Schokoinflation: Preise für Weihnachtssüßigkeiten explodieren

Weihnachten wird 2025 teurer: Schokolade und Süßwaren kosten so viel wie nie zuvor. Trotz sinkender Kakaopreise bleiben die Waren in den Regalen teuer – die Hersteller verweisen auf gestiegene Kosten.
Titelbild
Süßer Gruß mit bitterem Beigeschmack: Der Schokoladenweihnachtsmann wird 2025 zum Luxusartikel.Foto: Oliver Berg/dpa/dpa
Von 27. Oktober 2025

In Kürze:

  • Schokoladenpreise steigen 2025 weiter, obwohl sich der Kakaopreis etwas erholt hat
  • Hersteller verweisen auf hohe Produktions-, Energie- und Personalkosten
  • Pflanzenkrankheit bedroht den Kakaobaumbestand in Afrika
  • Verbraucher müssen sich auf kleinere Verpackungen und teurere Weihnachtssüßigkeiten einstellen – Preissenkungen vorerst nicht in Sicht

 

Plätzchen, Lebkuchen, Dominosteine und Schokoladenweihnachtsmänner: Was in Deutschland als süßer Auftakt der Adventszeit gilt, wird 2025 zur finanziellen Zumutung. Kostete ein Weihnachtsmann von Milka im vergangenen Jahr nach Angaben des „Handelsblatts“ noch etwa 2,49 Euro, kostet derselbe Weihnachtsmann in diesem Jahr laut der Website Lebensmittel-Sonderposten.de schon 3,29 Euro, wenn man den angegebenen regulären Preis bezahlen müsste. Lag der Preis für einen Weihnachtsmann von Lindt laut „Handelsblatt“ im vergangenen Jahr bei 3,19 Euro, kostet der Schokoweihnachtsmann in diesem Jahr auf der Website des Herstellers 3,99 Euro.

Schokolade bleibt also teuer, obwohl der Preis für Kakao, der im Dezember 2024 zeitweise bei über 12.000 Euro pro Tonne lag, zuletzt auf aktuell um die 5.072 Euro pro Tonne gefallen ist. Der Preisrückgang bei den Rohstoffen kommt bei den Verbrauchern also bislang nicht an.

Schokoinflation: Preisanstieg um fast 70 Prozent

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat im Juli den Bericht „Preisentwicklung für Nahrungsmittel im Zeitraum Januar 2020 bis Juni 2025“ veröffentlicht. Dieser Sonderauswertung zufolge sind die Preise für Süßwaren im Jahr 2025 weiter deutlich gestiegen. Laut Destatis lagen die Preise für die Kategorie „Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren“ im Juni 2025 um rund 5,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat.

Noch höher ist der Anstieg bei Schokolade. Hier legten die Preise nach Destatis-Angaben für den gleichen Monat über 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Setzt man sogar Anfang des Jahres 2020 an, so zahlten die Verbraucher im Juni dieses Jahres für Schokolade sogar gut 65 Prozent mehr.

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Die Preisspirale dreht sich seit Monaten weiter: Hersteller wie der US-amerikanische Lebensmittelkonzern Mondelēz International, der unter anderem die Schokoladen der Marke Milka herstellt, haben in den vergangenen Monaten nicht nur die Verkaufspreise erhöht, sondern gleichzeitig auch die Verpackungsgrößen reduziert. So schrumpften Milka-Tafeln im Sommer von 100 auf 90 Gramm, während der Preis unverändert blieb. Gegen diese Praxis klagt gegenwärtig die Verbraucherzentrale Hamburg vor dem Landgericht Bremen.

