Porsche meldet historischen Gewinneinbruch von 91 Prozent

Der Sportwagenhersteller Porsche hat im ersten Halbjahr 2025 ein deutlich schwächeres Ergebnis erzielt als im Vorjahr – vor allem im operativen Geschäft ohne Finanzdienstleistungen. Wie aus dem Halbjahresbericht des Volkswagen-Konzerns hervorgeht, sank das operative Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nur noch 154 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von knapp 91 Prozent.
Auch der Umsatz der Marke schrumpfte deutlich – um 12,9 Prozent auf rund 8,3 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2024 lagen die Erlöse noch bei 9,58 Milliarden Euro. Die genauen Gründe für den massiven Gewinneinbruch im zweiten Quartal wurden im Bericht nicht näher aufgeschlüsselt.
VW-Kernmarke zieht davon
Der drastische Rückgang bei Porsche steht im Kontrast zur positiven Entwicklung anderer Konzernmarken. So konnte die VW-Kernmarke von April bis Juni 2025 einen operativen Gewinn von 991 Millionen Euro erzielen – beinahe das Sechsfache ihres sehr schwachen Vorjahresergebnisses. Damit übertraf sie im Tagesgeschäft sowohl Porsche als auch Audi.
In den vergangenen Jahren hatte Porsche noch einen überproportionalen Beitrag zur finanziellen Stabilität des Volkswagen-Konzerns geleistet. Bei einem vergleichsweise kleinen Anteil am Gesamtabsatz der Gruppe trug die Marke traditionell einen erheblichen Teil zum operativen Gewinn bei. Umso bemerkenswerter ist nun die Schwäche der Zuffenhausener.
Absatzrückgang in China belastet zusätzlich
Bereits im Vorfeld hatte das Management um Porsche-Chef Oliver Blume ein Absatzminus vermeldet. Wie der Konzern mitteilte, wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 146.391 Fahrzeuge ausgeliefert – ein Rückgang von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (155.945 Einheiten). Besonders deutlich war der Rückgang in China, einem der wichtigsten Einzelmärkte für Porsche. Auch in der Region Asien-Pazifik ging das Verkaufsvolumen des Konzerns insgesamt zurück, wobei sich die Zahl der an Kunden ausgelieferten vollelektrischen Fahrzeuge um 25,1 Prozent verringerte. In China brach dieser Wert sogar um 34,5 Prozent ein.
Neben der Nachfrageschwäche auf internationalen Märkten belasten laut dem Konzernbericht auch strukturelle Faktoren das operative Geschäft. Dazu zählen etwa hohe Umbaukosten sowie erhöhte Einfuhrzölle in den USA. Seit April beziehungsweise Mai 2025 erhebt die US-Regierung zusätzliche Zölle in Höhe von jeweils 25 Prozent auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile. Diese Maßnahmen führten konzernweit zu erheblichen Mehrkosten und Rückstellungen. Allein die Belastung für das operative Ergebnis des Gesamtkonzerns durch die neuen US-Zölle belief sich im ersten Halbjahr auf rund 1,3 Milliarden Euro.
Elektrostrategie unter Druck
Auch der schleppende Wandel zur Elektromobilität stellt eine Herausforderung dar. Porsche gehört zu den Konzernmarken, die stark in die Entwicklung vollelektrischer Modelle investieren. Der Bericht nennt den neuen Porsche Macan eines der volumenstärksten BEV-Modelle im Konzern – zusammen mit anderen Fahrzeugen wie dem ID.4, dem Enyaq von Škoda und dem Audi Q6 e-tron. Doch trotz der zunehmenden Zahl an Elektromodellen ist der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Porsche-Auslieferungen nicht separat ausgewiesen.
Während Porsche unter der Kombination aus schwächerer Nachfrage, Umbaukosten, Zöllen und Transformation leidet, gelingt anderen Marken im Konzern die Stabilisierung. Der VW-Konzern betont in seinem Bericht die starke Entwicklung der Volumenmarken in Europa und Südamerika. Die VW-Kernmarke steigerte ihre Performance deutlich, was eine neue Gewichtsverlagerung im Konzerngefüge erkennen lässt.
