius den DAX verlassen. Der Göttinger Pharma- und Laborzulieferer hatte in der Corona-Pandemie von einer starken Nachfrage nach seinen Produkten etwa für die Produktion von Impfstoffen profitiert. Danach litt das Unternehmen aber unter dem Abflauen des Booms, hohen Lagerbeständen bei Kunden und einer Marktschwäche in China. Binnen drei Jahren haben sich Sartorius-Aktien in etwa halbiert.
Erste Börsenliga bringt Prestige
Veränderungen im DAX sind nichts Ungewöhnliches. Die Deutsche Börse überprüft vierteljährlich die Zusammensetzung des deutschen Leitindex sowie weiterer Indizes, darunter der Mittelwerteindex MDAX. Für den Auf- und Abstieg von Unternehmen ist der Börsenwert der frei gehandelten Aktien entscheidend.
Zu welchem Index ein Unternehmen gehört, hat für dessen Geschäft keine konkreten Folgen. Jedoch bringt eine Notierung in der ersten deutschen Börsenliga Prestige und mehr Sichtbarkeit bei internationalen Investoren. Denn der DAX ist das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft.
Langfristige Folgen für den Aktienkurs haben Indexänderungen in der Regel nicht. Wichtig sind sie vor allem für Indexfonds (ETFs), die etwa den DAX direkt und eins zu eins abbilden. Sie müssen dann entsprechend umschichten und umgewichten, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.
Ein Abstieg aus dem DAX ist keine Einbahnstraße, wie das Beispiel der Commerzbank zeigt: Sie musste 2018 den DAX verlassen, 2023 gelang dann die Rückkehr in den Leitindex, der zwischenzeitlich von 30 auf 40 Werte erweitert worden war. Auch die Lufthansa, die im Sommer 2020 den DAX in den MDAX verlassen musste, galt immer wieder als Kandidat für einen Wiederaufstieg. (dpa/red)
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