Auf Anfrage des Portals „Lebensmittel Praxis“ begründete Mondelēz die Gewichtsreduzierung der Schokoladen damit, dass das Unternehmen mit deutlich höheren Kosten in der gesamten Lieferkette konfrontiert sei. „So kosten Zutaten, wie insbesondere Kakao, aber auch andere deutlich mehr als in der Vergangenheit. Auch Energie-, Verpackung- und Transportkosten sind weiterhin hoch“, wird der Lebensmittelkonzern vom Portal zitiert. Man versuche, die erhöhten Kosten so weit wie möglich aufzufangen. Trotzdem stehe man immer noch vor „großen Herausforderungen“, so das Portal weiter. „Infolge dieses schwierigen Umfelds mussten wir die Entscheidung treffen, das Gewicht einiger unserer Milka Tafeln, sowohl im Standard- als auch im Großtafelsegment, anzupassen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können und keinen Kompromiss beim Geschmack und der Qualität unserer Schokolade zu machen.“

Hauptgrund: Kostenexplosion bei Kakao und Zutaten

Zwar hat der Kakaopreis im Herbst 2025 mit rund 5.200 Euro pro Tonne ein 20-Monats-Tief erreicht, er liegt aber weiterhin mehr als doppelt so hoch wie noch 2022, als der Preis für eine Tonne noch deutlich unter 2.500 Euro lag.

Der Preisrückgang, der sich bereits im Sommer abgezeichnet hatte, findet aktuell in einem sehr unsicheren Marktumfeld statt, wie Friedel Hütz-Adam, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim SÜDWIND Institut, im August in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ erklärte. Hütz-Adam forscht unter anderem zur Wertschöpfungskette von Kakao.

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„Wir haben jetzt eine Ernte, die fast wieder so gut ist wie vor der Krise“, so Hütz-Adam. Damit sind die Krisenjahre 2023 und 2024 gemeint, in denen es zu massiven Ausfällen bei der Ernte kam. Dürren, Starkregen und Pflanzenkrankheiten hatten in Afrika zu Missernten geführt. Hinzu komme eine „leicht gesunkene Nachfrage“.

„Letztlich hätte man sogar erwarten können, dass der Preis noch deutlicher fällt“, so der Kakao-Experte. „Dass der Preis aber noch auf diesem generell hohen Niveau liegt, erklärt sich vermutlich schon durch die Verunsicherung, was die nächste Erntesaison bringen wird“, so Hütz-Adam weiter. Für die Industrie seien die Entwicklungen in den westafrikanischen Staaten Ghana und Côte d’Ivoire entscheidend.

Pflanzenkrankheit bedroht Kakaobaumbestand in Afrika

In diesem Zusammenhang weist der Wissenschaftler im Interview auf eine Pflanzenkrankheit namens Swollen Shoot hin. Niemand wisse im Moment, wie viele Kakaobäume davon befallen sind. Das Swollen-Shoot-Virus (CSSV) bedroht derzeit weite Teile der westafrikanischen Kakaoproduktion. Die durch CSSV verursachte und von Schildläusen übertragene Krankheit führt zu Ertragseinbußen und schließlich zum Absterben der Bäume. Besonders betroffen sind die Hauptanbaugebiete Ghana und die Elfenbeinküste, die gemeinsam den Großteil des weltweiten Kakaos liefern.

Fallen dort bald die Kakaobäume der Pflanzenkrankheit zum Opfer, hätte das erhebliche Auswirkungen auf den Kakaopreis. Das Angebot würde dann weit hinter der Nachfrage zurückbleiben und den Preis abermals in die Höhe treiben. Über das Ausmaß des Swollen-Shoot-Befalls liegen keine verlässlichen Zahlen vor, wie Friedel Hütz-Adam erklärt.

„In Ghana heißt es mal, 30 Prozent seien betroffen, mal 70 Prozent. Côte d’Ivoire wiederum hat dazu nie Zahlen bekannt gegeben.“

Verschlechterte Ertragslage bei deutschen Süßwarenherstellern

Dass die Preise für Schokolade trotz des in den vergangenen Monaten gesunkenen Kakaopreises nicht gesunken sind, hat auch noch andere Ursachen. Laut einer Konjunkturumfrage des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) sah sich die deutsche Süßwarenindustrie in den ersten vier Monaten dieses Jahres mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die über 200 Hersteller von Süßwaren und Knabberartikeln berichteten demnach „von einer angespannten wirtschaftlichen Lage, bedingt durch anhaltende geopolitische Unsicherheiten, deutliche Kostensteigerungen und ausufernde bürokratische Anforderungen“.

