Steuern, Gebühren, Auflagen: Warum Deutschland vom Himmel abgekoppelt wird

In Kürze:
- Airlines wie Lufthansa, Ryanair, Eurowings und Wizz Air streichen massiv Flüge.
- Besonders betroffen sind kleinere Flughäfen und innerdeutsche Verbindungen.
- Hauptgrund sind höhere Steuern und Gebühren sowie gestiegene Betriebskosten.
- Branchenverbände warnen vor einem Verlust der internationalen Anbindung Deutschlands.
Der Abbau von Kapazitäten im Luftverkehr setzt sich in Deutschland fort. Streichungen von Flügen betreffen in erster Linie innerdeutsche Strecken, aber auch einzelne internationale Verbindungen drohen, ab Winter wegzufallen. Die Lufthansa hat auch bereits ab nächstem Sommer ein Aus für rund 100 Flüge innerhalb des Landes in Aussicht gestellt.
Wie Konzernchef Carsten Spohr der „Welt am Sonntag“ mitteilte, seien unter anderem die Verbindungen von München nach Dresden sowie nach Münster/Osnabrück gefährdet. Bei Lufthansa sieht man diese als nicht mehr rentabel an. Schon im Winter sei damit zu rechnen, dass die Anzahl der Flüge auf bestimmten Strecken reduziert werde. Betroffen davon seien laut „Bild“ auch Flughäfen wie Bremen, Leipzig, Dresden oder Köln.
Airlines bauen in großem Stil Kapazitäten ab
Die Lufthansa ist nicht der einzige Anbieter, der sein Programm in Deutschland deutlich einschränkt. Bereits im zurückliegenden Sommer hatte Ryanair nicht weniger als 1,8 Millionen Sitzplätze gestrichen. Dortmund, Dresden und Leipzig werden vom Billigflieger überhaupt nicht mehr bedient – in Hamburg fielen 60 Prozent der Kapazitäten weg.
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Hier geht es nicht mehr nur um innerdeutschen Verkehr: Die zuvor zweimal pro Woche angesteuerten Zielflughäfen Edinburgh, Malaga, Mailand-Bergamo und Porto fallen vollständig weg.
Im Winter wird es einem Bericht von „Bild“ zufolge in dieser Tonart weitergehen. Nicht weniger als 24 Strecken und 800.000 Sitzplätze will die irische Billigfluglinie streichen. Betroffen sind auch hier hauptsächlich kleinere Flughäfen wie Köln/Bonn, Memmingen und Nürnberg – aber auch Berlin und Hamburg. Direktflüge von der Hauptstadt nach Kaunas, Riga, Tel Aviv, Krakau, aber auch nach Brüssel sollen wegfallen.
Wizz Air und Eurowings folgen Beispielen von Lufthansa und Ryanair
Wizz Air kürzt sein Angebot in Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden und Dortmund. Die ungarische Billigfluglinie steuert schwerpunktmäßig Ziele auf dem Balkan an. Sofia und Bukarest fallen dabei künftig generell weg. Andere Ziele wie Tirana, Belgrad, Timișoara oder Banja Luka werden wöchentlich weniger oft angeflogen.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings strich im Sommer mehr als 1.000 Flüge ab Hamburg – darunter nach Köln/Bonn und zu sechs internationalen Verbindungen. Von Nürnberg aus wird es ab nächstem Sommer keine Eurowings-Verbindung nach Rom, Heraklion, Kos und Rhodos geben. Bereits im Winter verabschiedet man sich aus Dortmund – mit Ausnahme der Verbindung nach Mallorca.
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Bei Eurowings nannte man konkret gestiegene Flughafengebühren als Grund.
Insbesondere seit 2023 ist Angebotsrückbau oder gänzliche Verlagerung des deutschen Betriebs bei vielen Fluglinien zum gefestigten Trend geworden. Dieser zeigt sich bei einheimischen Linien ebenso wie bei internationalen Billiganbietern.
Immer höhere Belastungen für Airlines und Kunden
Der internationale Airline-Verband BARIG in einer Stellungnahme weist darauf hin, dass sich die Steuern und Gebühren für den Luftverkehr in Deutschland seit 2019 mittlerweile verdoppelt haben. Sie summierten sich zuletzt auf 4,4 Milliarden Euro im Jahr.
Der Verband fordert darin in einem „eindringlichen Appell […] an die Bundesregierung […] eine deutliche Entlastung des Luftverkehrs“. Mit jedem abgezogenen Mittelstreckenjet gingen dem Land pro Jahr 70 Millionen Euro an Wertschöpfung verloren. So seien 190 zuvor in Deutschland stationierte Flugzeuge seit 2019 ins Ausland verlagert worden.
BARIG-Chairman Michael Hoppe warnt:
„Weniger Flüge bedeuten, dass die Konnektivität hierzulande immer weiter sinkt. Wichtige Wirtschaftszentren werden vom globalen Luftverkehr abgekoppelt – zum großen Leidwesen des exportorientierten Mittelstands in Deutschland. Es fehlen Flüge in ausländische Wirtschafts- und Handelsmetropolen.“
BARIG erklärt, dass nur sieben von 21 Ländern in Europa eine Luftverkehrssteuer nach deutschem Vorbild erheben, die hierzulande seit 2024 einen Aufschlag von 20 Prozent auf den Preis verursacht. Schweden hat sie gerade abgeschafft.
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Fliegen in Deutschland deutlich teurer als in Nachbarländern
Gestiegen sind laut „Bild“ die Flugsicherungs- und Anfluggebühren um 20 bis 40 Prozent und die Abfertigungsgebühren und Umweltaufschläge pro Ticket um bis zu 72 Euro.
Einer ADAC-Analyse vom Juni zufolge zahlen Passagiere etwa in Frankfurt am Main bei einem Inlandsflug durchschnittlich 74 Euro an Steuern und Gebühren. In München sind es 49 Euro, in Düsseldorf 46 Euro, in Köln/Bonn immer noch 36 Euro. Damit liegen deutsche Flughäfen im europäischen Vergleich an der Spitze – höhere Gesamtabgaben fallen nur noch in Amsterdam an.
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Auch Vorschriften zum verpflichtenden Einsatz „nachhaltiger“ Flugkraftstoffe und EU-Klimaauflagen tragen zu einer Verteuerung des Fliegens bei.
Gleichzeitig sinken infolge der Auflagen und Gebühren auch die Gewinnmargen der Airlines. Dies führt zu weiteren Flugstreichungen und höheren Ticketpreisen. Der Verband BDL rechnet damit, dass die Durchschnittspreise 2026 nochmals um bis zu 10 Prozent anziehen werden, wenn keine Entlastung erfolgt.
Jens Ritter, CEO von Lufthansa Airlines, zeigte sich gegenüber „Bild“ enttäuscht, dass die schwarz-rote Regierung im Haushaltsentwurf für 2026 keinerlei Entlastung für den Flugverkehr plane. Im Koalitionsvertrag wurden noch Zugeständnisse an die Branche festgehalten.



















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