Porsche bleibt trotz der aktuellen Schwäche eine wichtige Premiummarke innerhalb des Konzerns. Doch der Ergebnisrückgang und die rückläufigen Absatzzahlen markieren einen spürbaren Einschnitt – besonders, da die Marke in der Vergangenheit durch ihre hohe Marge über Jahre hinweg ein zentraler Stabilisator des Konzerngewinns war. Ob Porsche mittelfristig wieder an diese Ertragskraft anknüpfen kann, bleibt angesichts der aktuellen Zahlen offen.
Doch nicht nur Porsche als Premiummarke ist ein Sorgenkind. Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Halbjahr 2025 laut dem Bericht trotz gestiegener Auslieferungen und stabiler Umsätze einen deutlichen Ergebnisrückgang zu verzeichnen. Bei weltweit 4,41 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen (+ 1,3 Prozent), darunter 465.485 vollelektrische Modelle (+ 46,7 Prozent), blieb der Umsatz mit 158,4 Milliarden Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau.
Der operative Gewinn – also das Geld, das nach Abzug der laufenden Kosten vom Umsatz übrig bleibt – sank um fast ein Drittel auf 6,7 Milliarden Euro. Auch die Gewinnspanne pro verkauftes Auto schrumpft mit 4,2 Prozent spürbar. Im Vorjahreszeitraum lag die sogenannte operative Marge noch bei 6,3 Prozent.
Hauptgründe dafür waren nach Konzernangaben neue US-Zölle auf Autoimporte, Rückstellungen wegen möglicher Strafzahlungen für zu hohe CO₂-Emissionen sowie Verluste durch ungünstige Wechselkurse. Zudem gab Volkswagen im ersten Halbjahr mehr Geld aus, als hereinkam – das zeigt ein negativer Kassenstand von 1,4 Milliarden Euro im reinen Autogeschäft.
Gemischtes Bild unter deutschen Premiumherstellern
Vergleicht man die Entwicklung von BMW und Mercedes im ersten Halbjahr 2025, zeigt sich ein gemischtes Bild unter den deutschen Premiumherstellern:
Die BMW Group lieferte nach eigenen Angaben weltweit 1.207.388 Fahrzeuge aus – ein Rückgang von lediglich 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei entfielen 1.070.814 Einheiten auf die Kernmarke BMW (–2,3 Prozent). Wachstumsträger waren insbesondere MINI mit +17,3 Prozent (133.778 Fahrzeuge) sowie die BMW M GmbH, die mit 105.939 verkauften Fahrzeugen (+6,5 Prozent) das beste Halbjahr ihrer Geschichte verbuchte. Auch der Bereich Elektromobilität legte deutlich zu: Insgesamt verkaufte BMW 318.949 elektrifizierte Fahrzeuge (+18,5 Prozent), darunter 220.540 vollelektrische Fahrzeuge (+15,7 Prozent).
Deutlich schlechter fiel das Halbjahresergebnis bei der Mercedes-Benz Group aus. Der Autohersteller musste laut Angaben des „Mercedes-Benz Passion Blog“ im ersten Halbjahr 2025 einen Rückgang des Gesamtabsatzes um 8 Prozent auf 1.076.300 Fahrzeuge hinnehmen. In der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars belief sich das Minus auf 6 Prozent, mit insgesamt 900.000 ausgelieferten Fahrzeugen.
Besonders schwach entwickelte sich das Geschäft mit batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs): Im zweiten Quartal wurden nur noch 35.000 BEVs in der Pkw-Sparte ausgeliefert, ein Rückgang von 14 Prozent. Konzernweit lag der BEV-Absatz im zweiten Quartal bei 41.900 Fahrzeugen (minus 8 Prozent), nachdem er im ersten Quartal sogar um 18 Prozent eingebrochen war. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich ein Rückgang des BEV-Absatzes von 14 Prozent konzernweit und sogar 19 Prozent in der Pkw-Sparte.
Im Gegensatz dazu zeigte sich die Nachfrage nach Plug-in-Hybriden robuster. Zusammengenommen stieg der Absatz sogenannter xEVs (BEVs plus Plug-in-Hybride) im zweiten Quartal leicht um 8 Prozent.
Im Premiumsegment zeichnet sich damit eine Verschiebung ab: Während Volkswagen und Mercedes mit Absatzrückgängen kämpfen, konnte BMW mit stabilen Zahlen und wachsender Elektrosparte die Marktführerschaft unter den deutschen Premiummarken ausbauen.
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