Laut dem Verband berichten rund 45 Prozent der Unternehmen von einer verschlechterten Ertragslage, während 42 Prozent einen rückläufigen Absatz verzeichnen. Als wichtigste Kostentreiber nennen die Betriebe in erster Linie die gestiegenen Personalkosten (90 Prozent) und die verteuerten Rohstoffe (80 Prozent). Hinzu kommen Belastungen durch Energiepreise (40 Prozent) sowie Logistikkosten (32 Prozent).

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Im Exportgeschäft, das für die Branche traditionell von zentraler Bedeutung ist, zeigt sich ein gemischtes Bild: 26 Prozent der Unternehmen konnten ihre Ausfuhren steigern, während 33 Prozent Rückgänge meldeten. Besonders schwierig stellt sich die Lage auf dem US-Markt dar: 85 Prozent der befragten deutschen Firmen rechnen dort für 2025 mit einer weiteren Verschlechterung ihres Geschäfts mit Süßwaren und Knabberartikeln.

Preise werden nicht schnell fallen

Ob sich der zuletzt gesunkene Kakaopreis tatsächlich auf den Preis von Schokolade im Handel auswirkt, wird sich erst mit Verzögerung zeigen. Grund dafür sind die langen und komplexen Lieferketten in der Süßwarenproduktion: Von der Ernte über den Transport und die Verarbeitung bis hin zur Auslieferung in den Einzelhandel vergehen oft mehrere Monate. Erst wenn neue Chargen aus günstigeren Rohstoffeinkäufen in den Handel gelangen, könnten sich die Preise für die Verbraucher spürbar verändern.

Wie stark sich diese Entwicklung letztlich auswirkt, hängt stark von der Beschaffungsstrategie der jeweiligen Hersteller ab. Unternehmen, die Kakao über die Börse beziehen, sichern sich häufig mit sogenannten Hedging-Geschäften gegen Preisschwankungen ab. Das bedeutet, dass sie den Rohstoff schon im Voraus zu einem festgelegten Preis kaufen, um sich vor starken Marktbewegungen zu schützen. Dadurch reagieren ihre Produktionskosten – und damit auch die Verkaufspreise im Handel – verzögert auf Veränderungen des Weltmarktpreises.

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Unternehmen, die mit kurzfristigen Lieferverträgen oder direkten Einkäufen arbeiten, können schneller auf Preisveränderungen reagieren. Wie das genau funktioniert, wird auf dem Blog des Herstellers Ritter Sport erklärt. Zusätzlich hängt die Preisentwicklung davon ab, in welcher Form ein Unternehmen Kakao bezieht: Während der Preis für Rohkakao direkt an die Börsenkurse gekoppelt ist, können die Preise für verarbeitete Zwischenprodukte wie Kakaomasse oder Kakaobutter aufgrund zusätzlicher Verarbeitungsschritte und Lagerkosten eigenständig schwanken.

Süß wie immer – aber teurer denn je

Angesichts der aufgezeigten wirtschaftlichen Lage der Branche ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Monaten überhaupt kein Spielraum für Preisabsenkungen besteht. Schaut man sich die BDSI-Konjunkturbefragung an, dann ist diese Befürchtung nicht aus der Luft gegriffen.

Trotz des Preisanstiegs bei den Weihnachtssüßigkeiten dürften sie auch in diesem Jahr fest zur Advents- und Weihnachtszeit gehören. Der Duft von Zimt, Schokolade und Vanille wird durch Supermärkte und Küchen ziehen. Doch er hat seinen Preis. Weihnachten 2025 ist süß wie immer, aber teurer denn je.



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