Stärkster Anstieg der Insolvenzen seit Oktober 2024

Verkehr, Lager, Bau, Gastro: Immer mehr Unternehmen geben auf und melden Insolvenz an. Die Pleitezahlen steigen wieder deutlicher an. Die Konjunkturflaute macht der Wirtschaft zu schaffen.
Deutlich mehr Unternehmen als ein Jahr zuvor haben im Juli Insolvenz angemeldet (Symbolbild)
Deutlich mehr Unternehmen als ein Jahr zuvor haben im Juli Insolvenz angemeldet. (Symbolbild)Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Epoch Times11. August 2025

Die Anzahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland stieg im Juli 2025 um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das ist die höchste Zuwachsrate seit Oktober 2024 (+22,9 Prozent), wie aus den vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht.

Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen bis zu drei Monate davor.

Im Mai waren es 2.036 insolvente Firmen

Für Mai 2025 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 2.036 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 5,3 Prozent mehr als im Mai 2024.

Die Forderungen der Gläubiger aus den im Mai 2025 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,2 Milliarden Euro. Im Mai 2024 hatten die Forderungen bei rund 3,4 Milliarden Euro gelegen.

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Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Mai 2025 in Deutschland insgesamt 5,9 Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 10,9 Fällen. Danach folgten das Baugewerbe mit 9,4 Fällen sowie das Gastgewerbe mit 9,0 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.

Für dieses Jahr wird mit mehr Pleiten gerechnet

Diverse Auskunfteien rechnen für das Gesamtjahr mit mehr Firmenpleiten als 2024. Im vergangenen Jahr war amtlichen Zahlen zufolge mit 21.812 Fällen ein Höchststand seit dem Jahr 2015 registriert worden.

Der Anstieg war erwartet worden, nachdem die staatliche Unterstützung aus der Corona-Pandemie ausgelaufen war. Zudem belasten hohe Energiepreise, viel Bürokratie und politische Unsicherheit die Unternehmen.

„Die Wirtschaftskrise dauert an – und deshalb wächst die Welle der Unternehmensinsolvenzen weiter“, kommentiert Jupp Zenzen, Konjunkturexperte bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Nach zwei Jahren Rezession sei die Liquidität vieler Betriebe angeschlagen.

Zudem belasten hohe Energiepreise und viel Bürokratie. Die Wirtschaft brauche „Entlastung auf breiter Front“, mahnt Zenzen. Die Politik müsse „die dringend benötigten Reformen sehr rasch“ umsetzen.

Nach Einschätzung des Verbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) reagieren viele Unternehmen aber auch zu spät auf strukturelle Veränderungen in ihren Branchen.

„Zu schnell wird die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht“, sagt der VID-Vorsitzende Christoph Niering. „Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden.“

Verbraucher-, Personen- und Kapitalgesellschaften

Im Mai 2025 gab es zudem 6.605 Verbraucherinsolvenzen. Damit stieg deren Zahl um 16,1 Prozent gegenüber Mai 2024.

Dass die Zahlen wieder deutlicher anziehen, zeigt sich auch in der jüngsten monatlichen Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Das IWH zählte für Juli 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland – 13 Prozent mehr als im Juli 2024 und 64 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Juli der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Weil es weniger Großinsolvenzen gab, seien aktuell jedoch vergleichsweise wenige Jobs von den Pleiten betroffen gewesen. (dts/dpa/red)



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